Sechs Corona-TodesfälleEvangelisches Seniorenzentrum ist unter Quarantäne
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Gummersbach – „Am Mittwoch standen zwei Trompeter vor dem Haus und spielten einige Lieder“, erzählt Klaus Peuster, der Leiter des Evangelischen Seniorenzentrums in Gummersbach. Aufmunterung und Trost haben Bewohner und Mitarbeitende zurzeit bitter nötig: Von den 65 Bewohnern sind zur Zeit zehn an Covid 19 erkrankt, ebenso elf Mitarbeitende.
Einrichtungsleiter Peuster gehört selbst dazu, er konnte die Musiker nur zu Hause per Video erleben. Vom häuslichen Schreibtisch aus leitet er das Altenheim, das komplett unter Quarantäne steht, so gut es geht. „Ich will mich gar nicht beklagen, andere sind weit schlimmer betroffen als ich.“ Damit meint er vor allem die sechs Bewohner, die in den vergangenen Tagen infolge der Coronainfektion verstorben sind, drei von ihnen im Krankenhaus, drei im Seniorenzentrum. „Das ist für die Angehörigen und für uns sehr schmerzlich.“
Pendlerquarantäne für Mitarbeitende
Für die Belegschaft ist es eine Herausforderung, den Betrieb in der Einrichtung aufrecht zu erhalten. Für die nicht erkrankten Beschäftigten hat das Gesundheitsamt eine sogenannte Pendlerquarantäne verhängt. Sie müssen ohne Unterbrechung von zu Hause zur Arbeit und nach Feierabend wieder zurückkehren, sie dürfen weder einkaufen noch Besuch empfangen und müssen sich zu Hause komplett isolieren.
Trotz aller Schutzvorkehrungen sind weitere Pflegeeinrichtungen von Corona-Infektionen betroffen. Der Kreis meldete gestern jeweils fünf bestätigte Fälle mit Bezug zum Haus Evergreen in Bergneustadt, zum Haus Manshagen in Gummersbach-Derschlag und zum Engelsstift in Nümbrecht. Jeweils zwei Beschäftigte und drei Bewohner sind dort infiziert. Die betroffenen Wohnbereiche wurden isoliert, alle positiv Getesteten in Quarantäne geschickt. Im Evangelischen Seniorenzentrum Gummersbach sind derzeit noch zehn Bewohner und elf Beschäftigte infiziert; sechs Bewohner sind verstorben. Kreisweit wurden gestern 76 neue Infektionen bestätigt (s. Tabelle), die Inzidenz sank auf 150.
Wie sie die Pflege schaffen, wenn elf von ihnen selbst erkrankt sind? Eine Mitarbeiterin vom Evangelischen Altenheim in Bergneustadt sei vorübergehend in Gummersbach zur Unterstützung eingesetzt, sechs Mitarbeitende, die gleich zu Beginn des Infektionsgeschehens vor zwei Wochen erkrankt waren, seien jetzt genesen und wieder zurück. „Aber alle sind sehr müde, durch Überstunden und Mehrarbeit, aber auch weil sie sich Sorgen machen, die Krankheit in ihre Familien zu tragen.“ Die Situation zeige aber auch wie unter einem Brennglas, wie dünn die Personaldecke in der Pflege sei.
„Ein schwieriger Beginn der Adventszeit“
Zum Glück betreffe der Corona-Ausbruch nur eine Station, berichtet der Heimleiter. Diese Etage darf vom Pflegepersonal nur mit umfangreicher Schutzausrüstung betreten werden, die Bewohner werden komplett in ihren Zimmern versorgt und dürfen diese nicht verlassen. „Natürlich sind manche Bewohner verängstigt“, sagt Peuster. Da versuche der soziale Dienst zu trösten und aufzuklären. „Aber nicht alle können die Maßnahmen verstehen. Vor allem für Demenzkranke ist das sehr schwer. “
Dazu gehört auch, dass außer den Mitarbeitenden niemand das Haus betreten darf, zum Beispiel weder die Fußpflege noch Physiotherapeuten. Lebensmittel werden kontaktlos in der Tiefgarage angeliefert. Jeglicher Besuch ist verboten. Damit das Personal nicht zusätzlich durch zahlreiche Anrufe besorgter Angehöriger in Anspruch genommen wird, verweist der Heimleiter auf die Homepage des Hauses, die ständig aktualisiert werde.
Am Montag werden alle Mitarbeitenden und Bewohner erneut getestet, zum fünften Mal seit Beginn des Ausbruchs. „Das ist für uns alle ein schwieriger Beginn der Adventszeit“, sagt Peuster und hofft, dass er selbst bald genesen ist und an seinen Arbeitsplatz im Seniorenzentrum zurückkehren kann.