Leverkusen – Der dramatisch inszenierte Sturm der Entrüstung hat sich gelegt, denn eine Lösung des städteplanerischen Konflikts ist in Sicht. Die Angst, der Gemeinnützige Bauverein Opladen (GBO) könnte anstelle der Gründerzeitvilla mit roter Backsteinfassade ein zeit- und innenstadtgemäßes fünfstöckiges Wohnhaus errichten, hatte viele Opladener in Aufregung versetzt.
Die Bezirksvertretung II fasste daraufhin vergangene Woche eine einstimmige Resolution für den Erhalt des historischen Gebäudes, das es aufgrund zahlreicher Umbauten nie auf die Denkmalliste geschafft hat, und Opladen plus startete eine Petition im Internet für dessen Erhalt.
Der GBO bestritt zwar Abrissabsichten, doch erst jetzt haben sich die Wogen geglättet, nachdem die Genossenschaft mitgeteilt hat: „Der Bauverein Opladen wir einem Erhalt der Gründerzeitvilla in der Schillerstraße 4-6 nicht im Wege stehen und stellt seinen Anteil an der Doppelhaushälfte zum Verkauf.“
So heißt es in einer Pressemitteilung die GBO-Vorstand Alexander Dederichs am Dienstagmorgen herausgegeben hat. Der GBO will nicht den indirekten Vorwurf auf sich sitzen lassen, historische Gebäude leichtfertig zu opfern. Erhebliche Teile des Wohnungsbestandes datierten aus den Jahren 1900 bis 1930, erinnert Dederichs. „Diese Bestände werden in vorbildlicher Weise vom GBO erhalten, saniert und modernisiert. Der Erhalt eines weiteren modernisierungs- und energieintensiven Objekts ist aber nicht vorderstes Zeil der Genossenschaft.“
Vielmehr erwarteten die Mitglieder der Genossenschaft heute die Bereitstellung „von dringend benötigtem modernen, energieoptimierten, barrierefreien und vor allem bezahlbaren Wohnraums“. Daher – aus der Abwägung der Schwerpunkte heraus – die Entscheidung zum Verkauf der Doppelhaushälfte in der Schillerstraße.
Hoch erfreut von dieser Nachricht zeigte sich Jan Morgenstern. Der Inhaber und Leiter der privaten Musikschule Stern-Art ist der Eigentümer der zweiten Haushälfte, der Nummer 4, in der seit 2013 auch die seit 15 Jahren bestehende Musikschule untergebracht ist, die einen großen Teil des Unterrichts ihrer rund 600 Musikschüler corona-bedingt ins Internet verlegen musste.
Er telefonierte sogleich mit GBO-Chef Dederichs und hegt seitdem die ernsthafte Absicht, die zweite Gebäudehälfte zu kaufen und auch seine Musikschule darin ausweiten zu können. „Es war ein sehr gutes Gespräch und ich will mit viel Hoffnung und Glück versuchen, das Objekt zu übernehmen. Ich glaube, diese einmalige Chance nutzen zu können, und habe schon einige kreative Ideen, was sich dort verwirklichen ließe“, so Morgenstern, der aber auch noch andere Optionen prüfen will.