Wie viel teurer das Bauen geworden ist, hat die Sparkasse Gummersbach am Montag in ihrer Bilanzkonferenz deutlich gemacht.
BilanzSparkasse Gummersbach berichtet von schwierigen Zeiten für Häuslebauer
Bauen oder nicht Bauen – diese Frage beantworten die allermeisten Oberberger derzeit mit einem klaren Nein. Die Sparkasse Gummersbach, zu deren Geschäftsgebiet zudem Wiehl, Bergneustadt und Nümbrecht gehören, hat in diesem Jahr bisher nur einen einzigen Neubaukredit vergeben. Woran das liegt, machte Vorstandsmitglied Dirk Steinbach bei der Bilanzpressekonferenz am Montag mit dem fiktiven Beispiel der Zwillingsbrüder Peter und Michael deutlich.
Den Traum vom Eigenheim wahrmachen, nur ein paar Nummern kleiner
Beide sind verheiratet und haben ein Kind, verdienen netto 3000 Euro, wollen davon die Hälfte fürs Wohnen ausgeben und verfügen über Ersparnisse in Höhe von 50.000 Euro, die sie für ein Eigenheim ausgeben wollen. Peter machte 2019 Nägel mit Köpfen. Mit dem damaligen Zinssatz von 1,25 Prozent und Nebenkosten von 225 Euro konnte er sich eine Immobilie im Wert von 560.000 Euro leisten, rechnete Steinbach vor.
Michael aber, der in diesem Jahr bauen oder kaufen möchte, kann sich bei einem Zinssatz von 4 Prozent und Nebenkosten von 525 Euro nur noch ein Haus für maximal 300.000 Euro leisten. Steinbach merkt außerdem an, dass die Immobilienpreise gestiegen sind, würde dennoch nicht grundsätzlich abraten, den Traum vom Eigenheim wahrzumachen. Aber dann „ein, zwei Nummern kleiner“, und eben nicht als Neubau, sondern indem eine bestehende Immobilie übernommen und modernisiert wird.
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Sparkasse verdiente wieder mehr Geld als im Vorjahr
Infolge der Zinswende hat die Sparkasse Gummersbach nach langer Zeit in diesem Geschäftsbereich wieder mehr Geld verdient als im Vorjahr, nämlich einen Zinsüberschuss von 35,2 Millionen Euro (+3,4 Mio.). Anders als die Häuslebauer haben die Unternehmen mehr Kredite in Anspruch genommen, insgesamt betrug das Volumen fast 1,97 Milliarden Euro (+119 Mio.)
Unterm Strich hat die Sparkasse ein Betriebsergebnis von 13,4 Millionen Euro erzielt, immerhin 2,5 Millionen mehr als im Vorjahr, und konnte 7,6 Millionen Euro in die Kapitalrücklage einzahlen. Frank Grebe erinnert sich, dass Anfang 2022 nach dem Ausklingen der Corona-Krise alle Zahlen auf Normalität und Wachstum hindeuteten – dann kam der Ukrainekrieg. Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen ist er zufrieden mit der Geschäftsentwicklung.
Mehr Sorgen macht er sich um die Kunden. Auch der oben vorgestellte glückliche Zwillingsbruder Peter kommt angesichts der gestiegenen Wohnnebenkosten ins Schwitzen. Die Sparkasse geht davon aus, dass sie einige Kunden über Wasser halten muss, indem sie die Raten senkt. Die größte Herausforderung für sein Institut sieht der Vorstandschef aber in der Finanzierung der Nachhaltigkeitswende, der sich die oberbergische Industrie stellen muss.
Besonders für die energieintensive Kunststoffbranche sei dies eine existenzielle Frage, an der viele Arbeitsplätze hängen. Grebe geht davon aus, dass der jährliche Kreditbedarf um die Hälfte auf 225 Millionen Euro steigen wird, ein Volumen, das sein Haus überhaupt nur stemmen kann, weil es 2019 mit der Homburgischen Sparkasse fusionierte. Er versichert aber: „Die Sparkasse sieht sich in der Verantwortung für die Region.“
Zahlen
Einlagen: 1,89 Mrd. Kundenkredite: 1,97 Mrd. Bilanzsumme: 2,4 Mrd. Wertpapiervol.: 874 Mio. Mitarbeitende: 343, davon Azubis: 26 Geschäftsstellen: 23, davon Selbstbedienung: 6 Girokonten: 63 542 Geldautomaten: 35