„Parents for Future“-Demo in LeverkusenRadeln auf der Straße, einfach so
Leverkusen – Wer erinnert sich noch daran? Vor zwei Jahren rief der Stadtrat für Leverkusen den Klima-Notstand aus. Dabei sollte es ausdrücklich nicht bleiben. Vielmehr sollte mit Entscheidungen auf die Misere reagiert und im Rahmen der städtischen Politik alles getan werden, um die globale Erwärmung zu verlangsamen.
Allzuviel Konkretes konnte Kirsten Prößdorf jedoch bisher nicht erkennen. Die Aktivistin von „Parents for Future“ zog am Donnerstagabend vielmehr ein ernüchterndes Fazit. Auch bei der Mobilitätswende sei nicht viel passiert, monierte sie: Mit der Förderung des Rads als Auto-Alternative gehe es nur schleppend voran. Viele von den geplanten Projekten seien noch nicht umgesetzt. Dass Prößdorf schnell auf die Fahrradstraßen zu sprechen kam, hatte einen Grund: Am Donnerstag machte „Parents for Future“ wichtige Verkehrsachsen zu Fahrradstraßen, wenn auch immer nur für ein paar Minuten.
Natürlich geht so etwas nicht ohne massiven Polizei-Einsatz. Aber dafür hatten die Organisatoren gesorgt. Kurz nach 18 Uhr machten sich rund drei Dutzend Radler an der Dhünnstraße auf den Weg, um recht bald ein echt seltsames Erlebnis zu haben: den Europaring mit ihrem Rad zu befahren. Danach ging’s weiter zum Willy-Brandt-Ring; der A-3-Zubringer musste einseitig blockiert werden. Die Reaktionen der Autofahrer waren gemischt: Manche fluchten und hupten, vor allem auch angesichts des gemächlichen Tempos, in dem sich das Radler-Feld bewegte. Allerdings: Es waren auch nicht wenige Kinder dabei. Andere Automobilisten winkten fröhlich. Nicht jeder Konkurrent auf der Straße war also genervt.
Normalerweise ein übler Abschnitt
Später ging’s auf dem Karl-Carstens-Ring am Klinikum vorbei, dann links und wieder rechts durch Alkenrath in Richtung Fixheide. Spätestens dort geriet die sonst ja verbotene Fahrt auf der Straße zu einem relativen Genuss: Normalerweise ist der Bereich für Radfahrer ein ganz übler Abschnitt. Kein Radweg, kein Platz auf der Straße, immer viel Verkehr und genervte Leute. Auf der Fixheider Straße machte sich das Privileg, die Straße zu benutzen, ebenfalls angenehm bemerkbar. Sonst sind da lästige Umwege zurückzulegen.
Ganz besonders schön wurde es an den großen Kreuzungen. Vielen Teilnehmern dieser geschützten Radtour wurde noch einmal klar, was es bringt, wenn man sich nicht nach einer harten Bremsung und einem bangen Schulterblick mit dem Rad auf eine Verkehrsinsel klemmen, dann einen Ampeldrücker betätigen und alle Autos an sich vorbeiziehen lassen muss. Auf manchen Abschnitten ebenfalls auffällig: die glatten Fahrbahnen. Wer die parallelen Radwege kennt, wunderte sich des öfteren.
Jubel im Tunnel
Ganz ohne Jubel konnte es in Küppersteg natürlich nicht in die Unterführung des Europarings gehen. Das war nicht nur eine Sache des Sounds: Mancher musste daran denken, wie er sonst auf der oben liegenden, schmalen Fahrspur von Autofahrern bedrängt wird. Die haben meist nicht die überbreiten, rechts geparkten Anhänger im Blick, die Radler in die Mitte der Fahrbahn treiben.
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Am Ende gab’s den Dank an die Polizei und eine Hoffnung: dass die Zukunft des Radelns dem Erlebten näher kommt.