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Opladener SommergartenDas Bier schmeckt auch ohne Brings

Lesezeit 4 Minuten

Der Sommergarten 2020: Abstand statt Party-Gedrängel

  1. Sommergarten statt Bierbörse: Wir haben uns am Wochenende in Opladen umgeschaut.
  2. Noch bis zum 23. August können Gäste es sich am Wupperufer gemütlich machen.

Leverkusen – Normalerweise würde an diesem Abend die Band Department of Rock auf der Bühne der 34. Opladener Bierbörse spielen. „Morgen wäre eigentlich Brings dran gewesen“, sagt Veranstalter Werner Nolden und klingt dabei fast ein wenig wehmütig. Zum ersten Mal hatte er auf Grund der Corona-Pandemie die Bierbörse absagen müssen. Bier gab es allerdings an diesem Wochenende trotzdem – im Opladener Sommergarten.

Die Hygieneregeln hängen aus und werden am Eingang erklärt.

Am Mittwoch hat er seine Tore an der Schusterinsel erstmals geöffnet , für bis zu 600 Besucher gleichzeitig. Das zehntägige Event gilt als Pilotprojekt für weitere Großveranstaltungen in der Stadt. Wer das Gelände betreten will, muss einige Regeln beachten, die das Personal bereits am Eingang erklärt. Vier verschiedene Biergärten warten auf Gäste. Auch ein Imbissstand und ein Kinderkarussell sind auf dem Gelände zu finden. Die Maske gehört so lange über Nase und Mund, bis der eigene Sitzplatz erreicht ist. Auf Listen tragen sich die Besucher mit Kontaktdaten und Tischnummern ein.

Statt dicht gedrängt vor den Bierwagen zu stehen und sich zu unterhalten, warten die Gäste in einer Schlange mit jeweils anderthalb Metern Abstand zueinander, bis sie an der Reihe sind. Ein Bild, das bei der Bierbörse wohl undenkbar wäre.

Desinfektions-Station zur Selbstbedienung.

Auch die Mitarbeiter müssen deutlich mehr berücksichtigen als sonst. „An jedem Stand steht einer nur an der Spüle. Das Glas schnell eintauchen und gut ist, funktioniert nicht mehr“, erzählt Nolden beispielsweise.

Bernd Fahlenbach sitzt mit drei Freunden an einem der Biertische. „Ich fühle mich hier auf jeden Fall sicher, alle halten sich gut an die Regeln“, sagt der Opladener. Allerdings fehle ihm die Hintergrundmusik. Das Ehepaar Britta und Günter Ballmann findet sogar mehr Gefallen am Sommergarten als an der traditionellen Bierbörse. „Es ist nicht so überlaufen“, sagt die Opladenerin. „Es ist gut, dass das normale Leben so ein wenig aufrechterhalten wird“, fügt Ehemann Günter hinzu.

Bierbörsen-Atmosphäre fehlt

Die beiden Freundinnen Nicole und Jasmin vermissen hingegen die Bierbörse. „Es ist einfach diese Atmosphäre, die fehlt. Man darf ja nicht wie sonst einfach mit Fremden einen trinken und von Stand zu Stand ziehen“, sagt Nicole. Beide verstehen nur zu gut, warum das Großevent abgesagt wurde. Sie hoffen allerdings, dass das traditionelle Fest so bald wie möglich wieder stattfinden kann. „Ich finde das Konzept dafür aber richtig gut umgesetzt, hat Spaß gemacht“, lobt Jasmin den Sommergarten.

Veranstalter Werner Nolden hat das Coronavirus das Event-Geschäft torpediert.

Ähnlich sehen das die vier Freunde Nils Bienewald, Alexander Beilmann, Niklas Münzer und Tekin Kahilogullari. Die beiden Veranstaltungen seien schwierig zu vergleichen. „Es fehlt natürlich die Partystimmung“, sagt Kahilogullari, der vor allem Guildo Horns Auftritt am Montag vermisst. Trotzdem seien er und seine Sitznachbarn begeistert vom Sommergarten. „Bier ist Bier“, sagt Bienewald.

Nolden zufolge soll sich das Konzept bewusst von der Bierbörse unterscheiden. Es sei Zufall gewesen, dass der Sommergarten am gleichen Wochenende stattfindet. „Ich war lange zerrissen, ob ich es überhaupt machen soll“, erzählt der Organisator. Denn auch ihn habe die Corona-Pandemie finanziell hart getroffen. „Ich habe kein Geld mehr“, sagt er offen. Sein Team sei in Kurzarbeit, einige Mitarbeiter habe er an andere Firmen vermitteln können. Es sei ein Risiko gewesen, das Event zu planen. Keiner wusste, wie viele Besucher kommen würden. Auch habe er Sorge gehabt, Freitagabend von den üblichen Bierbörsengängern überrollt zu werden.

Keine Musik, kein Tanz

Musik lässt Nolden extra nicht laufen, damit keiner auf die Idee kommt, zu tanzen. Zufrieden zeigte er sich am Wochenende in einer ersten Bilanz. Alle hätten sich gut an die Vorschriften gehalten. Er könne sich vorstellen, mit Einnahmen und Ausgaben bei Null zu enden. Vor allem aber hätten er und seine Mitarbeiter viel gelernt. Etwa, als es am Freitagabend plötzlich wie aus Eimern regnete: „Die Leute haben teilweise begonnen, direkt am Bierstand zu trinken, weil sie dort vorm Regen geschützt waren. Deshalb haben wir kurzzeitig nichts mehr ausgeschenkt.“

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Mit solchen Erfahrungen kann sich Nolden nächstes Jahr vorsichtig mehr Stände vorstellen. Vielleicht auch eine Art App statt der vielen Papierzettel.

Öffnungszeiten: Bis Sonntag, 23. August, von 16 bis 23 Uhr (sonntags ab 14 Uhr). Montag und Dienstag sind Ruhetage.