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IT-ForumWolfgang Bosbach in Gummersbach – Sorge um gesellschaftliche Stabilität

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Wolfgang Bosbach schlug als Gastredner bei der Geburtstagsfeier des IT-Forums Oberberg einen weiten thematischen Bogen.

Gummersbach – Netzwerke aufbauen, sich austauschen, Synergien heben – das sind Aufgaben, denen das IT-Forum Oberberg erfolgreich nachgeht. Jetzt stand der 20. Geburtstag an: ein guter Grund, um mit den Mitgliedsunternehmen und einigen Gästen – darunter Landrat Jochen Hagt und der Dekan des TH-Campus Gummersbach, Prof. Dr. Christian Kohls – anzustoßen, zu feiern und zu netzwerken.In den Räumen des Innovation Hub Bergisches Rheinland in Gummersbach war dazu am Donnerstag Gelegenheit. IT-Forums-Vorsitzender Wolfgang Cieplik begrüßte dort als Gastredner den ehemaligen Bundespolitiker Wolfgang Bosbach (CDU) aus Bergisch Gladbach.

Bosbach schlug einen kurzweiligen, thematisch weiten Bogen, der deutsche und europäische Geschichte ebenso tangierte wie die Gegenwart – zahlreiche Denkanstöße inklusive.

„Demokratie lebt vom Mitmachen”

Niemand sähe Deutschland kritischer als die Deutschen, so Bosbach, der dem Land ein sehr gutes Zeugnis ausstellte. „Aber es ist meine größte Sorge, dass wir unsere gesellschaftliche Stabilität verlieren. Wenn sich die radikalen Kräfte von links und rechts in die Mitte durchfressen, kann die Stabilität leicht in Gefahr geraten.“ Corona, Ukrainekrieg, Energiekrise: „Uns steht ein heißer Herbst und ein Wut-Winter bevor.“

Alles zum Thema Wolfgang Bosbach

Der 70-Jährige gab nicht vor, einfache Lösungen für die komplexen Probleme unserer Zeit zu kennen. Aber er wies darauf hin, dass Demokratie vom Mitmachen lebe. Dass sie an Politik interessiert seien, sagen in Deutschland 30 Prozent, wusste Bosbach.

Aber nur 1,6 Prozent seien Mitglied einer politischen Partei. „Die Parteien müssen sich fragen, warum das so ist.“

Wahlbeteiligung von 92 Prozent

Zu Beginn seiner Karriere sei das noch anders gewesen. Stichwort: vorgezogene Bundestagswahl 1972; Wahlbeteiligung: 92 Prozent. CDU und SPD hätten zusammen davon 91 Prozent erhalten. Die Stärke der beiden großen Volksparteien hätte seinerzeit stabilisierend gewirkt.

Was auch für diese Zahlen gelte: Nur drei Regierungschefs habe es in den 39 Jahren von 1982 bis 2021 in Deutschland gegeben: 16 Jahre Kohl, sieben Jahre Schröder, 16 Jahre Merkel. Gleichzeitig habe Italien 16 Regierungschef gehabt und der Hamburger SV gar 34 Trainer . . .

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Doch es habe sich viel geändert: „Erinnern Sie sich an Peer Steinbrück?“, wollte Bosbach wissen. Steinbrück habe als SPD-Kanzlerkandidat 2013 gegen Angela Merkel verloren, die SPD hatte 25,7 Prozent der Zweitstimmen erhalten.

„Danach war seine politische Karriere zu Ende.“ Bei der jüngsten Bundestagswahl vor einem Jahr habe die SPD wieder 27,5 Prozent der Zweitstimmen erhalten. Olaf Scholz habe eine Million Stimmen weniger als Peer Steinbrück erhalten, sei jetzt aber trotzdem Bundeskanzler.

Wolfgang Bosbach: „Wir sind schon oft mit ernsten Problemen fertig geworden“

Und so ging es weiter: Marktwirtschaft, Pandemie („Wir werden mit Corona leben müssen.“), Putin, Ukrainekrieg („zivilisatorische Zäsur“), Energiekrise, Bildung („Unser wichtigstes Invest“), Rente, Unternehmertum.

Sein Fazit: „Wir sind schon oft mit ernsten Problemen fertig geworden.“ Wolfgang Cieplik stimmte zu: „Viele Ihrer Gedanken sprechen uns aus der Seele!“