Startbahn frei für MusikAutokonzerte am Flugplatz Marienheide/Meinerzhagen starten
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Die Corona-Pandemie sorgt seit Wochen dafür, dass fast vergessene Freizeitaktivitäten wieder in den Fokus rücken. Dazu zählt auch das Autokino. Doch immer ist das nicht umsetzbar.
Das war auch am Flugplatz Marienheide/Meinerzhagen so, doch der Wiehler Veranstalter Björn Lange hatte die Idee, Konzerte zu veranstalten.
Auf was er dabei achten muss und wie ihm das Coronavirus bei der Umsetzung sogar helfen kann.
Marienheide/Meinerzhagen – Die Bühne steht, die Starthilfekabel liegen parat. Es ist kurz nach 10 Uhr am Mittwoch, als die Techniktrucks von der L 306 auf dem Regionalflugplatz Marienheide/Meinerzhagen einbiegen, wo heute Abend Bernd Stelter die Reihe der Auto-Konzerte eröffnen wird. Auf der Wiese abseits der Start- und Landebahn, vis-à-vis zum Tower und wenige Meter hinter der Kreisgrenze, sind der Wipperfürther Veranstaltungstechniker Patrick Bauer und seine Mitarbeiter an diesem Vormittag mehrere Stunden damit beschäftigt, den erwarteten Künstlern optimale Bedingungen zu schaffen.
Der große weiße Lkw-Auflieger verwandelt sich recht schnell in eine Bühne. Das Dach hebt sich, dann spannen sich die beiden Wände zum Dach auf. Auch der Boden wird an den zwei Längsseiten per Hydraulik ausgeklappt – so entsteht mit wenigen Handgriffen eine Fläche von 80 Quadratmetern. Während seine Mitarbeiter Stützen unter den Bodenteilen positionieren, legt Bauer die Wasserwaage an. Alles muss genau ausgerichtet sein, denn für 13 Uhr wird ein Mitarbeiter der Märkischen Kreises zur Abnahme erwartet.
Corona ermöglichte kurze Vorlaufzeit
Die Konzertreihe auf der oberbergisch-märkischen Grenze hat der Wiehler Veranstalter Björn Lange in den vergangenen vier Wochen organisiert. Als er in der Zeitung las, dass aus einem Autokino auf dem Flugplatz nichts wird, wendete er sich mit der Konzertidee an den Platzbesitzer. Die ungewöhnlich kurze Vorlaufzeit war nur wegen der Corona-Krise möglich: Weil viele Künstler derzeit wenige Engagements haben, stand das Programm recht schnell, berichtet Lange. Das Meinerzhagener Ordnungsamt erteilte Lange eine Genehmigung, in der auch die Bestimmungen zur Infektionsvermeidung festgehalten sind.
So sind Konzertbesuche ausschließlich mit dem Auto möglich. Genehmigt sind maximal 300 Wagen, die von Ordnern an der Einfahrt zum Flugplatz empfangen und zu ihrer Position geleitet werden. In 15 Reihen sollen je 20 Pkw auf dem Flugfeld nebeneinander stehen. Auf einer großen Videowand wird ein Livebild der Bühne übertragen. Die Besucher müssen in ihren Wagen sitzen bleiben, außer sie wollen zur Toilette oder an den Snack-Wagen. Das allerdings ist auch nur mit Mundschutz und unter Einhaltung der Abstandsregeln erlaubt.
Ton kommt über die Radios
Anders als bei anderen Autokonzerten in Deutschland müssen die Besucher nicht die Scheiben runterkurbeln, um die Musik zu hören. Denn nur für die Künstler werden kleine Monitore auf der Bühne aufgebaut – der Platz aber wird nicht beschallt. Der Ton kommt übers Autoradio. So wie in Autokinos wird der Ton per Radio in die Wagen übertragen. Den Besuchern wird die Frequenz auf einem Zettel ausgehändigt, gemeinsam mit ein paar Verhaltensregeln.
Pannen hat der Veranstalter übrigens eingeplant – nicht auf der Bühne, aber bei den Autos der Besucher. Dass die irgendwann schlapp machen, wenn über mehrere Stunden Autoradio, Klimaanlage und eventuell noch Scheibenwischer laufen, ist absehbar. Deshalb liegen Starthilfekabel und entsprechende Geräte bereit, um leergelaufene Autobatterien wieder flott zu machen. Wer sich noch keine Karte im Vorverkauf gesichert hat, kann auch spontan zum Flugplatz fahren, sagt Lange. Die Abendkasse soll ganz unkompliziert über das Autofenster laufen.
Konzerte
Ein Ticket gilt für zwei Autoinsassen, für weitere muss ein Aufpreis bezahlt werden.
Donnerstag, 20 Uhr: Bernd Stelter (ab 47 Euro).
Freitag, 21 Uhr: The O’Reillys And The Paddyheats mit irish Folk (ab 60 Euro).
Montag, 19.30 Uhr: Michael Schulte (ab 53 Euro).
Donnerstag, 11.6., 20 Uhr: „Still Collins“ (ab 49 Euro).
Freitag, 12.6., 20 Uhr: „Kärbholz“ (ab 70 Euro).
Samstag, 13.6., 21 Uhr: „Diary Of Dreams“ (ab 80,35 Euro).
Sonntag, 14.6., 20 Uhr: „Cat Ballou“ (ab 53 Euro).