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StromausfallLindlarer Herrensitzung endet im Dunkeln

Lesezeit 3 Minuten
Eine Karnevalsband auf der Bühne, dahinter der Elferrat, vorn Zuschauer.

Die Paveier hatten noch genug Saft für einen umjubelten Auftritt im Lindlarer Festzelt.

Denkwürdig war die Herrensitzung nicht nur wegen des Stromausfalls: Sitzungspräsident Markus Günther setzte ein Zeichen gegen Rechtsradikale.

Roy Rakete Ostermann und seine Band aus dem hohen Norden halten die Stellung. Als kurz vor 19 Uhr der Strom ausfällt, sorgen die „Big Maggas“ mit ihrer Präsenz auf der Bühne, dass alles ruhig bleibt. Knapp bange 20 Minuten lang muss die Karnevalsgesellschaft den Saal per Notstromaggregat beleuchten, dann kann die Band noch zwei Zugaben geben.

Raderdoll gegen Rechts: In seiner Begrüßung fünf Stunden zuvor will Sitzungspräsident Markus Günther die Demonstrationen an diesem Wochenende überall im Land nicht ausblenden und erklärt die Lindlarer Herrensitzung zum politischen Zeichen. Auch in Lindlar gelte: „Keinen Millimeter für die Rechtsradikalen“. Woraufhin die Kapelle und die Männer im Saal „Da simmer dabei“ anstimmen.

Lindlar braucht noch ein Dreigestirn

Das Zelt ist ausverkauft, die Stimmung schon vor Programmstart feucht-fröhlich, drum nutzt Günther die Möglichkeit und ermuntert die knapp 1800 anwesenden Herren, sich für die kommende Session als Tollitäten zu bewerben. Der Job ist noch zu haben. Die beste Werbung macht das amtierende Dreigestirn selbst. Kleider machen Leute, das Prinzenornat macht den Popstar. Marcel II. und seine beiden Flügelmänner beweisen bei ihrem Auftritt leichtfüßige Tanzbegabung. Der Gesang kommt ohnehin aus der Konserve, da ist es nicht schlimm, dass des Prinzen Stimmbänder schon etwas gelitten haben.

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Dave Davis als erster Redner ist auch nicht geneigt, den Rechtsradikalen das Feld zu überlassen und hält mit „schwarzem“ Humor dagegen. Der gebürtige Kölner mit Vorfahren in Uganda, wundert sich in der Rolle des Toilettenmanns Motombo Umbokko, dass in Lindlar alle klatschen, wenn ein „Brauner“ die Bühne betritt. Kürzlich sei er auf einer Hochzeit im sächsischen Hoyerswerda eingeladen gewesen, wird er später berichten, und habe wegen der Nazis Bedenken gehabt. Und tatsächlich: „Als ich aus dem Auto aussteige, sehe ich drei Schwarze, die von 50 Weißen gejagt werden. Dann sehe ich genau hin – war ein Marathonlauf.“

Auch die Büttenredner setzten in Lindlar auf Musik

Die gute Tontechnik trägt dazu bei, dass der ganze Saal vergleichsweise brav dem Redner lauscht. Joachim Jung hat als Lieselotte Lotterhappen etwas mehr Mühe, obwohl er/sie alle Register zieht und die Meute zum Ständchen für Geburtstagskind Marvin animiert. Das Kölner Komiker-Duo Willi und Ernst setzt auch nicht allein auf Wortwitz, sondern auch auf Musik und seine „begnadeten Körper“.

Zuvor haben die Paveier die Partylatte nämlich hoch gehängt. Nach „Leev Marie“ kann nichts mehr schiefgehen und bei „Heimat es“ bringt die Band den Saal bis in die hinteren Bankreihen zu Schunkeln. „Herrensitzungen sind ja immer so ein bisschen verschrien“, sagt Sänger Sven Welter. „Aber was Ihr hier für eine Stimmung macht!“ Die Swinging Funfares verbinden Klasse und Masse: 16 Musikern, darunter Brings-Manager Stefan Kleinehr an der Trompete und weitere acht Bläser, pusteten frischen Wind ins Zelt. Kaum einer bleibt auf den Bänken sitzen. Und Kasalla kommt erst noch.

KG-Präsident Philip Caucal freut sich, dass die Tickets für die Herrensitzung am 25. Januar 2025 bald vergeben sein dürften. Auch der Vorverkauf für die erstmals angesetzte geschlechtergemischte Sitzung, das „Klüngeljetümmel“ am 1. Februar 2025, laufe hervorragend. Gut zu wissen: Auch im Dunkeln kann man schunkeln.