Oberberg – Jetzt im Mai haben die Brut- und Setzzeiten der Wildtiere begonnen. Die weiblichen Rehe, die Ricken, legen die neugeborenen Kitze in den Wiesen oder Büschen ab. „Die Jungtiere liegen dort stundenlang und ducken sich vor Feinden weg“, schreibt Manfred Kind, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Oberberg in einer Pressemitteilung. Aber nicht nur die Rehe, sondern auch alle anderen Waldtiere haben Nachwuchs bekommen – Hasen, Füchse, Vögel.
Gleichzeitig zieht es im Zusammenhang mit der Corona-Krise und den ansonsten eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten deutlich mehr Menschen in die Wälder als sonst. Der Wald ist ein gefragtes Ziel der Menschen auf der Suche nach Erholung an der frischen Luft und zieht Jogger, Spaziergänger, Radfahrer an.
Besucherdruck nimmt zu
„Das sei auch jedem gegönnt. Es ist positiv, wenn Menschen wieder mit der Natur in Kontakt kommen“, heißt es in einer Mitteilung der Kreisjägerschaft. Aber: „Die Jäger im Oberbergischen Kreis beobachten, dass der Besucherdruck im Wald zunimmt und bis in die Dämmerstunden das Wild immer wieder gestört wird.“
Die Jäger wenden sich mit zwei Anliegen an alle Waldbesucher, „damit der Aufenthalt in Wald und Feld unbedenklich genossen werden kann, aber auch die Elterntiere und die Jungtiere Ruhe finden“.
Ruhezonen
Erstens mögen die Besucher bei den Freizeitaktivitäten in Natur auf den Wegen bleiben und so mithelfen, dass die Tiere ihre Ruhezonen finden können. Man sollte also nicht quer durch Wiesen und Wälder laufen oder fahren. „Es wäre auch positiv, wenn die Freizeitaktivitäten nicht bis in die Dämmerung ausgedehnt werden.“
Zweitens richten sie die dringende Bitte an alle Hundebesitzer, darauf zu achten, dass ihre Hunde an der Leine sind und auf dem Weg bleiben. Derzeit müsse jeder Halter besonders darauf achten, dass Rehe oder Kitze nicht von Hunden gehetzt und sogar gerissen werden. Erst kürzlich sei es in Bergneustadt-Pernze im Revier Dümpel vorgekommen, dass ein Hund eine trächtige Ricke getötet habe. Der ortsansässige Jäger Burkhard Irle habe das Tier aufgefunden.
DIe Gefahr des Mähtods
Eine weitere Gefahr etwa für Rehkitze ist der „Mähtod“. Die Kreisjägerschaft sei dem Oberbergischen Kreis dankbar dafür, dass er den so genannten Kitz-Rettern genehmigt habe, auch in Gruppen Wiesen abzusuchen, um Kitze vor dem Mähdrescher zu retten. Sofern Abstandsregelung, Mundschutzpflicht und die Hygienevorschriften eingehalten werden, erlaube der Kreis diese Rettungsaktionen.
In Radevormwald unterstütze die Stadt Landwirte und Jäger, indem sie Kitzrettung mit Wärmebilddrohnen erlaubt und finanziert. Mit dem Einsatz der Fluggeräte könne effizient eine relativ große Fläche abgesucht und zugleich die Kontaktregeln der Coronaauflagen eingehalten werden.
Afrikanische Schweinepest
Ein weiteres schwieriges Thema ist für die Jäger nach wie vor die Afrikanische Schweinepest, wie Kreisjagdberater Baldur Neubauer auf Anfrage mitteilt. In Deutschland sei sie bisher noch nicht aufgetreten, aber sie komme näher. In Belgien gab es bekanntlich schon Fälle, und fünf bis sechs Kilometern von der deutschen Grenze entfernt seien auch in Polen Fälle nachgewiesen worden.
Würde die Afrikanische Schweinepest bei einem toten Tier in Oberberg festgestellt werden, hätte das drastische Auswirkungen und würde zum Absperren großer Waldteile führen. Deshalb setzen die Jäger auf eine Reduzierung der Wildschweinpopulation auch in Oberberg.
Das spiegelt sich in den aktuellen Abschusszahlen wider, die Neubauer auf Nachfrage nannte: Nachdem im Oberbergischen Kreis im Jagdjahr 2017/18 mit 2876 Abschüssen so viele Wildschweine wie nie zuvor erlegt wurden und im Jagdjahr 2018/19 die Zahl mit 1805 um 1000 darunter lag, haben die Waidmänner im Jagdjahr 2019/2020, das im März zu Ende ging, den Rekord erneut nach oben geschraubt und 2935 Wildschweine geschossen.