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Oberberger Wald wird heiliger OrtPfarrerin hat einen Kreuzweg aufgebaut

Lesezeit 3 Minuten

Pastorin Alexandra Pook an der 13. Station des Kreuzwegs im Wald bei Hülsenbusch.

Hülsenbusch – „So kann man den Karfreitag gut verbringen“, sagt Werner Schmitten aus Niedergelpe. Mit seiner Frau Martina geht er den Kreuzweg im Wald am Ende der Straße „Zur Gummershardt“ oberhalb von Gummersbach-Hülsenbusch. „Eine gut ausgestaltete Interpretation des christlichen Kreuzwegs“, finden beide.

Auch Doris Himmeröder fühlt sich von den Holzschnitten angesprochen. Stark kontrastieren schwarz dargestellte Personen oder Objekte, die die Leidensgeschichte Jesu illustrieren: „Das muss man erst einmal auf sich wirken lassen.“ Ihre Tochter genießt die stille Andacht im Wald.

Die passenden Orte für die Stationen gefunden

Da die Kirchen in Hülsenbusch und Kotthausen aufgrund der Corona-Krise geschlossen sind, hatte Alexandra Pook, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Hülsenbusch-Kotthausen, die Idee, einen Kreuzweg im Wald anzubieten, unter dem Motto „Mit Leidenschaft auf dem Weg“. Bereits am 31. März, zehn Tage vor Karfreitag, hat sie ihn zusammen mit ihrem Mann aufgebaut.

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Die Waldbesitzer waren sofort einverstanden. Während die Reihenfolge der 14 Kreuzwegstationen vorgegeben ist, hat die Pfarrerin die passenden Orte an der rund einen Kilometer langen Strecke gefunden, die zu den Bildern passen.

So laufen an der Fichte, auf der Veronika Jesus das Schweißtuch reicht, dicke Harzspuren den Stamm herab, neben den weinenden Frauen an der achten Station plätschert ein kleines Rinnsal, alter Stacheldraht säumt den Bereich des dritten Falls von Jesus und am Ende des Kreuzwegs, wo der Gottessohn ins Grab gelegt wird, sprießen zwischen toten Baumstümpfen bereits zahlreiche junge Fichten und Birken und nehmen so die Auferstehung als Zeichen neuen Lebens vorweg.

Die Bilder der 2002 verstorbenen ungarischen Künstlerin David Maria Kiss hat die Theologin Vera Krause, Leiterin der Diözesanstelle für den Pastoralen Zukunftsweg im Erzbistum Köln, mit Meditationstexten unterlegt. Pfarrerin Alexandra Pook erklärt: „Kreuzweg-beten, das meint nicht: Jesu Leben, Jesu letzte Wegstrecke, aus der Distanz anschauen. Kreuzweg-beten, das meint: Einsteigen, emotionale Nähe wagen, sich in das Geschehen hineinziehen lassen, es aushalten – und mitgehen. Hierzu laden wir herzlich ein!“

„Durch den Kreuzweg hat sich der Wald verändert“

Dieses Angebot nimmt auch eine vierköpfige Strombacher Familie gerne an. Die Mutter liest den beiden kleinen Kindern die Texte vor und erzählt von den Schmerzen und Demütigungen, die Jesus auf seinem Leidensweg ertragen musste. „Durch den Kreuzweg hat sich der Wald verändert“, schildert Pook. „Er ist für mich ein heiliger Ort geworden.“

Am Ostersonntag hat die Pfarrerin den Andachtsweg noch einmal um eine vierfache Station erweitert. Auf der Hügelkuppe beschreiben die vier Evangelien der Bibel auf unterschiedliche Weise, was die Menschen damals nach der Hinrichtung und Grablegung gesehen und wie sie die Auferstehung Jesu erlebt haben: „Der Kreuzweg endet nicht am Grab. Die Geschichte geht weiter – bis heute.“

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Pook freut sich über die vielen Besucher des Kreuzwegs und möchte ihn mindestens bis nächsten Sonntag hängen lassen, sofern die Witterung mitspielt und er nicht beschädigt wird. Doch das ist noch nicht alles. Sie stellt die Frage „Was bedeutet Ostern – Auferstehung für Dich?“ und bittet um die Einsendung von Fotos oder gemalten Antworten an alexandra.pook@ekir.de, damit der Weg weiterwächst, gerne mit einem Gedanken dazu. Die Bilder will sie ausdrucken, laminieren und ebenfalls im Wald aufhängen.