Morsbach – Sebastian Appolt findet klare Worte für das, was in den vergangenen Jahren an den Grundmauern der katholischen Kirche rüttelte. „Wir haben diese Krise mitverschuldet und müssen nun dringend Vertrauen zurückgewinnen und zeigen, dass Kirche auch eine Heimat sein kann“, sagt der Priesteramtsanwärter, der gerade seinen Dienst im Seelsorgebereich Morsbach – Friesenhagen – Wildbergerhütte angetreten hat, zu den Missbrauchsskandalen und deren Vertuschung.
Appolt geht es um die Glaubwürdigkeit der Kirche
Es sei lange viel verkehrt gelaufen, gibt der 32-Jährige zu und bedauert, dass so viele Menschen zu Opfern von Kirchenvertretern geworden sind. „Die dramatischen Geschichten, die mit diesen Skandalen verknüpft sind, schockieren mich auch. Jetzt ist es an uns, unsere Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.“ Dringend nötig, so betont er, sei es nun, einen „hingebenden Dienst auszuüben und deutlich zu machen, wie viel Kraft der Glaube an Gott geben kann“.
Aufgewachsen ist Sebastian Appolt in der Kürtener Ortschaft Bechen, in seiner Heimatgemeinde dort hat er die katholische Jugendarbeit mitgeprägt. Mit 19 Jahren entschied er sich, ins Priesterseminar zu gehen, stellte dann aber fest, dass das – noch – nicht sein Weg ist.
Die priesterliche Berufung hat ihn nicht losgelassen
Appolt studierte Theologie und Geschichte an den Universitäten in Bonn und München, promovierte schließlich im Fach Theologie und spürte nach zehn Jahren, dass ihn die Berufung, Priester zu werden, nie losgelassen hatte. Im Gegenteil, sie war im Laufe der Jahre gewachsen. Erneut fand der Theologe im Sommer vergangenen Jahres den Weg ins Priesterseminar und ist nun für erste intensive Praxiserfahrungen eben in Morsbach angekommen.
Zwei Jahre wird Sebastian Appolt bleiben, in der Praxis und von seinem Mentor, Pfarrer Tobias Zöller, erfahren, was in der Arbeit in der Gemeinde wichtig ist, eigene Schwerpunkte in der Gemeindebildung setzen und in den Religionsunterricht an der Waldbröler Gemeinschaftsgrundschule Isengarten hineinschnuppern.
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Im Juni 2022 soll die Weihe zum Diakon erfolgen, im Juni 2023 dann die zum Priester. Wo sein Wirkungskreis schließlich sein wird, steht noch nicht fest, doch der Theologe wird auf jeden Fall im Erzbistum Köln eingesetzt werden.
Die Kirche stehe vor großen Veränderungen
Natürlich musste sich Sebastian Appolt auch Gedanken zum Thema Zölibat machen. „Ich kam letztlich zu dem Schluss, dass ich durch den Dienst in den Gemeinden in einer anderen Art der Familie geborgen sein werde und auch das kann große Freude machen“, ist er überzeugt. Denn Kirche lebe von der Gemeinsamkeit und bei allen Problemen gebe es auch viel, das sich innerhalb der katholischen Kirche zu lieben lohne, ist er sicher.
Bewusst ist Appolt zudem, vor welch großen Veränderungen die Kirchen stehen. Der Schwund von Mitgliedern, die Zusammenlegung von Gemeinden und deutlich weniger Männer, die Priester werden möchten sind Dinge, vor denen man die Augen nicht verschließen könne.
„Für mich sind das Herausforderungen, die mir Energie geben. So eine Art positiver Stress, der mich dazu bringt, Dinge mitgestalten zu wollen – in dem Bewusstsein, dass Gott dabei als Freund immer an meiner Seite ist.“