Am Ostersonntag hat in Gummersbach-Dieringhausen die Dampfsaison begonnen: Der Ausflugszug „Bergischer Löwe“ rollt wieder durchs Wiehltal.
AuftaktZwischen Gummersbach und Wiehl schnauft und stampft der „Bergische Löwe“
Ein Streik ist nicht in Sicht, jede Fahrt startet pünktlich. Auf den „Bergischen Löwen“ ist eben Verlass. Am Ostersonntag ist das rollende Wahrzeichen Oberbergs in die neue Saison geschnauft, der Ausflugs-Dampfzug nimmt wieder Fahrt auf. Und auf dem Bahnbetriebsgelände in Gummersbach-Dieringhausen tummeln sich Liebhaberinnen und Liebhaber des historischen Schienenverkehrs.
Plötzlich ein Pfiff, Stampfen, Rumpeln, Rattern: Die Dampflok „Waldbröl“ setzt sich in Bewegung, die Fahrt nach Wiehl beginnt. Mitten in den weißen Schwaden verschwindet Oliver Böhm, der Neusser hockt dicht an den Gleisen und gibt alles fürs beste Bild: Er betreibt einen Dampflok-Blog, der Saisonstart in Dieringhausen ist also Pflichtprogramm. „Aber auch sonst sind wir ein paar Mal im Jahr hier“, sagt Böhm und macht aus seiner Aufregung keinen Hehl. Und verpasst er den perfekten Moment, drückt Ehefrau Daniela den Auslöser: „Wir teilen das Hobby.“
Die Saison in Gummersbach-Dieringhausen dauert bis zum 6. Oktober
Unterdessen hat Schaffner Jörg Witt ein wenig Stress, denn Eisenbahn-Enthusiasten sind bisweilen etwas ungeduldig: „Noch nicht einsteigen, wir rangieren noch“, ruft Witt immer wieder. Zweimal pendelt der „Bergische Löwe“ zum Auftakt zwischen der Kreisstadt und Wiehl, jede der vier Fahrten am Ostersonntag sei mit mehr als 100 Passagieren nahezu ausgebucht. Bis in den Oktober dauert die Saison.
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„Wir sind sehr froh, dass es endlich wieder losgeht“, sagt Vereinssprecher Witt. In den vergangenen Wintermonaten hat die Lok-Mannschaft der Interessengemeinschaft Bahnbetriebswerk die „Waldbröl“ auf den Prüfstand gehoben und ordentlich gewartet. „Und was man auseinandergeschraubt hat, das muss man auch wieder zusammensetzen – jetzt sehen wir, ob alles funktioniert.“
Im Oktober muss die „Waldbröl“ aus Dieringhausen in die Hauptrevision
In diesem Jahr, so kündigt Witt an, werden die Nikolaus-Fahrten wohl von einer anderen Zugmaschine absolviert: Die ganz große Hauptrevision der „Waldbröl“ steht an, die Dampflok muss sozusagen zur Inspektion und zum Tüv – und das ausgerechnet in dem Jahr, in dem sie Geburtstag hat: Vor 110 Jahren wurde die Lok in Dienst gestellt. „Das kostet viel Geld – und viel Kraft.“ Und weil der Gummersbacher Verein seine Lok „zum Fressen gern hat“, wie Witt sagt, gibt es ab sofort Tüten voll mit 250 Gramm kunterbunter Nudeln in Lokomotiven-Gestalt, natürlich auch im traditionellen Grün der Marktstadt Waldbröl. Witt: „Wir hoffen, dass die ,Waldbröl‘ im März kommenden Jahres zurück ist.“
Eingeheizt hat ihr der Verein bereits am vergangenen Freitag, erste Druckprüfungen sind seither erfolgt – die „Waldbröl“ ist fit. Da das Ruhefeuer in der Nacht ebenfalls glimmt, schlafen echte Eisenbahner auch mal auf dem Museumsgelände. „Der Stahl der Kessel soll sich ganz langsam ausdehnen“, erklärt Haupt-Heizer Jan Kringe. Etwa 1,2 Tonnen Kohle schaufelt er an einem Betriebstag in die Feuerbox. Seit mehr als zwölf Jahren ist der heute 28 Jahre alte Siegener schon dabei, die Leidenschaft für die Eisenbahn ist groß: „Oma und Opa haben hinter der Bahn gewohnt.“
Auch ein Ehepaar aus Hamburg klettert zum Auftakt in den historischen Zug
In der nächsten Winterpause hilft Kringe etwa bei der Instandsetzung des Schornsteins, „mit der Gießerei ist schon alles geklärt“. 4500 Liter Wasser verdampfen auf einer Strecke von 30 Kilometern. Und zwischendurch, im Schuppen, gibt’s stets einen Extra-Schluck mit einem speziellen Reiniger, damit sich in der Maschine kein Kalk ablagert. Etwa 20 Kilometer sind es bis Wiehl. „Die Strecke von Osberghausen zurück zum Ringlokschuppen, die finde ich immer noch am schönsten“, verrät Michael Gödderz, seit 1998 klettert er in den Führerstand der „Waldbröl“. Kurz vor der Abfahrt ist er meist wortkarg: „Bremsenprobe“, erklärt er knapp.
Das rund 16.000 Quadratmeter große Museumsgelände mit Drehscheibe und elfständigem Ringlokschuppen kannten Erika Geese und Claus Weber aus Hamburg bisher nur vom Vorbeifahren, diesmal hat das Paar Halt gemacht und steigt ein: Weber stammt aus Gummersbach, kennt die Strecke des Zuges seit Kindertagen. „Der Dampfzug macht gute Laune“, findet seine Frau. Und auch Michal Framek und Sohn Julian (4) aus Bergisch Gladbach sind hellauf begeistert. „Julian liebt alles, was fährt“, sagt Framek und fischt zum Beweis Spielzeug-Fahrzeuge aus seiner Jackentasche und natürlich dreht zu Hause auch eine Modelleisenbahn ihre Runden.
Endlich geht es dann in den richtigen Eisenbahnwagen. Jeder dieser Wagen im Zug ist mindestens 100 Jahre alt. Zurzeit arbeitet der Verein an einem kombinierten Bistro- und Personenwagen, aus einem Fördertopf der Kölner Bezirksregierung hat die 76 Mitglieder starke Interessengemeinschaft eine Zuwendung in Höhe von 30.000 Euro zur Sanierung und Erhaltung historischer Schienenfahrzeuge erhalten. „Damit restaurieren wir in den kommenden zwei bis drei Jahren einen Cid 28“, führt Vereinssprecher Jörg Witt aus und meint damit einen Personenwagen aus der Zeit von 1921 bis 1931 – der Volksmund hat sie liebevoll „Donnerbüchsen“ getauft.
Die Saison 2024 und die Fahrpreise
Für diese Saison plant die Interessengemeinschaft mit insgesamt zehn Sonntags-Fahrten bis 6. Oktober. Start der ersten Tour ist immer um 10.30 Uhr in Dieringhausen, Hohler Straße 2. Zudem gibt es am Samstag, 22. Juni, eine Abendfahrt mit Irish Folk von Fragile Matt sowie am Samstag, 14. September, eine Abendtour mit Blatzheim Highlander.
Die letzten Fahrtage vor der Revision sollen dann am Samstag, 5., und Sonntag, 6. Oktober, stattfinden. Die Jubiläumsfahrt zum 110. Geburtstag der „Waldbröl“ ist am Sonntag, 21. April.
Die Fahrpreise für eine Hin- und Rückfahrt bis Wiehl betragen für Erwachsene 18 Euro (einfache Fahrt: zwölf Euro), Kinder ab drei Jahren fahren für neun Euro (einfach: sechs Euro), Familie (zwei Erwachsene, drei Kinder) lösen das große Billett für 45 Euro (einfach: 30 Euro).