Leverkusen – Mit seinem umfassenden Verwaltungsstandortkonzept hat Oberbürgermeister Uwe Richrath der Leverkusener Stadtpolitik reichlich Gesprächsstoff und Beratungsbedarf geliefert. Eine Grundlagenentscheidung, an welchen Orten und in welchen Strukturen die Stadtverwaltung in den nächsten zwei, drei Jahrzehnten aufgestellt sein und arbeiten soll, ist nicht mal eben nebenbei getroffen. Zumal zentrale Punkte – Aufgabe des Standortes Frankenberg in Opladen, Auszug aus dem gegenwärtigen Rathaus, die Musikschule als Rathaus, Erweiterung des Forums, Erwerb des Hochhauses am Goetheplatz – teure und langfristige Folgen haben.
Die Bezirksvertretungen I und II, die am Montag und Dienstag das Thema andiskutierten, kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Während die Stadtteilpolitiker aus Wiesdorf befanden, der Stadtrat solle das nach den Sommerferien entscheiden, stimmten die Opladener Bezirksvertreter dem Verwaltungsvorschlag schon einmal grundsätzlich zu.
Kein Zeitdruck
Michael Molitor, Leiter des Ratsbüros, skizzierte in beiden Sitzungen die Kernpunkte und betonte, dass kein Zeitdruck bestehe, sondern das es darum gehe, in möglichst großer Einigkeit ein Konzept mit klaren Eckpunkten zu finden, das über mehrere Jahre trägt. Allerdings sollte diese Entscheidung auch in der zweiten Jahreshälfte getroffen sein, wenn die Verwaltungsmitarbeiter von der Miselohestraße im Norden Opladens an die Wiesdorfer Hauptstraße umziehen.
Mehrere Punkte wurden jedoch bereits inhaltlich thematisiert: Björn Boos (Die Linke) unterstrich, er halte gar nichts von einem Verwaltungsneubau im Westteil der Neuen Bahnstadt Opladen. Die Grundstücke dort seien heiß begehrt, während leerstehende Immobilien in Wiesdorf – beispielsweise in der City C – dringend bespielt werden müssten. An einen solchen Neubau zu denken, „riecht nach einem Geschenk an Opladen plus“.
Torhaus durch die Hintertür
Das bestätigte sich am folgenden Tag, als Markus Pott (Opladen plus), der das Konzept grundsätzlich befürwortete und darin „sehr viel Gutes“ fand, genau das hervorhob. Ihm ist wichtig, dass Opladen mit einem Ankauf des Gebäudes am Goetheplatz, einem historischen Zentrum auf dem Frankenberg und vor allem einem Verwaltungsneubau im Westteil der Neuen Bahnstadt gut bedient werde. Vor allem ein Neubau nahe am Busbahnhof war ihm wichtig, der schon ein Ratsbündnis wegen dieses Themas platzen ließ. Nun erwartet er das seinerzeit ersehnt „Torhaus“ ein paar Meter weiter südlich. Der geplante Abriss des Gebäudes Miselohestraße sei zwar ein Wermutstropfen, dafür aber der Umbau der Musikschule zum Rathaus eine „wohltuende, reizvolle Vorstellung“: „Die Stadt kann sich dort erden.“
Dagegen warnte Erhard Schoofs (Bürgerliste) eindringlich vor einem Auszug der Verwaltungsspitze aus dem Ufo über der Rathaus-Galerie. Für die notwendige Stärkung der Stadtmitte sei es im Gegenteil wichtig, möglichst viel Verwaltung ins Zentrum zu holen. Das Einkaufszentrum Rathaus-Galerie kränkele jetzt schon. „Ein Auszug des Rathauses wäre womöglich der Todesstoß. Wir wollen die Innenstadt doch nicht völlig zertrümmern!“