Leverkusen – Der Kampf um verkaufsoffene Sonntage geht weiter – aber er soll nicht mehr mit so harten Bandagen geführt werden. Darauf haben sich die streitenden Parteien geeinigt. In einer Telefon-Konferenz mit Vertretern aus dem Rathaus, der Wirtschaftsförderung Leverkusen, der drei Werbegemeinschaften und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft sei ein Vorgehen verabredet worden, mit der zumindest Daniel Kolle gut leben kann. Der Bezirksgeschäftsführer von Verdi hat den Vertretern des Einzelhandels jetzt zugesichert, die noch ausstehenden Anträge auf Sonntagsöffnung „wohlwollend“ unter die Lupe zu nehmen. Und im Gegensatz zum Vorgehen vor drei Wochen nicht mit einer einstweiligen Verfügung den verkaufsoffenen Sonntag ganz kurzfristig kippen.
So war es vor dem 6. September geschehen, als in Wiesdorf die Läden öffnen sollten, obwohl vom Musikfest „Lev live“ Corona-bedingt nur der Auftritt eines Pianisten übrig geblieben war. Das war nicht nur der Gewerkschaft zu dürftig, sondern auch dem Oberverwaltungsgericht in Münster: Die im Grundgesetz verankerte, prinzipielle Sonntagsruhe habe einen höheren Rang als die neue Landesverordnung vom Juli, mit der die Zwangsverbindung von Volksfesten und Verkaufssonntagen gelöst wurde, um dem Handel nach der Zwangsschließung im Frühjahr zu helfen.
Keine harte Linie mehr
Verdi-Mann Kolle verwies im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“ auf die Offenen Sonntage in Euskirchen und Neuss. Die seien in Einklang mit den Grundregeln organisiert worden. Deshalb habe er der Stadtverwaltung empfohlen, den Kontakt mit den Leuten in den Rathäusern in der Voreifel und rheinabwärts zu suchen.
Zum Kompromiss gehöre, „dass wir nicht sklavisch auf das Zuschauerprogramm gucken“, so Kolle. Es sei klar, dass der Handel auf die Sonntage setze, auch wenn die Gewerkschaft die Sache anders sieht: Es gebe genug Untersuchungen die belegen, dass die Ladenöffnung am Sonntag dem Handel insgesamt nichts einbringe, auch wenn der Tagesumsatz hoch sei. Unterm Strich werde jeder Euro nur einmal ausgegeben.
Die Öffnungszeiten in der Woche reichten aus: „Dem Handel stehen 149 von 168 Stunden in der Woche zur Verfügung, um Kunden zu gewinnen und Umsätze zu generieren.“ Deshalb sei die Entscheidung, verkaufsoffene Sonntage passieren zu lassen, „ein Spagat“.
Den will Kolle in dieser Woche vollführen: Für den 4. Oktober ist in Wiesdorf der Herbstmarkt angesetzt, Läden sollen dann öffnen. Ein Urteil dazu will sich die Gewerkschaft schnell bilden.