Leverkusen – Noch kommt der Protest der Initiativen gegen den geplanten Autobahnausbau recht ruhig daher, aber das könnte sich bald ändern.
Auch am Donnerstag, als sich Betroffene aus der Schleswig-Holstein-Siedlung in der Straße Ratherkämp trafen, bekamen das im Prinzip nur die Anwohner selbst mit. Anlass war, dass man in den Siedlungen jetzt die neuen einheitlichen, von der Stadt herausgegeben „Keinen-Meter-Mehr“-Schilder in die Vorgärten gestellt hat. Und man sammelt unterschriebene Protestbriefe, vorgefertigt kann man sie von von der Website der Stadt herunterladen. Der Verkehrsminister soll die Briefe in Berlin beim Protest der Stadt am 10. Juni am besten in Waschkörben entgegennehmen.
Ständiges Rauschen
Auch jetzt lebt man in der Siedlung unterm ständigen Rauschen. Täglich passieren 120 000 Pkw und 20 000 Lkw den A3-Abschnitt zwischen Leverkusen Zentrum und dem Kreuz.
Die Anwohner der Siedlung haben allen Grund, die Autobahnpläne mit aller Kraft zu bekämpfen, denn der A3-Ausbau ist zwar schon weit geplant, aber es gibt noch kein Planfeststellungsverfahren, kein Baurecht. Nach dem Ausbau der A3 im Bereich Dhünnbrücke könnten extrem hohe Lärmschutzwände in den Gärten weithin Schatten werfen. Auch die Asphaltfläche wird extrem groß: Bis zu 70 Meter breit soll die neue A3 im Bereich der Schleswig-Holstein-Siedlung werden, dazu kommen kurz vorm Kreuz die Abbiegestreifen von und zur A1, den benötigten Platz werden die Gartenbesitzer zwangsweise abgeben müssen. Der Vorsitzende der Bürgerinitiative IG Schleswig Holstein-Siedlung, Friedrich Jonas, sieht trotz der scheinbar unaufhaltsam rollenden Planung der Autobahn GmbH noch Chancen, etwas zu verhindern: „Das Gute ist, dass der neue Verkehrsminister Volker Wissing jetzt noch ohne Gesichtsverlust aus der Sache heraus kann“, sagt er. Die bisherigen Minister, die seit über einem Jahrzehnt von der CSU aus Bayern kamen, hätten das nicht gekonnt.
Alte Zahlen
Die Dimensionen der A3-Ausbau-Pläne beruhen auf alten Zahlen und Prognosen. Seither hat sich vieles verändert: Corona, jetzt Russlands Angriff in der Ukraine. Das, so Jonas, müsse in die Verkehrsprognosen ebenso eingerechnet werden, wie die Gesundheitskosten durch Hitze und Luftverschmutzung durch die Autobahn.
Ratsfrau Gisela Kronenberg kommt zwar aus der „Gallier-Siedlung“ jenseits der Dhünn, aber auch sie wohnt noch im Bereich des Autobahn-Rauschens. Zuerst werde ja nun das neue Autobahnkreuz geplant. Mit eindringlicher Miene mahnt sie: Wenn man sich da erstmal auf eine Form des Autobahnkreuzes festgelegt haben werde, gebe es so viele Zwangspunkte, dass es kein Zurück für die ausladenden A3-Pläne gebe.
Dass der Protest demnächst ganz allgemein in Leverkusen sichtbarer werden müsse, kündigte Jonas an, ohne aber ganz konkret zu werden. Nach Autobahnbesetzungen sieht es immer noch nicht aus, aber Leverkusen hat andere große Straßen, auf denen eine Demonstration ihre Wirkung hätte.