AboAbonnieren

„Toilette für alle“Wipperfürth zeigt das neue barrierefreie Hightech-WC

Lesezeit 3 Minuten
20220712_ds_WC Anlage_Behinderte_Wipp4

Vertreter aus Politik und Inklusionsbeirat ließen sich Einrichtung und Funktion des neuen Behinderten-WCs erläutern.

Wipperfürth – Die neue „Toilette für alle“ im Zentrum soll aller Voraussicht nach ab August offen sein. Und zwar für alle, zumindest zeitweise.

Die neue Toilette ist im Innenhof des Rathauses, offen erreichbar durch das Tor zwischen Rathaus und „Klösterchen“ an der Marktstraße. Fertig ist sie bereits, am Dienstag präsentieren Architekturbüro und Vertreter der Stadt das Projekt nun der Politik und dem Inklusionsbeirat. Ab August soll sie dann endgültig das Container-WC an Marktstraße ersetzen.

Ab August offen für alle

Geplant ist, dass die Toilette in den Sommermonaten von 8 bis 19.30 Uhr für jedermann zugänglich ist. „Für Menschen mit Behinderung steht die WC-Anlage dann künftig rund um die Uhr mit einem sogenannten Euroschlüssel für Behindertentoiletten zur Verfügung“, erläutert Leslie Kamphuis von der Verwaltung.

Das Konzept orientiert sich an den „Toiletten für alle“ der Stiftung Leben pur, die sich bundesweit an allen öffentlichen Orten für geeignete Sanitäranlagen für Menschen auch mit schweren Behinderungen einsetzt. Entsprechend ist die Toilettenanlage gebaut. Sie habe eine „rollstuhlgerechte Anpassung der Zufahrt mit integriertem Blindenleitstreifen“, erläutert Architektin Alexandra Lietz.

Die rund 81.000 Euro teure Anlage soll Menschen mit mehrfachen schweren Behinderungen helfen, leichter am öffentlichen Leben teilhaben zu können.

So besitzt das rund elf Quadratmeter große WC einen elektronischem Türschlossöffner, eine höhenverstellbare Keramik-Toilette mit elektrischer und manueller Bedienung. Dazu sind Stützklappengriffe, Rückenlehne sowie Papierhalter integriert. Außerdem verfügt der Raum über einen höhenverstellbaren Waschtisch und Spiegel und Wasser kommt aus dem Sensor-Hahn.

Zwei weitere Toiletten geplant

In der Nähe des WC-Sitzes steht eine ausklappbare Dusch- beziehungsweise Wickelliege: Wenn etwa Menschen mit Querschnittslähmung oder Schädel-Hirn-Trauma unterwegs sind, müssen diese bisher von ihren Begleitenden zum Wechseln der Inkontinenzeinlagen auf den Boden gelegt werden. „Vor allem hierfür ist ein Personenlifter wichtig, um den Patienten auf einen WC-Sitz oder eine Liege zu bewegen“, beschreibt Maria Lamsfuß von der Projektleitung Inklusion die Anforderungen.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Der beschriebene Personenlifter sowie das Anbringen von Piktogrammen müssen jedoch noch aufgrund von Lieferschwierigkeiten nachgerüstet werden“, so Beigeordneter Dirk Kremer.Die Steigung auf der Zufahrt zur WC-Anlage wurde angepasst, so dass sie nun etwas über sechs Prozent liegt, so Kremer.

Zudem sollen in den nächsten Jahren zwei weitere behindertengerechte Toiletten im Zentrum von Wipperfürth entstehen, eine am neuen Busbahnhof auf dem Surgères-Platz und eine am Kölner-Tor-Platz.

Lange Diskussion um die neue WC-Anlage

Die Diskussion um eine behindertengerechte öffentliche Toilette ist viele Jahre alt. Mit den Plänen für die Umgestaltung der Innenstadt im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes (InHk) im Jahr 2014 nahm sie neue Fahrt auf. Doch trotz zahlreicher Diskussionen wurde im Rahmen des InHk kein entsprechendes WC geschaffen.

20220712_ds_WC Anlage_Behinderte_Wipp1

Das neue WC ist im Innenhof des Rathauses und rund um die Uhr von der Marktstraße aus erreichbar. 

Der Inklusionsbeirat setzte sich seit seiner Wahl 2018 nachdrücklich für Behinderten-WCs ein, sowohl am Busbahnhof wie auch am Marktplatz. Die Suche nach einem Standort gestaltet sich schwierig, die Lösung findet sich im Rathaus, der Zugang erfolgt vom Innenhof. Als Übergangslösung soll ein WC-Container auf dem Marktplatz dienen. Er wird im Juli 2021 aufgestellt, doch an dem Standort gibt es keinen Kanalanschluss, so dass der Container in der Marktstraße aufgestellt wird.

Im August soll die neue Toilette geöffnet werden. Für die Öffentlichkeit sind zunächst Öffnungszeiten von 8 bis 19.30 Uhr vorgesehen. Außerhalb dieser Zeiten steht das WC nur Personen mit einem Schwerbehindertenausweis zu Verfügung, die einen „Euroschlüssel“ besitzen. (lz)