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Nach Corona-LockdownPräsenzunterricht startet im Kreis

Lesezeit 4 Minuten

„Beängstigend“ nennt Thomas Krupp, der stellvertretende Leiter der Gummersbacher Gesamtschule, den aktuellen Anstieg der Infektionszahlen und der Virusmutationen.

Gummersbach – „Viele Kollegen, Eltern, Schülerinnen und Schüler haben massive Ängste und sehr ungute Gefühle wegen des Präsenzunterrichts in der nächsten Woche“, stellt Thomas Krupp, stellvertretender Schulleiter der Gesamtschule Gummersbach, fest. Ab Montag sollen im Wechselunterricht alle Kinder wieder in die Schulen zurückkehren. Die Klasse wird in zwei Gruppen geteilt, jeweils die halbe Klasse wird in Präsenz unterrichtet, die andere Hälfte lernt daheim. Nur die Abschlussklassen lernen komplett in der Schule.

„Das Land hat uns bei der Organisation wenig Spielraum gelassen, wir konnten wählen zwischen täglichem oder wöchentlichem Wechsel der beiden Gruppen “, erklärt Krupp. An der Gesamtschule in Derschlag hat man sich für den täglichen Wechsel entschieden. „Angesichts des beängstigenden Anstiegs der Infektionszahlen und der Verbreitung der Virusmutationen möchten wir gewährleisten, dass jedes Kind wenigstens einmal in der Schule war“ – ehe seine Lerngruppe wegen einer Infektion möglicherweise schon wieder in Quarantäne geschickt wird.

Land lehnt Sonderweg der Gymnasien ab

Mit der Forderung, ihre Schulen am Montag nicht weiter öffnen zu müssen, sind die oberbergischen Gymnasien und auch einige Gesamtschulen bei der Landesregierung abgeblitzt.

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Angesichts der hohen Corona-Inzidenz fürchten die Schulen die weitere Ausbreitung des Virus mit unabsehbaren Folgen für den Schulbetrieb und die Abiturklassen 2021 und 2022. Die sind die einzigen, die seit dem 22. Februar wieder in der Schule sind – falls sie nicht, wie gerade die Stufe Q2 am Bergneustädter Wüllenweber-Gymnasium, bis auf acht Schüler ohnehin in Quarantäne geschickt wurden. Dort hatte die Schulkonferenz laut Schulleiterin Monika Türpe am Mittwoch

beschlossen, dass ihre Schule bis zu den Osterferien nicht weiter geöffnet und der bisherige Distanzunterricht fortgesetzt werden solle.

Das Gesundheitsministerium erklärte gestern, Schulschließungen oder Einschränkungen des Schulbetriebs – auch bei einer Sieben-Tages-Inzidenz über 100 – könnten erst als letztes, unausweichliches Mittel der Pandemiebekämpfung in Betracht kommen.

Der Oberbergische Kreis hätte das Aussetzen des Präsenzunterrichts bis Ostern begrüßt, ist aber machtlos. (kn)

Krupp macht keinen Hehl daraus, dass nicht nur er selbst es für sicherer, pädagogisch sinnvoller und effektiver hielte, wie bisher mir dem Digitalunterricht fortzufahren. „Der läuft bei uns sehr gut. Wir können auf diese Weise so gut wie den gesamten Stundenplan abbilden.“ Das bestätigt auch Sabine Bech, die Vorsitzende der Schulpflegschaft.

Organisatorische Probleme

Dagegen befürchtet Krupp ab Montag große organisatorische Probleme. Denn es sei für die Lehrkräfte schlicht unmöglich, in der Klasse in Präsenz und gleichzeitig digital zu unterrichten. Es funktioniere einfach nicht, das Tablet im Unterricht aufzustellen, auf das Pult zu richten, und die Schüler zu Hause verfolgen dann den Unterricht mit.

Abgesehen davon, dass Kinder nicht gefilmt werden dürften, scheitere alles an der Übertragungsgeschwindigkeit des Internets, wenn alle Lehrer gleichzeitig den schuleigenen Zugang nutzen. „Wir haben das getestet mit dem Erfolg, dass es stockt, dass die Kinder zu Hause nichts sehen und nichts hören.“ Dagegen nutze zurzeit fast jeder Lehrer seine eigene Leitung zu Hause ohne Probleme.

Unterricht fällt aus

Fazit: Statt des funktionierenden Digitalunterrichts gibt es ab Montag jeden zweiten Tag Aufgaben, die zu Hause ohne Betreuung durch eine Lehrkraft erledigt werden müssen. Damit nicht genug: Es fällt auch Unterricht aus. Denn das Land gibt vor, dass kein Ganztagsunterricht stattfinden darf, denn damit wäre zwingend die Öffnung der Mensa verknüpft, und das darf nicht sein. „Also müssen wir die Schüler statt nach dem Nachmittagsunterricht schon am Ende des Vormittags nach Hause schicken. Die Busse sind entsprechend bestellt. Auch der Unterrichtsausfall wird laut Bech von den Eltern kritisiert.

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Für besonders problematisch hält der stellvertretende Gesamtschulleiter die Situation in den höheren Klassen. Normalerweise wird da differenziert in Grund- und Erweiterungs-Kurse, hinzu kommen diverse Wahlpflichtfächer. Wegen der vorgeschriebenen Kontaktnachverfolgung ist das nicht möglich. Die Klassen werden in zwei feste Lerngruppen geteilt. „Da sitzen dann zwangsweise Schüler aus G- und E-Kurs zusammen, wer Französisch als Wahlpflichtfach hat muss stattdessen am Technikunterricht teilnehmen“, schildert Krupp. Mit unvermeidlichen Nachteilen für die Schüler, gepaart mit der ständigen Angst vor einem Corona-Ausbruch. „Vor allem für die Abschlussklassen wäre das fatal, wenn die Prüfungen gefährdet werden, nur damit die Kinder bis zu den Osterferien ganze fünf Mal zur Schule kommen.

Natürlich freuten diese sich, ihre Freunde wiederzusehen. „Aber ist es das Risiko wert, dass wir Ostern wieder im großen Lockdown sitzen?“, fragt Bech. „Hätte man angesichts steigender Infektionszahlen nicht besser einen Puffer bis nach den Osterferien gehabt und dann neu überlegt?“ Sie habe sogar von Eltern gehört, die ihre Kinder krank melden wollen, um sie nicht zur Schule schicken zu müssen.