Gummersbach – Was unterscheidet Katholiken von Naturschützern, die im Namen eines großen Verbandes etwa Biotope bauen? Nicht viel, möchte man meinen. Und doch: Die Natur zu schützen, also die Schöpfung zu bewahren, diese Aufgabe gibt bereits die Bibel dem Menschen mit auf den Weg, es ist ein Gebot Gottes.
Den Auftrag von höchster Stelle rückte der Kreiskatholikenrat unter dem Titel „Schöpfungsverantwortung“ in den Fokus seines Jahresempfangs, bei dem am Samstag mit 85 Teilnehmenden in der Gummersbacher Halle 32 viele Plätze leer geblieben sind. Auch Kreisdechant Christoph Bersch erinnerte im Gebet daran, dass die Erde dem Menschen nur anvertraut ist.
Was ist eigentlich Natur?
Die schwierige Lage der katholischen Kirche sollte dort eigentlich kein Thema sein. „Das Institutionelle geschieht an anderer Stelle“, erklärte Vorsitzender Torsten Wolter. „Hier soll es um die Arbeit vor Ort gehen, um unser eigenes Handeln.“ Aber in seinem Grußwort forderte Wolter dann doch Gespräche über eine Kirche, „die anders ist“, einen „Aufbruch in Form und Geist, der das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen kann“.
Und das in einer Zeit, in der 178 Seelsorgebereiche im Erzbistum Köln zu etwa 60 pastoralen Einheiten verschmelzen sollen. Doch müsse Kirche endlich wieder Heimat sein. „Oberberg ist da sehr kreativ, wir wissen, wie man auf Menschen zugeht.“ Dafür aber seien durchaus Experimente erforderlich, um etwa eine neue Vielfalt in der Liturgie zu erschaffen.
„Schönes Stück Schöpfungsgeschichte“
Für die Moderation des Empfangs und der Diskussionsrunde auf dem Podium hatte der Kreiskatholikenrat Yvonne Willicks eingeladen, Fernsehjournalistin und zudem Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. „Sie leben in einem schönen Stück Schöpfungsgeschichte“, rief sie den Oberbergerinnen und Oberbergern zu.
Was aber ist eigentlich Natur? Diese Frage warf Gregor Taxacher vom Institut für Katholische Theologie an der Technischen Universität in Dortmund. Das da draußen, das sei nicht die Natur, noch weniger die Schöpfung und erst recht nicht die Umwelt. Denn Um-Welt bedeute, dass etwas den Menschen umgebe, dass er der Mittelpunkt davon sei.
„Die Natur, das sind Menschen, Tiere und Pflanzen“, führte der Theologe aus. „Und die vielleicht naiv, utopisch und paradiesisch beschriebene Schöpfung, in der alle Geschöpfe gewaltlos und gut, in Frieden und Gerechtigkeit miteinander auskommen – ein Projekt Gottes, kein Ist-Zustand, sondern eine Herausforderung.“ Tiere seien dabei nicht als Ressource anzusehen.
Katholiken pflanzten bislang 4500 Bäume in Oberberg
Eine Herausforderung, der sich vor allem Oberbergs junge Katholiken stellen wollen, mit Projekten wie der Aktion „1:0 für die Schöpfung“, in deren Rahmen junge Leute seit dem vergangenen Jahr Bäume pflanzen – bisher etwa 4500. Als Initiator saß Bernhard Wunder, Leiter des Katholischen Bildungswerks, ebenso auf dem Podium wie Carsten Sauer, Geschäftsführer der Regionalmarke „bergisch pur“, Pfarrer Martin Reimer aus Lindlar, ein studierter Forstwirt, Monika Lichtinghagen-Wirths als Geschäftsführerin des BAV und Andrea Kuhl vom Sozialdienst katholischer Frauen und Männer, der ab sofort Beratungen zum Energiesparen anbieten will.
Unter der Moderation der Journalistin Willicks formulierte diese Runde ihre eigenen Gedanken zur Schöpfung. „Jeder Baum ist ein Neubeginn – und es ist dringend an der Zeit, diesen in alle Bereiche der Gesellschaft zu bringen“, ergänzte Ratsvorsitzender Torsten Wolter. Angst vor Kommendem habe er nicht: „In Oberberg hat die Kirche eine Zukunft, davon bin ich überzeugt.“
Am 22. September will das Kreisdekanat ein letztes Mal über die pastoralen Einheit diskutieren.