Die Gummersbacher Wohnungsbaugesellschaft (GWG) und deren Geschäftsführer Volker Müller sind inzwischen Experten für Behördenbauten geworden.
Vor 70 Jahren gegründetGummersbacher Wohnungsbau hat auch Polizei und Justiz als Kunden
Im Juni ist der Grundstein für den Anbau des Siegburger Amtsgerichts gelegt worden. Und mit der Gummersbacher Wohnungsbaugesellschaft (GWG) ist eine städtische Tochterfirma aus der oberbergischen Kreisstadt für die Realisierung beauftragt worden.
Der Zeitplan ist sportlich, wie auch der Gummersbacher GWG-Geschäftsführer Volker Müller sagt. Bereits im Oktober 2024 sollen hier die am Bonner Landgericht zu verhandelnden Cum-Ex-Prozesse beginnen. Das Raumprogramm des mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von etwa 43 Millionen Euro anzusetzenden Komplexes umfasst drei Säle mit einer Gesamtnettoraumfläche von 740 Quadratmetern. Hinzu kommen eine Vorführstelle und Funktionsräume. Der Neubau in Siegburg ist nicht die erste Zusammenarbeit der Justiz mit der GWG.
Bereits beim Gummersbacher Amtsgericht hat die Kooperation von Justiz und Privatwirtschaft gut funktioniert. Auch die Polizei in NRW baut auf Volker Müller und die GWG. Unter Beteiligung weiterer privater Investoren wurde nicht nur der Neubau der Polizei auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände realisiert, nach dem gleichen Strickmuster entsteht aktuell auch die neue Kreispolizeibehörde in Ennepetal und steht vor der Fertigstellung.
Alles zum Thema Herbert Reul
- Taten in Krefeld und Essen Verfehlt das NRW-Programm zur Verhinderung von Amoktaten sein Ziel?
- „Da wird einem schlecht“ Polizei findet in Kölner Waffenverbotszonen an Halloween zahlreiche Messer
- Streiche laufen aus dem Ruder NRW-Polizei ist an Halloween besonders aufmerksam
- Terroranschlag, Verkehrswende und Strukturwandel Halbzeitbilanz von Schwarz-Grün – wie schlagen sich die Minister im Amt?
- Kritik an Reul Warum das Präventionsprogramm für Amokläufer nicht funktioniert
- Brandanschlag in Krefeld Behörden hatten Hassan N. am Tattag zu Präventionsgespräch eingeladen
- Auszeichnung Wiehler Firma erhält Plakette „Ehrenamt in Feuerwehr und Katastrophenschutz“
Gummersbacher Wohnungsbau: Innenminister Herbert Reul lobt die Expertise
Offenbar hat sich die Expertise von Müller und der GWG im Land herumgesprochen. Auch NRW-Innenminister Herbert Reul lobt die Baugesellschaft aus Gummersbach immer wieder gerne. Warum sich die hiesige Wohnungsbaugesellschaft um die Umsetzung solcher Großvorhaben kümmert, mag sich auf den ersten Blick nicht erschließen.
Der Architekt erklärte zuletzt im Gummersbacher Stadtentwicklungsausschuss, dass sich die Baubetreuungssparte für die GWG rechnet. Und von dem dort verdienten Geld profitiere am Ende auch die Gesellschaft auch bei anstehenden Aufgaben im Wohnungsbau. Stichwort: Modernisierung. Mit den Mieten allein wäre dieser Aufwand nicht zu bewerkstelligen. Oder über Rückstellungen, die bei den nach wie vor moderaten Mietpreisen der vor 70 Jahren gegründeten städtischen Gesellschaft auch nicht in dem Maße zu bilden sind, wie Müller erläutert.
Auch die Stadt profitiert vom Erfolg der Gummersbacher Wohnungsbau
Positiver Nebeneffekt: Über regelmäßige Dividendenausschüttungen profitieren auch Gesellschafter wie die Stadt Gummersbach, beteiligte Firmen oder Privatpersonen. Partner aus der Privatwirtschaft sind bei den genannten Bauten für Polizei und Justiz hiesige Banken bzw. die Sparkasse sowie große oberbergische Familienunternehmen. „Auf diese Weise haben wir in den vergangenen Jahren die Rahmenbedingungen dafür geschaffen, dass mehr als 100 Millionen Euro investiert worden sind, wenn der Gerichtsbau in Siegburg fertig ist“, rechnet der Geschäftsführer zusammen.
Für die jeweiligen Bauten seien projektbezogene Gesellschaften gegründet worden. Um die Geschäftsbesorgung kümmert sich die GWG von der Zentrale im Gummersbacher Baumhof aus. Für die Stadt Gummersbach hat eine so finanzstarke GWG noch einen weiteren positiven Effekt. Die Gesellschaft ist dank der Erträge auch in der Lage, für die Stadt schlüsselfertig Gebäude wie die Feuerwehrgerätehäuser im Gelpetal und in Niederseßmar oder den Kindergarten in Hülsenbusch zu bauen und langfristig zu vermieten. Das so „gesparte“ Geld kann die Kommune dann an anderer Stelle investieren. So gesehen sei das auch ein Mehrwert für den Hauptgesellschafter, wie Müller sagt.
Und was kommt nach Siegburg und dem Erweiterungsbau des dortigen Amtsgerichtes? Müller hat in den letzten Jahren mehrfach angekündigt, kürzer treten zu wollen, hat sich dann aber doch noch zum Weitermachen entschieden. Bauvorhaben wie in Schwelm oder Siegburg seien mit Blick auf die räumliche Distanz von Gummersbach aus zu meistern. Darüber hinaus werde es dann schwer.
Müller sieht auch Grenzen für die Gummersbacher Wohnungsbau
Auch was das finanzielle Volumen angeht, sieht der Geschäftsführer durchaus Grenzen. Daher geht sein Fokus aktuell in Richtung Bestandspflege. Und, was laut Müller auch für die GWG ein großes Thema ist, die energetische Sanierung der eigenen Immobilien. Sein Ziel ist ganz klar, auch künftig günstige Mieten anbieten zu können. Preistreiberei war nie das Ding von Volker Müller und soll es auch nicht werden. „Und dabei sind wir über all die Jahre immer gesund geblieben“, sagt der Geschäftsführer mit Stolz.
70 Jahre Gummersbacher Wohnungsbaugesellschaft
Die Gummersbacher Wohnungsbaugesellschaft (GWG) ist vor 70 Jahren gegründet worden. Beteiligt daran sind neben der Stadt Unternehmen und Privatleute. Mit mehr als 58 Prozent ist die Stadt Mehrheitsgesellschafter der GWG. Die Gründung erfolgte als Reaktion auf den Wohnungsmangel nach dem Krieg, ein stetiges Wachstum der Bevölkerung und steigende Anforderungen an den Wohnraum. Zielsetzung war, die Wohnraumversorgung unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit möglich zu machen.
Cum-Ex-Verfahren
Am Bonner Landgericht haben in diesem Jahr die ersten vier Cum-Ex-Verfahren begonnen. Insgesamt gibt es rund 1000 Anklagen, die sich gegen 1500 Personen richten. Es ist der größte Steuerskandal in Deutschland, bei dem der Fiskus um mehr als 30 Milliarden geprellt wurde. Da der Platz am Bonner Landgericht für das Verfahren nicht genügte und es im Umfeld auch keine entsprechenden Grundstücke für einen An- bzw. Neubau gab, kam Siegburg ins Gespräch, wo es neben einem Autobahnanschluss auch einen ICE-Bahnhof gibt.