In unserer Jahresbilanz schauen wir auf 2022 und besondere Projekte in der Gemeinde Morsbach zurück. Und wir geben einen Ausblick.
In Morsbach stand das Jahr 2022 im Zeichen der Mobilität und der Brückenschläge
Was war? Was kommt? In unserer Serie zum Jahresstart ziehen wir Bilanz und blicken gemeinsam mit den Verantwortlichen voraus auf das Jahr 2023. Welche Projekte sind abgeschlossen, welche gescheitert und wo hakt es noch? Heute geht es um die Gemeinde Morsbach.
Als im Juli ein Spezialkran in Morsbachs Kurpark die zuvor umstrittene neue Brücke über die Wisser wuchtet, ahnt noch niemand, dass keine zwei Monate später eine andere Flussquerung aus Gründen der Sicherheit geschlossen werden muss: Seither ist die 1928 als Bismarck-Steg gebaute Hängeseilbrücke zu. Das schlägt durchaus hohe Wellen, hängen doch Erinnerungen aus den Kindertagen vieler Morsbacherinnen und Morsbacher an dieser Brücke.
Wie man gut von A nach B kommt, das ist in Oberbergs kleinster Kommune überhaupt das große Thema – vor allem, wenn dies klimafreundlich und auch umweltschonend geschehen soll. Zum 1. Januar tritt nämlich die damals 24 Jahre alte Michelle Zimmermann ihren Posten als Klimaschutzmanagerin an und feilt seither an einem Konzept für den Klima- und Umweltschutz, dem aber eben eines zur zeitgemäßen Mobilität vorausgeht – und an dem jeder mitwirken kann, der Ideen dazu hat.
Suche nach möglichen Flächen für den Bau von Bürgerenergieparks
Bei einem ersten Workshop im September geht’s erstmals um das Vorwärtskommen in der Zukunft, aber auch um die Versorgung mit Lebensmitteln auf kurzem Weg, die Windkraft und den Aufbau von Photovoltaik. So beginnt im vergangenen Jahr die Suche nach möglichen Flächen für den Bau von Bürgerenergieparks – ein Thema, das in der Lokalpolitik nicht unumstritten ist.
Und während die einen streiten, nutzen andere eine Chance: In der Ortschaft Lichtenberg übernehmen Idriz Lekpek (31) und Anna-Lena Dzundza (28) das „Lichtenberger Lädchen“ und erweitern ab September das Sortiment des kultigen Kiosks zu dem eines kleinen Supermarkts. Und noch im selben Monat erfolgt, auf der Brache gleich schräg gegenüber, der erste Baggeraushub für die Grüne Oase.
Stillstand ist dagegen eingekehrt auf der Bahntrasse zwischen Morsbachs neuem Kulturbahnhof und Waldbröl-Hermesdorf: Denn zu Beginn des Jahres schiebt die Politik den dort geplanten Draisinen-Verkehr aufs Abstellgleis. Wenn diese Fahrzeuge rollen sollen, dann nicht von der Gemeinde angeschoben.
Geplanter Draisinen-Verkehr auf dem Abstellgleis
Dem im August dann von sieben Leuten gegründeten, aber bis heute nicht eingetragenen Verein „Südkreisdraisinen“ allein soll der Unterhalt einer solchen Touristenattraktion obliegen. Gründungsmitglied Theo Stangier: „Leider hat sich gezeigt, dass eine halbwegs genussvolle Befahrung der Strecke von Morsbach nach Kömpel nur mit motorisierten Draisinen möglich ist, da sie zu steil ist.“ Das habe im Oktober eine Testfahrt mit einer in Radevormwald geliehenen Draisine gezeigt.
Apropos Tourismus. Um den in größerem Stil aufs Gleis zu setzen, lässt die Gemeinde ein Konzept dafür entwickeln. Auch gründet sich ein Arbeitskreis, der sich mit künftigen Nutzungen der am 31. Oktober 2018 geschlossenen Jugendherberge beschäftigt, für die der Landesverband Rheinland im Deutschen Jugendherbergswerk auch heute noch Investoren und Käufer sucht. Doch die Zeit drängt: Die Gebäude verfallen zusehends.
Als Interimsquartier für den Männergesangverein „Eintracht“ scheidet das Ensemble wohl aus, doch verlieren die 45 Sänger um ihre Vorsitzenden Daniel Schneider und Frank Rinscheid ihr Stammdomizil, das der MGV seit Jahrzehnten nutzt: Die Zukunft des mehr als 150 Jahre alten „Gasthauses an der Seelhardt“, gelegen oberhalb der Ortsmitte Morsbachs, ist ungewiss, der Eigentümer hat neue Pläne für das alte Haus. Frank Rinscheid: „Immerhin steht inzwischen fest, dass wir bis kommenden April bleiben dürfen.“ Auch dort bangt Morsbach also um ein gutes Stück Tradition.
Gesungen aber wird endlich wieder auf dem Milly-la-Forêt-Platz am Rathaus: Dort feiern die Frischluft-Konzerte „Samstags in ...“ nicht nur ihren Neustart, sondern auch ihr Zehnjähriges mit großem Brimborium – auch dank des großen Einsatzes vieler Vereine. Diese Brücke in die Zukunft ist damit geschlagen.