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Den Abstand zur Tagespolitik gefundenKlaus-Peter Flosbach wird heute 70 Jahre

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Seinen 70. Geburtstag feiert heute Klaus-Peter Flosbach. Die Bundespolitik vermisst er nicht.

Waldbröl – Man muss sich Klaus-Peter Flosbach als politischen Menschen vorstellen. Wenn er über aktuelle Themen spricht, dann erzählt er von dem Gespräch, dass er da neulich in Berlin geführt hat – ganz nebenbei und völlig uneitel. Dabei ist der Waldbröler schon seit mehr als vier Jahren, als er nach vier Direktmandaten aus dem Bundestag ausgeschieden war, nicht mehr im Parlament. Und trotzdem nimmt man dem Ehrenvorsitzenden der CDU, der heute 70 Jahre alt wird, es ab, wenn er sagt: „Was das Tagesgeschäft der Politik in Berlin betrifft, vermisse ich nichts.“

Heute nicht mehr so verplant

Vor allem genießt er, dass er jetzt nicht mehr so verplant sei, erzählt Flosbach. Gerne nutzt er das, um Reisen zu unternehmen, zum Beispiel nach Afrika. Dem Kontinent ist er nicht nur durch sein Interesse an der Entwicklungspolitik verbunden. Zwei seiner drei Söhne leben in Nigeria, einer von ihnen zieht demnächst nach Kenia. „Leider hat uns da aber zuletzt die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Umso mehr freut er sich, wenn die ganze Familie, zu der – wie der frische Großvater stolz hinzufügt – jetzt auch zwei Enkelkinder im Alter von zwölf und 16 Monaten gehören, über den Jahreswechsel und seinen Geburtstag in Waldbröl endlich mal zusammenkommen kann.

Ein weiteres Ziel, dass sich das sportliche Geburtstagskind noch vorgenommen hat, ist ein Ausflug auf den portugiesischen Jakobsweg. „Wir haben das schon mehrfach verschieben müssen, aber im Mai soll es jetzt eigentlich endlich losgehen.“

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Neben den Reisen beschäftige er sich mit dem Lesen, mit Sprachen, aber auch mit der Musik. „Gitarre spiele ich ja schon seit meinem zehnten Lebensjahr. Jetzt habe ich noch mit dem Klavier angefangen“, erzählt Flosbach. Da stagniere seine Entwicklung aber ein wenig: „Auch weil durch Corona der Unterricht sich nicht so einfach durchführen lässt.“

Flosbach beschäftigt sich allerdings auch weiterhin nicht nur mit sich selbst. Er ist Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung des Engelskirchener Vereins Lichtbrücke. „Für unsere Arbeit in Bangladesch, wo wir sechs Ausbildungszentren betreiben, brauchen wir viele Spenden.“ Das sei umso schwerer, wenn wie jetzt nicht nur der eigene Basar in der Adventszeit zum zweiten Mal ausgefallen ist, sondern auch andere Veranstaltungen, bei denen er Menschen treffen und um Unterstützung werben kann, wegen Corona nicht stattfinden.

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Darüber hinaus verfolgt Klaus-Peter Flosbach natürlich auch weiterhin die Tagespolitik – vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen. „Aus meinen ersten drei Jahren im Bundestag weiß ich ja noch, wie Opposition geht“, sagt er schmunzelnd. Sein Fraktionsvorsitzender damals ist jetzt gerade neuer Parteivorsitzender geworden: Friedrich Merz.

Der CDU, sagt Flosbach, könne die Oppositionsrolle gut tun. „Das kann die politischen Konturen einer Partei schärfen, die in der langen Zeit des Regierens verloren gegangen sind.“ Gerade auch nach den vielen Jahren in einer großen Koalition könne das befreiend wirken: „Man muss keine Kompromisse mehr machen.“

So, sagt Flosbach, könnten die Christdemokraten auch ihre Rolle als Volkspartei behalten – auch in Oberberg. „Man darf nicht vergessen: Es ist erst acht Jahre her, dass wir im Bund nur knapp an einer absoluten Mehrheit vorbeigeschrammt sind.“ Dazu gehöre es auch, die Partei breit aufzustellen: „Ein christliches Menschenbild und eine wertkonservative Einstellung sind dafür eine Basis.“ Da ist er wieder, der politische Mensch – wenn auch einer, der Abstand gewonnen hat.