Die Bahn investiert 200 Millionen Euro in den Streckenabschnitt Leverkusen Mitte.
Bis Mitte 2024 sollen alle Arbeiten am zusätzlichen Gleis für den RRX fertig sein.
Harte Zeiten für Pendler: Immer wieder gibt es Vollsperrungen, die längste dauert 14 Monate.
Leverkusen – War der Ausbau des Kölner Autobahnrings im Stadtgebiet samt Folgen in den vergangenen Jahren das beherrschende Verkehrsthema in Leverkusen, so ist jetzt der Ausbau der Bahnstrecke Köln–Düsseldorf wieder da, mit deren vorbereitenden Maßnahmen vor wenigen Tagen im Bereich des Bahnhofs Leverkusen-Mitte begonnen worden ist. Dass auch diese Baustelle erhebliche Auswirkungen auf den Stadtverkehr haben wird, was in einer 14-monatigen Vollsperrung des Zugverkehrs von Sommer 2022 bis Sommer 2023 gipfeln wird, wurde den Besuchern der Informationsveranstaltung der Deutschen Bahn im Forum am Montagabend eindrucksvoll vorgeführt. Die wesentlichen Punkte der auf knapp fünf Jahre angelegten Baustelle noch einmal im Überblick:
Baustelle in Zahlen
In den Ausbau für den RRX investiert die DB-Netze in Leverkusen und Langenfeld insgesamt 200 Millionen Euro. Es werden 84 Kilometer Kabel verlegt, elf Brücken und zwei neue Stellwerke gebaut, drei Kilometer Gleise neu gebaut und 19 Kilometer erneuert, 250 Oberleitungsmaste gesetzt und 24 Kilometer neuer Fahrdraht gespannt, 43000 Tonnen Schotter werden bewegt. Zuvor finden 6000 Bohrungen nach Kampfmitteln statt. (ger)
Vor den eigentlichen Ausbauarbeiten für das vierte Bahngleis inklusive Signaltechnik, Oberleitungen und elf neuen Brückenbauwerken stehen Leitungsarbeiten an. So wird aktuell eine Ferngasleitung, die im Bereich des Bahnhofs Leverkusen-Mitte knapp neben den Gleisen unterirdisch verläuft, verlegt. Der Pendlerparkplatz am Bahnhof musste für die Baustelleneinrichtung gesperrt werden. Neue Car-Sharing-Stellplätze östlich des Bahnhofs in der Kolonie werden mit Hilfe eines Abschleppunternehmens immer wieder freigeräumt.
Die Kältetechnik des Forums muss komplett umgebaut werden – sie ist bislang in die Stützmauer der Bahntrasse integriert, die für den Gleisneubau abgerissen werden muss. Im gesamten Ausbaubereich müssen rund 6000 Bohrungen zur Kampfmittelsondierung durchgeführt werden. Eine neue Hauptkabeltrasse wird verlegt.
Vollsperrungen:
Arbeiten unmittelbar am Gleiskörper können nicht während des Zugverkehrs stattfinden. Er wird daher immer wieder zu Vollsperrungen der Neubaustrecke kommen, die einen Schienenersatzverkehr mit Bussen erforderlich machen. Erstmal wird dies zwei Wochen lang in den Osterferien 2020 erfolgen, dann erneut wieder in den folgenden Sommer- und Herbstferien. Zusätzliche Sperrungen an Wochenenden sind ebenfalls eingeplant; sie werden rechtzeitig angekündigt, sagt die Bahn.
Die Hauptarbeiten werden an einem Stück vom Beginn der Sommerferien 2022 bis Ende der Sommerferien 2023 ausgeführt. Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile haben die Verantwortlichen der Bahn dem Arbeiten in einem Rutsch und mit einem verlässlichen Ersatzverkehr den Vorzug gegeben, der zu den Hauptverkehrszeiten durch zusätzliche Schnellbusse ergänzt werden soll.
Fernzüge sollen in dieser Zeit über Opladen umgeleitet werden. Da diese im Schienenverkehr bevorzugt werden, sind nachteilige Auswirkungen auch auf den Regionalverkehr auf der Strecke Köln–Wuppertal zu erwarten. Aktuelle Informationen bieten die Apps DB Bauarbeiten, DB Navigator und die Internetseiten der Bahn.
Ein neuer Bahnhof:
Der Bahnhof Leverkusen Mitte wird total umgebaut, das heißt: das Bahnhofsgebäude wird 2022 (nach Sicherstellung des Weigmann-Glasfensters) abgerissen. An seiner Stelle wird das zusätzliche neue Gleis verlaufen. Die Bahnsteige werden umgebaut, erhalten neue Dächer und werden mit Fahrstühlen ausgestattet, der Bahnhof, der zum Busbahnhof hin ein Vordach erhält, barrierefrei hergerichtet.
Schallschutz:
Da nach Abschluss der Bauarbeiten zusätzlicher Verkehr auf der Bahnstrecke verlaufen wird – am Ende sollen zusätzliches Gleis und größere Fahrgast-Kapazitäten täglich 24 000 Autofahrten erübrigen – muss der Schallschutz entlang der Strecke verbessert werden. Fünf Kilometer neue Schallschutzwände werden errichtet, zusätzlich bezuschusst die Bahn Eigentümern von 60 besonders betroffenen passiven Lärmschutz.
Damit sich Belästigungen bereits während der Bauzeit in Grenzen halten, soll ein Baulärmverantwortlicher als ständiger Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Im ärgsten Fall will die Bahn geplagten Nachbarn die Übernachtungskosten im Hotel zahlen.
Der Ertrag am Ende:
Barrierefreie Zugänge, verbesserter Lärmschutz, ab 2030 Verbindungen im 15-Minuten-Takt für wesentlich mehr Fahrgäste. Von einem „Beitrag zur Verkehrswende“ spricht Projektleiter Michael Kolle. Dafür müssen eben ein paar Jahre Geduld mit den Folgen einer Großbaustelle aufgebracht werden. Die Leverkusener sind so etwas bekanntlich geübt.