Beim Qualitätscheck kamen die fünf oberbergischen Bahnhöfe schlechter weg als im Vorjahr. Der Zweckverband Go.Rheinland hat Gesprächsbedarf.
Neuer QualitätsreportSchlechte Noten für Oberbergs Bahnhöfe
Alle fünf Bahnhaltepunkte, die es im Oberbergischen gibt, haben innerhalb eines Jahres an Qualität eingebüßt. Das geht jedenfalls aus dem Bericht „Stationsqualität 2023“ hervor, den der Zweckverband Go.Rheinland (vormals Nahverkehr Rheinland, NVR) jetzt veröffentlicht hat. Waren die Bahnhöfe Gummersbach, Dieringhausen, Engelskirchen, Ründeroth und Marienheide vor einem Jahr noch allesamt im „grünen Bereich“ verortet und ihr Erscheinungsbild demnach „mindestens akzeptabel“, so tauchen die fünf im neuen Bericht allesamt im gelben Bereich auf, und das steht für das Qualitätsurteil „noch akzeptabel“. Am besten schnitt da noch der Bahnhof Gummersbach mit 88,57 Prozent ab.
Nun könnte man meinen: Die lange Sperrpause seit letztem Sommer, während der kein Zug der RB25 durch Oberberg gefahren ist, hat den oberbergischen Haltepunkten nicht gut getan. Denn normalerweise besuchen die Testerinnen und Tester die Bahnhöfe zwecks Qualitäts-Check zweimal pro Jahr, einmal im ersten und einmal im zweiten Halbjahr.
Begutachtung schon im Februar 2023
Doch tatsächlich haben die oberbergischen Bahnhöfe letztes Jahr nur einmal Besuch von den Testern bekommen: „Gibt es auf einer Strecke eine längere Baumaßnahme – wie auf der Oberbergischen Bahn im letzten Jahr – werden die dortigen Stationen während der Baumaßnahme nicht betrachtet“, heißt es auf Anfrage dieser Zeitung zur Erklärung bei Go.Rheinland. „Dies bedeutet, dass die genannten Stationen im vergangenen Jahr nur einmal betrachtet wurden, nämlich im Februar. Damals wurden die gefundenen Mängel festgestellt, die zu einer schlechteren Bewertung als im Vorjahr geführt haben.“
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Im aktuellen Bericht, der zum elften Mal in Folge erstellt wurde, wird der Zustand von 189 der insgesamt 200 Stationen im Go.Rheinland-Gebiet abgebildet. Elf Stationen fehlen noch wegen der Flutauswirkungen. Mit 139 Stationen bekommen fast drei von vier Bahnhöfen ein grünes Häkchen. Alle fünf oberbergischen Haltepunkte gehören mit ihren gelben Ergebnissen somit zum letzten Viertel. Noch schlechter, nämlich als „nicht mehr akzeptabel“, werden zwölf Stationen bewertet, von denen allein fünf in Köln liegen (darunter die RB25-Stationen Trimbornstraße und Hansaring).
Als Go.Rheinland vor einem Jahr alle fünf oberbergischen Haltepunkte im damaligen Bahnhofsreport für gut befunden hatte und durchweg kaum Mängel gefunden hatte, konnte das manch ein Leser dieser Zeitung kaum glauben. Der Bahnhof Ründeroth erschien in dem Bericht mit 97,35 von 100 möglichen Punkten quasi als Vorzeigebahnhof. Das passte aber so gar nicht zu den Graffiti- und Vandalismusschäden dort, und auch nicht dazu, dass kurz vor der Veröffentlichung im Engelskirchener Bauausschuss explizit über die Vermüllung am Ründerother Bahnhof geklagt worden war.
Graffitischmierereien, das Erscheinungsbild der Vitrinen für Aushänge und die Sauberkeit des Gleisbettes sind einige der Kritikpunkte, die die professionellen Tester diesmal in Ründeroth bemängeln. Damit steht Ründeroth aber eigentlich nur exemplarisch für viele Bahnhöfe. Das Graffitiproblem gibt es fast an allen Bahnhaltestellen überall in der Region, und es habe in den Vorjahren kontinuierlich zugenommen.
Go.Rheinland nennt sogar 49 Stationen und damit 17 mehr als im Jahr zuvor, die in den Zugangsbereichen „starke Verunreinigung durch Graffiti“ aufweisen. Meist seien es Stationen mit einer Unterführung. „Das Anti-Graffiti-Programm des Landes NRW und der DB lief im Jahr 2018 aus. NRW ist eines der Bundesländer, welches von der DB AG als Schwerpunktgebiet hinsichtlich Graffiti identifiziert wurde“, heißt es in dem Bericht dazu.
Ein Kritikpunkt, der an allen oberbergischen Bahnhöfen bemängelt wurde, waren verschmutzte Gleisbetten. Das überrascht zunächst, denn als besonders von diesem Problem betroffen gelten laut Go.Rheinland „hoch frequentierte Stationen wie beispielsweise einige S-Bahn-Stationen im Kölner Stadtgebiet“. Und wieso dann auch in Oberberg? „Dass es auch betroffene Stationen gibt, die nicht so hohe Fahrgastzahlen haben, liegt vermutlich an den von der DB InfraGO definierten Gleisreinigungsintervallen“, heißt es beim Zweckverband auf Nachfrage.
Go.Rheinland hat Gesprächsbedarf
Und wie geht's weiter? Die Mängel will Go.Rheinland jetzt mit den jeweiligen Stationsbetreibern (in den meisten Fällen die DB Station&Service AG) und weiteren Stellen erörtert. Im Bericht heißt es: „Die Stationserfassung soll insgesamt dazu anstoßen, Mängel schnellstmöglich und dauerhaft abzustellen.“
Die Kritikpunkte im Einzelnen
Als „nicht akzeptabel“ wurden an den fünf oberbergischen Haltepunkten folgende Kritikpunkte aufgeführt, die zu den schlechten Bewertungen führten:
Gummersbach: Erscheinungsbild der Vitrinen, Erscheinungsbild des Wetterschutzes, Graffitischmierereien am Zugang, Sauberkeit des Zugangsbereiches, Sauberkeit des Gleisbetts.
Dieringhausen: Graffiti am Zugang, Sauberkeit des Gleisbetts, Erscheinungsbild des Fahrausweisautomaten, Sauberkeit und Erscheinungsbild des Aufzugs.
Engelskirchen: Erscheinungsbild der Vitrinen, Graffitischmierereien am Zugang, Sauberkeit des Gleisbetts, Erscheinungsbild der Abfallbehälter.
Ründeroth: Erscheinungsbild der Vitrinen, Funktionalität und Erscheinungsbild des Wetterschutzes, Sauberkeit des Gleisbetts, Erscheinungsbild der Fahrkartenautomaten, Graffiti am Zugang.
Marienheide: Erscheinungsbild der Vitrinen, Sauberkeit und Erscheinungsbild des Wetterschutzes, Sauberkeit der Sitzgelegenheiten und Sauberkeit des Gleisbetts.