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„Ein Riesen-Ärgernis“Abziehbildchen-Rivalität auf Oberbergs Schildern

Lesezeit 4 Minuten
Fußballaufkleber auf einem Schild am Campus Gummersbach der TH.

Fußballfans markieren zunehmend mit Aufklebern im öffentlichen Raum ihr Revier und machen damit Verkehrszeichen schwer oder gar nicht entzifferbar.

Seit Monaten überschwemmen Fußball-Aufkleber Verkehrsschilder auf Oberbergs Straßen. Manche Verkehrszeichen sind nicht mehr zu entziffern.

Die Bundesligasaison ist vorbei, ärgerliche Hinterlassenschaften bleiben. Es begann vor ein paar Jahren, eher schleichend, mit einzelnen Aufklebern oder angeklebten Zeichnungen („Streetart“) auf Schilderrückseiten. Inzwischen hat die Kleberei eine völlig neue Dimension erreicht, quer durchs Oberbergische: Nicht selten werden Verkehrsschilder vollständig zugekleistert, und zwar zunehmend auch die Vorderseiten. Oft ist nicht mehr zu erkennen, welches Verkehrszeichen da zugeklebt wurde.

Hält man die Augen offen, fallen einem verschiedene Schwerpunkte ins Auge. In Wiehl, insbesondere in Bielstein, gibt es etliche Schilder, die vorne und hinten zugeballert sind mit Aufklebern, auch in Gummersbach tritt das Phänomen geballt auf. Ganz überwiegend handelt es sich um Aufkleber von Fans bzw.

Im Moment greift das heftig um sich, für uns ist das ein riesen Ärgernis.
Siegfried Frank, Sprecher der Stadt Gummersbach

Fanclubs des 1. FC Köln, zum Teil sind die Logos von bekannten Kölner Ultra-Gruppierungen wie der „Wilden Horde“ oder „Veedels-Radau“ dabei. Doch auch Fans von Bayer Leverkusen mischen kräftig mit, vereinzelt auch die von Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund. Üblicherweise werden die Aufkleber von Fans des jeweils anderen Vereins überklebt – es handelt sich offenbar um eine Art Abziehbildchen-Rivalität: Wer markiert sein Revier am sichtbarsten?

Für die Mitarbeiter des Bauhofes in Gummersbach bedeutet das jede Menge Mehraufwand. Denn ein Sticker ist zwar im Handumdrehen angepappt, seine Entfernung nimmt hingegen oft viel Zeit in Anspruch. „Im Moment greift das heftig um sich, für uns ist das ein riesen Ärgernis“, bestätigt Siegfried Frank, Sprecher der Stadt Gummersbach.

Im kleineren Umfang rücken die Mitarbeiter des Bauhofes der klebrigen Plage selbst zu Leibe. Doch inzwischen werden sie dem Umfang nicht mehr Herr. „Die Stadt hat eine externe Firma mit der Reinigung beauftragt“, so Frank. „Die Kosten gehen in die Tausende.“

Fussballsticker auf einem Verkehrsschild in Bielstein.

Ein Verkehrsschild in Wiehl-Bielstein, auf dem sich abwechselnd Köln- und Leverkusen-Fans ausgetobt haben.

Fußballsticker auf Schildern, hier in Bielstein.

Schalker und Kölner Fußball-Aufkleber auf einer Schilderrückseite in Bielstein.

Auch in Wiehl ist der Ärger im Rathaus groß: „In den vergangenen Monaten hat die Unsitte deutlich zugenommen, Verkehrsschilder mit Aufklebern zu versehen. Sämtliche Fälle bringt das Ordnungsamt zur Anzeige. Durch die Kleberei entsteht der Allgemeinheit wirtschaftlicher Schaden.“ Nicht nur, dass mitunter keine Knöllchen geschrieben werden können, weil die Zeitbegrenzung überklebt wurden.

Das Entfernen der Aufkleber erfordere zudem einen Zeitaufwand, der intern kaum darstellbar sei. Im Vorfeld des Wiehler Straßenfestes am kommenden Wochenende hat daher ein externer Dienstleister die Aufkleber im Wiehler Zentrum an Schildern und Masten entlang von Bahnhof- und Hauptstraße entfernt. Angesichts des Aufwands stelle sich aber die Frage, ob es nicht günstiger sei, das komplette Schild gegen ein neues auszutauschen. „Das wird gerade verwaltungsintern geprüft.“

In Köln können sie ein Liedchen von Fußballaufklebern im öffentlichen Raum singen

Über die Kosten für die Entfernung von Aufklebern an Masten und Schildern kann man in Köln ein Liedchen singen. Dort sind Aufkleber von Fans und Fanclubs praktisch allgegenwärtig. In den Jahren 2018 und 2019 wurden in der Domstadt allein 450 000 Euro aufgewendet, um 5350 Ampel-, Laternen- und Verkehrsschildermasten und Schilderrückseiten mit einer besonderen Farbe zu versehen, an der weder Aufkleber noch Lackstift-Schmierereien dauerhaft haften.

Betroffen von aufkleber-blinden Schildern ist mitunter auch der Landesbetrieb Straßenbau NRW, erklärt Pressesprecher Rainer Herzog auf Anfrage. „Wenn es um Ortseingangs- und -ausgangsschilder geht, sind wir zuständig“, sagt er und ergänzt, dass man dort aus Gründen der Verkehrssicherheit auch sehr schnell reagieren müsse.

Fußballsticker am Kreisel in Elsnroth.

Fußballsticker am Kreisel in Elsenroth.

Fußballsticker auf Schildern in Gummersbach.

Fußballsticker auf Schildern zwischen TH-Campus und der Polizei in Gummersbach.

„Ein Ortseingangsschild signalisiert den Verkehrsteilnehmern ja beispielsweise, dass jetzt Tempo 50 gilt.“ Dass Fans des neuen Deutschen Meisters ein Ortsschild von Leverkusen mit einem unübersehbar großen „Neverloosen“ überklebt haben, ruft also nicht nur die Rechtschreib-Polizei auf den Plan, sondern auch den Landesbetrieb.

Das Ortseingangsschild von Leverkusen im 

Stadtteil Schlebusch ist überklebt mit der Aufschrift „Neverloosen“.

Das Ortseingangsschild von Leverkusen im Stadtteil Schlebusch ist überklebt mit der Aufschrift „Neverloosen“ in Anspielung auf die Erfolgsserie des Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen.

Apropos Polizei: „Die Verkehrsschilder sind speziell beschichtet, damit sie die Verkehrsteilnehmer nicht blenden“, erklärt eine Sprecherin der Kreispolizeibehörde Oberberg. „Wenn dort Aufkleber aufgebracht werden, die man nicht einfach wieder abziehen kann, dann kann das eine Anzeige wegen Sachbeschädigung nach sich ziehen.“

Aus dem Wiehler Rathaus heißt es zum Schilderbekleben: „Wer Leute beobachtet, die derart tätig sind, sollte die Polizei alarmieren.“