Oberberg – Spätestens am Samstag soll in allen oberbergischen Parzellen die Waldbrand-Gefahrenstufe 1 erreicht sein – die niedrigste Schwelle. Diese Prognose des Deutschen Wetterdienstes lässt vor allem die Feuerwehren im Kreisgebiet durchschnaufen. „Wir hatten einen heißen Sommer – und zwar im doppelten Sinne“, blickt Kreisbrandmeister Wilfried Fischer auf die vergangenen Monate zurück.
Denn die hohen Temperaturen trockneten die oberbergischen Wälder aus wie selten zuvor – und schufen dort optimalen Nährboden für Flächenbrände, die Oberbergs Wehren im Sommer dieses Jahres so häufig wie noch nie auf Trab hielten. 52 Feuer im Busch registrierte die Kreisleitstelle in den zurückliegenden Wochen. In 32 Fällen meldeten schon die ersten Notrufe ausgewachsene Waldbrände. „Bei 20 weiteren Einsätzen war das Feuer zunächst am Waldrand entdeckt worden, fraß sich dann aber zwischen die Bäume“, erklärt Fischer.
Gummersbacher Wehr musste zu zehn Bränden ausrücken
Schwerpunkt der Brände war die Kreisstadt: Allein die Gummersbacher Wehr rückte zu zehn Waldbränden aus. Allerdings: „Es gab keine Kommune im Kreis, die verschont geblieben ist – in diesem Sommer brannte es wirklich überall“, stellt der Kreis-Feuerwehrchef fest. Ebenfalls in die Statistik eingegangen sind sieben weitere Alarme für die sogenannte überörtliche Hilfe. Morsbach etwa rückte mehrfach nach Rheinland-Pfalz aus, Marienheide, Wipperfürth und Radevormwald wiederum unterstützten im Märkischen Kreis.
Der Knackpunkt aller Waldbrände sei die Löschwasserversorgung, betont Fischer. Mancher Einsatzleiter habe sich zuletzt für einen Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen entschieden, andere auf den Aufbau langer Versorgungsleitungen gesetzt. Auch der 2015 vom Kreis angeschaffte Container mit einem Wasservorrat von 20 Kubikmetern, wurde alarmiert. Stationiert ist er in Marienheide.
Kritischer Blick auf neues Waldbrandkonzept
Zumindest was den Wasser-Nachschub lässt Wilfried Fischer kein gutes Haar an dem neuen Waldbrandkonzept der Landesregierung, das Innenminister Herbert Reul Mitte August vorgestellt hat. „Die darin enthaltene Renaissance der Löschteiche im Wald sehen wir kritisch. Nach unserer Einsatzerfahrung sind diese Gewässer in kürzester Zeit verschlammt“, führt Fischer aus. Er favorisiere unterirdische Vorräte. Gespräche darüber soll es in Kürze mit dem Regionalforstamt Bergisches Land geben.
Das könnte Sie auch interessieren:
Als absolut praxistauglich hätten sich dagegen sogenannte Löschrucksäcke bewährt – kompakte Ranzen, die mit 20 Litern Wasser sowie wassersparenden Strahlrohren befüllt sind und in unwegsames Gelände getragen werden können. Im Oktober wird das Konzept zunächst detailliert bei der Gummersbacher Feuerwehr vorgestellt. Spätestens im Frühjahr – also vor der nächsten Waldbrandsaison – sollen alle oberbergischen Feuerwehren eine solche Schulung erhalten, kündigt Fischer an.