Das Morsbacher Repair-Café ist eines von fünfen, das die oberbergische Ehrenamtsinitiave gegründet hat und eines der ältesten: Im August 2014 konnten Oberbergerinnen und Oberberger erstmals Alltagsdinge auf Vordermann bringen lassen.
Gegen eine SpendeMorsbacher Repair-Café bietet Hilfen unterschiedlichster Art
Am Rollator ist ein Rad ab. Ausgerechnet auf dem Weg zum Morsbacher Repair-Café vermisst die Seniorin plötzlich das vierte Rad an ihrer Gehhilfe und die Achse noch dazu. Aber Hilfe ist nah, für Paul Morsbach ist die Reparatur ein Klacks: „Komm, wir holen eine Mutter“, ruft der 80-Jährige aus Seidenberg seinem Kollegen Johann Neufeld (73) zu und dann sind die Männer auch schon verschwunden in Richtung Fachmarkt. Und die fehlende Achse findet Morsbach vor der Tür.
Samstagvormittag, kurz vor 11 Uhr. Zum ersten Mal in diesem Jahr hat die Ehrenamtsinitiative Weitblick ihr Repair-Café in den Räumen der Tagespflege Reinery geöffnet, da schreiben die Empfangsdamen Brigitte Kötting und Andrea Leidig auch schon Auftrag um Auftrag. „Diese Zettel brauchen wir, um die Arbeit zu verteilen“, erklärt die Weitblick-Standortlotsin Renate Kersjes (71).
Institution seit 2014
Das Morsbacher Repair-Café ist eines von fünfen, das die oberbergische Ehrenamtsinitiave gegründet hat und eines der ältesten: Im August 2014 konnten Oberbergerinnen und Oberberger erstmals kleinere Elektrogeräte und Alltagsdinge gegen eine Spende bei Kaffee und Kuchen auf Vordermann bringen lassen. „Ein sechstes Café soll bald in Reichshof entstehen“, kündigt Kersjes an.
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Einzigartige Außenstelle Drei Gehminuten vom Haus Reinery entfernt hat das Morsbacher Repair-Café seit vier Jahren eine Außenstelle: In ihrer Praxis am Alzener Weg kümmert sich die Podologin Stefanie Böcher an jedem ersten Samstag im Monat um die Füße von Menschen, die eine Bedürftigkeit nachweisen können – und das ist einzigartig im Kreisgebiet. „Ich bin so froh, dass es das Angebot gibt“, freut sich eine 82-Jährige aus Lichtenberg, die gerade auf Böchers Behandlungsstuhl sitzt. „Ich brauchte dringend Pflege, konnte mir aber nicht mehr selbst helfen.“
Helfende wünschen sich vor allem eins: Verstärkung
Jetzt nutzt sie den samstäglichen Einkaufsbummel in Morsbach, um bei Stefanie Böcher vorbeizuschauen. Alles, was bei Böcher in der Kasse landet, wird gespendet. „Ich wollte helfen, aber hier in Morsbach“, betont die Podologin (53). Unterdessen surren im nahen Repair-Café die Nähmaschine, Nadeln und Garn eilen durch Stoff. Die Näherinnen Elke Lohmann (85) und Jane Maaß (80) haben alle Hände voll zu tun, beide Seniorinnen sind von Anfang an dabei.
„Sogar ein Brautkleid haben wir mal angepasst“, berichtet Lohmann. Sie wünscht sich vor allem eins: Verstärkung. Denn immer mehr Menschen lassen ihre Kleidung heute flicken statt neue zu kaufen. „Tatsächlich haben unsere Näherinnen immer am meisten zu tun“, bestätigt Renate Standortlotsin Kersjes. „Leider schaffen sie nicht mehr alles, manchmal müssen die Auftraggeberinnen und Auftraggeber an einem anderen Tag wiederkommen.“ Christiane Theisen ist längst Stammkundin, diesmal hat sie einen Kaffee-Automaten mitgebracht, der nicht mehr brühen will.
Jetzt steht dieser bei Elektro-Ingenieur Peter Schlechtingen (67) auf dem Tisch, der Experte sucht im Stahlkoffer nach Werkzeug. „So ein Gerät repariert der Handel heute nicht mehr“, weiß die Morsbacherin Theisen. „Aber bevor ich das auf den Schrott werfe, lasse ich erstmal einen Fachmann ran – das ist ja dann auch nachhaltig.“
Müll zu vermeiden, das ist ein erklärtes Ziel eines solchen Cafés. Paul Morsbach und Johann Neufeld haben derweil ihre Aufträge abgearbeitet: Der Rollator rollt wieder, und Neufeld hat eine Nähmaschine aus den 1950er Jahren in Schuss gebracht. „Das ging schnell – für die davor habe gute vier Stunden gebraucht.“