Oberberg – „Wir fühlen uns in den Kitas nicht mehr sicher. Statt einer Testpflicht, mit der Infektionsketten unterbrochen werden könnten, gibt es immer neue kurzfristige Beschlüsse und Verordnungen, die für Überlastung und Überstunden sorgen. Und mit dem ganzen Frust aller Beteiligten werden wir allein gelassen.“ Maren Kremer, Vorsitzende des Verbands für Kita-Fachkräfte NRW, kennt als Leiterin eines Ründerother Kindergartens die Sorgen, Nöte und den Zorn ihrer Kolleginnen und Kollegen aus dem eigenen Alltag genau.
Weil es vielen so geht, hat der Verband am Wochenende zu einer großen Protestaktion unter dem Hashtag #kitasamlimit und #esreicht in den sozialen Netzwerken aufgerufen. „Bis zum Sonntagmorgen hatten wir schon 13.000 Menschen erreicht, und wir haben etliche neue Mitglieder gewonnen“, berichtet die Vorsitzende des vor vier Monaten eingetragenen Verbands, der seinen Sitz in Wiehl hat.
Anlass für die Aktion war ein Schreiben von NRW-Familienminister Joachim Stamp in der vergangenen Woche, in der er eine Testpflicht für die Kita-Kinder ablehnt mit der Begründung, gerade jene Kinder würden damit von den Bildungs- und Betreuungsangeboten ausgeschlossen, die damit am meisten profitieren würden.
Bürokratie führt zu Mehrarbeit
Öffentlich beklagt der Verband in seiner Stellungnahme, dass „unter dem Deckmantel der Eigenverantwortung“ das „Wohlergehen der Kinder allein unter dem Gesichtspunkt der Quantität der Anwesenheitszeiten“ definiert werde und eine eigenständige Erziehung und Bildung unter diesen Rahmenbedingungen nicht möglich sei. Außerdem verharmlose der Minister die Situation mit Hinweis auf einen milden Verlauf der Omikron-Welle bei geboosterten Beschäftigten und Kindern trotz bekannter gesundheitlicher Risiken wie Longcovid.
Die üblichen Hygieneregeln zur Verringerung von Infektionsrisiken – Abstand und die Vermeidung vieler Menschen in Innenräumen – sei im Kita-Alltag nicht möglich. Außerdem gehörten viele Beschäftigte Risikogruppen an.
„Der mangelnde Schutz vor möglichen Infektionen lassen unseren Traumjob hinter Masken und Bürokratie verblassen“, heißt es im Protestaufruf. „Wir wollen endlich von der Landesregierung wahrgenommen werden, und wir als Experten aus der Kita-Praxis wollen ein Mitspracherecht bei politischen Entscheidungen“, fordert Kremer. Fachfremde sollten nicht länger über ihre Köpfe hinweg entscheiden und ihnen durch immer mehr Bürokratie und „Corona-Zettelwirtschaft“ , gespickt mit müden Dankesworten, noch mehr Arbeit aufbürden.
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Ihrem Frust gaben am Wochenende zahlreiche Erzieherinnen und Erzieher Ausdruck und posteten ein Foto mit den Flyern des Verbands, andere schickten ihre Fotos an die Vorsitzende, die der Verband zu einer gigantischen Collage zusammenstellen will.