Entscheidung von 1933 revidiert: In Nümbrecht hebt der Gemeinderat die Ehrenbürgerwürde für Prinz August Wilhelm von Preußen (1887–1949) auf.
Ehrenbürger-AbwahlNümbrecht stellt Preußen-Prinzen ins Abseits
Wie erwartet, hat sich der Nümbrechter Gemeinderat maximal von seinem früheren Ehrenbürger Prinz August Wilhelm von Preußen distanziert. Einstimmig und ohne Enthaltung stimmte der Rat einer entsprechenden Erklärung zu. Diese lautet: „Die Entscheidung vom 5. April 1933 zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft für Prinz August Heinrich von Preußen hatte keinerlei Rechtfertigung. Aus diesem Grunde distanziert sich der Rat der Gemeinde Nümbrecht von der seinerzeitigen Verleihung und hebt die Ehrenbürgerentscheidung des Rates von 1933 auf.“
Nazi-Gegner Edmund Schiefeling hatte ein wachsames Auge auf die Politik in Nümbrecht
Prinz August Wilhelm von Preußen (1887–1949) war der vierte Sohn von Kaiser Wilhelm II. Er hatte schon früh den Schulterschluss mit den Nationalsozialisten gesucht. Unter anderem am 22. März 1930 war der Hohenzollern-Prinz mit dem prominenten Nümbrechter NSDAP-Mitglied Robert Ley im Oberbergischen, etwa in Gummersbach, als Redner unterwegs. Ley wurde 1933 ebenfalls Nümbrechter Ehrenbürger (entzogen 1985).
Der kompromisslose Nazi-Gegner und Herausgeber der in Engelskirchen erschienenen Lokalzeitung „Bergische Wacht“, Edmund Schiefeling, begleitete die Besuche des Prinzen damals journalistisch. Darauf hat der Heimatforscher Peter Ruland hingewiesen.
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Schiefeling weidete 1930 lustvoll die bedeutungsschwangere Theatralik der NS-Auftritte aus und spießte einen Fehler auf den Ankündigungsplakaten auf, auf denen August Wilhelm als ein Nachkomme des „Alten Fritz“ bezeichnet wurde, obwohl der gar keine Kinder hatte.
„Bergische Wacht“ berichtet von einer kleinen „bürgerlichen Mehrheit“ in Nümbrecht
Am 20. Oktober 1932 zitierte Schiefeling aus der Tagesordnung der nächsten Nümbrechter Gemeinderatssitzung: „Antrag der Fraktion der NSDAP auf Verleihung des Ehrenbürgerrechtes an Herrn Regierungsrat Adolf Hitler“ und ließ kritische Anmerkungen zum „Wahn“ der Nümbrechter folgen. Doch schon einen Monat später schrieb er unter der Überschrift „Zerfallende Nazi-Hochburg“ dann von „recht lebhaften Auseinandersetzungen“ im Nümbrechter Gemeinderat zwischen NSDAP und „Bürgerlicher Arbeitsgemeinschaft“.
In der Ausgabe vom 24. November 1932 war in der Bergischen Wacht unter der Überschrift „Wenn das in Nümbrecht geschieht . . .“ Folgendes zu lesen: „Nümbrecht. Im hiesigen Gemeinderat haben sich 8 bisher ‚zersplitterte‘ Mitglieder zu einer ‚Bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft‘ zusammengeschlossen, um so ein Gegengewicht gegen die 7 Mann starke Fraktion der Nationalsozialisten zu schaffen. Die ‚Bürgerlichen‘ sind dadurch in der Mehrheit.“
Das könnte der Grund gewesen sein, weshalb Hitler dann doch kein Ehrenbürger geworden ist. Und Schiefeling fand nun doch lobende Worte für die Nümbrechter: „Es ist beachtenswert, dass gerade in Nümbrecht sich eine solche Abwehrfront gegen den Nationalsozialismus bildet. Die Gemeinde war als Heimat eines bekannten Abgeordneten bisher eine Hochburg der NSDAP, aber bereits bei der letzten Reichstagswahl ging hier ihre Stimmenzahl mehr zurück als in jeder anderen oberbergischen Gemeinde.“