Leverkusen – „Wat sull isch sagen?“ Tommy Engel ist etwas sprachlos. „Wir freuen uns.“ – „Wir uns auch!“, hallt es aus dem Publikum im Forum zurück. Schließlich sollte Tommy Engels Jubiläumskonzert „70 Johr op d’r Welt – 60 Johr op d’r Bühn“ eigentlich schon am 9. Juni 2020 stattfinden, dann wurde es erst auf den 17. September 2020 verschoben, dann nochmal auf den 22. April 2021. Am vergangenen Freitag ist es nun endlich soweit: Die Stimme Kölns ist in Leverkusen.
Rockige und ruhige Töne von Tommy Engel
Mitgebracht hat Engel zu seinem Bühnenjubiläum ein ganz besonderes Programm von rockigen bis ruhigen Tönen. Es ist eine Reise durch seine eigene Geschichte – von den Bläck Fööss, über L.S.E. bis zu seinen aktuellen Soloprojekten.
„Prima, endlich sin m'r widder em Modus“, sagt Engel zum durchweg älteren Publikum im nicht ganz gefüllten Großen Saal. Er habe lange darauf gewartet, wieder Musik machen zu können. Es seien aber immer noch schwierige Zeiten: „Corona, Krieg, Umwelt – Do kann mer net effe esu met der Tagesordnung loss schreiten.“ Darum startet er das Konzert mit John Lennons „Imagine“, aber natürlich in der KölschVersion „Stellt üch vüür“: „Kann die Welt ens paradiesisch sinn“, singt er da. Bevor er das nächste Lied der Setlist anstimmt, erklärt er dann noch: „Ich ben keine Engel – ich heiße nur su.“
Und damit startet die Reise durch die Stationen von Engels Vergangenheit. Im Kölner Millowitsch-Theater, da ist er erst zehn Jahre alt, steht er schon auf der Bühne, spielt danach Schlagzeug in verschiedenen Bands.
1970 kommt der endgültige Durchbruch mit der Gründung der Bläck Fööss. Karneval, Kölsche Kultfigur, Jahre später der Schnitt: Nach 24 Jahren steigt Engel als Frontmann bei den Bläck Fööss aus und geht musikalisch nun eigene Wege.
Bei „Drink doch ene met“ singt das ganze Forum mit – Inspirationen für diesen „Bläck Fööss“-Hit habe er noch aus CoverbandZeiten mitgebracht, sagt Tommy Engel.
„No sin mir e vereintes Europa – et wor ens anders“. Er thematisiert neben dem Frieden auch andere sozialen Entwicklungen und beweist beim Jubiläumskonzert in Leverkusen seine klare Kante. So erinnert er sich zurück an den Bau der von ihm „Trabantenstädte“ genannte Viertel Kölns, an Chorweiler kann er sich noch genau erinnern: „Natürlich ist das noch ein sozialer Brennpunkt, aber es hat sich in den Jahren schon viel verbessert.“ Die Fähigkeit, gesellschaftliche und politische Themen so locker – auf die kölsche Art eben – zu thematisieren, ist wohl mit eines von Engels großen Erfolgsgeheimnissen.
„Saache, de mer brutäns em Hätze hät, muß m‘r irjendwann umsetzen – söns weed mer net jlöckich“, erklärt Engel. Deshalb habe er mit Rolf Lammers und Arno Steffen auch „L.S.E.“ gegründet – eine weitere Etappe auf seinem Weg, durch die er sich in Leverkusen singt. „,Drei Bekloppte – ein Gedanke‘, das waren wir damals und haben ,Leck ens am Asch‘ geschrieben.“ Das Lied sorgt heute im Forum noch genauso für Schmunzeln wie bei seinem Erscheinen. Die Menschen im Forum, die so lange auf ihr Konzert gewartet habe, singen dann auch lauthals mit: „Leck ens am Asch: Läch Dich doch noch jet hin! Leck ens am Asch: Wat sin muss, dat muss sin!“