Das Projekt zur Entschärfung des Verkehrs auf der Goethestraße ist zunächst auf ein Jahr befristet. Es wird wissenschaftlich ausgewertet.
Modellversuch geplantNach den Herbstferien will die Stadt Waldbröl Eltern-Taxis stoppen

Die Goethestraße in Waldbröl soll zu einer Schulstraße und damit zeitweise für den Verkehr gesperrt werden. An der Goethestraße befinden sich das Hollenberg-Gymnasium (Foto, links) und die städtische Gesamtschule (rechts). Metallbarrieren halten an zwei Stellen schon heute den Autoverkehr fern.
Copyright: Jens Höhner
Zwischen Schiller und Goethe liegen in Waldbröl keine drei Zentimeter, doch steht zwischen den Dichterstraßen seit vielen Jahren schon eine rote Metallbarriere. Die soll den Verkehr rund um die städtische Gesamtschule und das Hollenberg-Gymnasium reduzieren. Weil aber inzwischen mächtig Dampf im Verkehr auf der Goethestraße ist, will die Stadt die Eltern-Taxis ausbremsen und dort eine Schulstraße ausweisen: Diese erlaubt die zeitweise Sperrung der Strecke hinauf zum Schulzentrum.
„Manche Eltern möchten am liebsten bis vor den Haupteingang der jeweiligen Schule fahren“, hat Waldbröls Mobilitätsmanager Rudolf Bergen beobachtet. Schon nach den Herbstferien soll das zunächst auf ein Jahr befristete Modellprojekt starten – sofern der Stadtrat am kommenden Mittwoch, 26. März, grünes Licht gibt. Das aber ist sehr wahrscheinlich, da sich der Ausschuss für Bauen und Verkehr am Dienstagabend einstimmig dafür ausgesprochen hat.
Die Bundesanstalt für Straßenwesen der Marktstadt Waldbröl eine wissenschaftliche Begleitung
„Jetzt sind alle Voraussetzungen geschaffen“, betont Bergen. Ein gutes Jahr hat er an einer Lösung gefeilt, um den Verkehr auf der Goethestraße zu entschärfen: „Vor allem zu den Stoßzeiten vor Schulbeginn und wieder zum Ende des Unterrichts kommt es da zu Konflikten zwischen Kindern und Jugendlichen, die zu Fuß unterwegs sind, und den vielen Autos“, führt er aus. „Und bei Dunkelheit wird es immer besonders gefährlich.“
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In Entfernungen zwischen 250 und 600 Metern gibt es sieben Parkplätze, die in höchstens sechs, sieben Fußminuten erreichbar sind. Das ist also zumutbar.
Zwischen 7 und 8 Uhr sowie von 12.30 bis 15.45 Uhr soll die Goethestraße künftig nur noch dem Schulpersonal und den Anwohnern offenstehen. Waldbröls Schulstraße wäre die erste in Oberberg, landesweit gibt es so etwas nach Auskunft von Bergen bereits in Köln, Bonn und Essen, „aber mit anderen Lösungen als bei uns“.
Weil dieses Vorhaben etwas Besonderes ist, spendiert die Bundesanstalt für Straßenwesen der Marktstadt eine tiefgehende Evaluierung – sprich: eine gründliche Datenerhebung mit zehn Kameras und Zählgeräten. Die Bergische Universität und das Planungsbüro Bueffee, beide in Wuppertal ansässig, wollen das Vorhaben zudem begleiten, dokumentieren und wissenschaftlich auswerten. „Geplant sind vier Zählungen, zwei im Winter, zwei im Sommer.“ Die erste Winter-Zählung habe bereits stattgefunden.
Polizei will in Waldbröl zunächst das freundliche Gespräch suchen, danach gibt es Geldstrafen
Wer sein Kind nach den Herbstferien mit dem Auto zur Schule bringt, soll dann einen von sieben Parkplätzen in der Stadtmitte, zum Beispiel den an der benachbarten Vennstraße oder am Raabeweg, ansteuern. Diese böten genügend Raum, platzten längst nicht aus allen Nähten, betont Mobilitätsmanager Bergen. „Und sie befinden sich in Entfernungen zwischen 250 und 600 Metern, sind in sechs, sieben Fußminuten erreichbar. Das ist also zumutbar.“ Die Polizei werde in der ersten Woche über die Sperrung wachen und am ersten Tag noch das freundliche Gespräch suchen, ab dem zweiten dann aber 55 Euro kassieren.
Verkündet werden die Sperrzeiten auf Klapptafeln, wie sie heute schon in Hermesdorf an der Grundschule hängen: Dort fordern sie an Schultagen von 7 bis 16.30 Uhr zu Tempo 30 auf.
Für die 150 bis 190 an den Schulen Beschäftigten und eben die drei Anwohnerhaushalte wird es Sondergenehmigungen geben, die der Oberbergische Kreis ausstellt. „Für die Lehrkräfte und das Personal reichen die vorhandenen Parkplätze an der Gesamtschule und am Hollenberg-Gymnasium“, schildert Bergen. Auf dem benachbarten Höhenweg und der Schillerstraße sollen zudem ergänzende Regeln gelten, gänzlich unberührt bleibt zunächst der Roseggerweg. Bergen: „Klar ist bereits, dass wir nach dem Ablauf dieses Modellprojektes ab 2026 auf der Goethestraße dann wohl mit einer Teilentwidmung arbeiten müssen.“
Kosten werde das Modellprojekt die Stadtkasse kaum 10.000 Euro, ergänzt Mobilitätsmanager Rudolf Bergen, der von einem Erfolg längst überzeugt ist: „Das wird den Fuß- und Fahrradverkehr in diesem Bereich deutlich sicherer machen – und attraktiver.“ Für das kommende Jahr plant die Verwaltung zudem, dort rund 100 neue Abstellplätze für Fahrräder einzurichten.