Wipperfürth – Die Aufarbeitung des Starkregens vom 14. Juli mit anschließendem Hochwasser war jetzt Thema im Ausschuss für Klima, Umwelt und Natur. In einem 30-seitigen Bericht hatte Armin Kusche, Abteilungsleiter Stadtentwässerung, die Ereignisse analysiert, Begriffe und rechtliche Hintergründe erläutert und Schutzmaßnahmen und Lösungsansätze vorgestellt, soweit sie in den Verantwortungsbereich der Stadtverwaltung fallen.
Und er legte Zahlen vor. Nach Messungen der Wetterstation in Gardeweg hatte die Hansestadt mit 162 Litern pro Quadratmeter die höchste Niederschlagsmenge in Deutschland. Am 14. Juli fielen 15 Prozent der durchschnittlichen Regenmenge eines ganzen Jahres. Rein statistische lag die Wassermenge höher, als es einmal in 10 000 Jahren zu erwarten ist. Die Auswirkungen sind bekannt.
Zwischen Starkregen und Hochwasser unterscheiden
Es gebe Unterschiede zwischen dem Starkregen vom 29. Mai 2018, als innerhalb von zwei Stunden rund 80 Liter Regen pro Quadratmeter fiel und ebenfalls zahlreiche Bereiche der Innenstadt unter Wasser gesetzt hatte, und dem Ereignis vom Juli, erläuterte Kusche. Zum einen sei andere Flächen betroffen gewesen, zum anderen hätten beim Starkregen 2018 die Kanäle die großen Wassermengen nicht aufnehmen können, es habe quasi eine Überflutung von oben gegeben. Der jetzige lang anhaltende Starkregen habe zu Hochwasser in Wupper, Gaulbach und Hönnige geführt, also quasi einer Überflutung von unten. Die Kanäle hätten die Regenmengen aufnehmen können, das Wasser aus Fluss und Bächen nicht mehr. Zudem konnte das Wasser aus dem neuen Hochwasserkanal aufgrund des hohen Pegelstandes der Wupper nicht mehr abfließen. Auffallend an dem jüngsten Hochwasser sei auch die Geschwindigkeit, mit der die Pegelstände angestiegen seien und neue Höchstmarken erreicht hätten.
Zahlen
162 Liter Regen fielen am 14. Juli in Wipperfürth, die höchste gemessene Regenmenge in Deutschland. Beim Starkregen am 29. Mai 2018 waren es 80 Liter pro Quadratmeter in zwei Stunden.
Das steilste Gefälle der drei größeren Gewässer hat der Gaulbach: Auf 8,375 Kilometern sind es 118 Höhenmeter, das entspricht ziemlich genau 1 Meter Gefälle auf 71 Meter Länge.
Bei den Schutzmaßnahmen müsse man zwischen Starkregen- und Hochwasserereignisse unterscheiden. Bei Starkregen gelte es, das Regenwasser so schnell wie möglich abzuleiten. Das Kanalnetz könne diese Wassermassen nicht aufnehmen, von daher müssten Korridore geschaffen werden, um die Mengen möglichst schadlos in den nächsten Bachlauf einzuleiten. Eine vollständige Analyse und und eine Gefahrenkarte Starkregen und das Konzept zum Starkregen-Risikomanagement sollen im Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Ein Hochwassersteckbrief für die Stadt sieht 53 Einzelmaßnahmen vor, in elf Fällen sei die Stadt zuständig. Die Schaffung von Retentionsflächen sei ein elementarer Baustein im Hochwasserschutz, werde aber durch Bebauung und zur Verfügung stehende Flächen bestimmt. Ein wichtiger Faktor sei zudem das Gefälle. Während es bei der Wupper gering ausfalle, sehe das bei Hönnige und Gaulbach anders aus. Der Höhenunterschied bei der Wupper betrage auf knapp zehn Kilometer 31 Meter, bei der Hönnige seien auf gut neun Kilometer 117 und beim Gaulbau auf 8,3 Kilometer 118 Meter. Durch das starke Gefälle entstehen hohe Fließgeschwindigkeiten. Mit dem Einbau von Querdämmen könnten hier zusätzliche Retentionsflächen geschaffen werden. Es würden künstliche Wasserterrassen entstehen, wie bei einem klassischen Regenrückhaltebecken. Ein konkretes Projekt zum Hochwasserschutz sei der Rückbau des Wehrs am Turbinenhaus, das für Rückstau der Wupper sorge und verhindere, dass das Wasser aus dem Gaulbach abfließen könne. Das habe für die massiven Überflutungen in der Innenstadt gesorgt.
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Die Maßnahmen seien sinnvoll, effektiv und ließen sich technisch relativ einfach umsetzen, so die Einschätzung der Fachabteilung. Die beschäftige sich auch mit der Frage, wie Maßnahmen zur Klimaanpassung in die Bebauungspläne aufgenommen werden können. Durch geringere Versiegelung etwa, aber auch durch Dachbegrünung, Photovoltaik oder Fassadenbegrünung.
Er haben den Bericht mit Genuss gelesen, so Ausschussvorsitzender Hans-Peter Müller. Das sei eine hervorragende Arbeit. Der Bericht spreche für sich und mache deutlich, was an Aufgaben auf die Stadt zukomme.