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PodiumsdiskussionKandidaten aus Oberberg präsentieren sich live

Lesezeit 4 Minuten

In der Halle 32 diskutierten (v.l.) Dr. Carsten Brodesser, Bernd Rummler, Jörg von Polheim, Sabine Grützmacher, Diyar Agu und Christian Abstoß.

Oberberg – Sechs Köpfe, sechs Positionen – doch die unterscheiden sich in vielen Fragen im Detail. Wofür genau stehen die oberbergischen Kandidatinnen und Kandidaten für den Bundestag? Darum ging es am Freitagabend bei der Podiumsdiskussion, die unsere Zeitung gemeinsam mit Radio Berg live aus der Gummersbacher Halle 32 ins Internet übertragen hat.

Vor den Kameras zeigte sich: Programme und Flyer im Briefkasten können nur vage widerspiegeln, welcher Typ Mensch da eigentlich für die Oberberger in Berlin sprechen will. Knapp zwei Wochen vor der Bundestagswahl stellten sich der amtierende Abgeordnete Dr. Carsten Brodesser (CDU) und seine Herausforderer Sabine Grützmacher (Grüne), Jörg von Polheim (FDP), Diyar Agu (Linke), Bernd Rummler (AfD) und Christian Abstoß (Freie Wähler) den Fragen des Moderatorenduos aus Redaktionsleiter Frank Klemmer und Sascha Wandhöfer (Radio Berg).

Wandhöfer vertrat seine Chefredakteurin Wiebke Breuckmann, deren Corona-Warn-App ausgelöst hatte. SPD-Kandidatin Michaela Engelmeier hatte schon im Vorfeld abgesagt, weil sie sich kein Podium mit der AfD teilen will. Neben den politischen Kontrahenten saßen auch einige Leser unserer Zeitung im Studio. Die fanden das, was sie hörten, aufschlussreich. „Der Wahlkampf orientiert sich sonst eher an den großen Köpfen der Bundespolitik“, sagte ein Zuschauer: „Hier wurde mal konkret in die Themen eingestiegen.“

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Es ging um Themen, die für Oberberg in Zukunft von Bedeutung sind: Klimaschutz und Wirtschaft, Mobilität der Zukunft, die Folgen der Pandemie oder die Digitalisierung. Auf die Aussage, dass der Klimawandel menschengemacht ist, ließ sich allein AfD-Kandidat Rummler nicht ein: Die Probleme auf CO2 zu reduzieren, sei zu einfach. Alle anderen waren sich einig, dass die Gesellschaft in enger Abstimmung mit der Wirtschaft die Energiewende vorantreiben müsse – „und das ideologiefrei“, so Brodesser und Abstoß.

Unterschiede zeigen sich vor allem bei den Koalitionswünschen

Dass auch ihr Mann und sie zwei Autos hätten, räumte Grützmacher ein. Sie wollte das als Beleg dafür sehen, dass der öffentliche Personennahverkehr ausgebaut werden müsse. Dagegen wollte niemand etwas sagen. Doch mit Blick auf Programme der Konkurrenz merkte Brodesser an, dass Pläne bezahlbar bleiben müssten. FDP-Kandidat Von Polheim plädierte dafür, die Digitalisierung auch im Gesundheitssystem zu nutzen. Agu forderte eine bessere Bezahlung des Pflegepersonals. Und: Telemedizin ersetze nicht den Arzt vor Ort.

Die Unterschiede zwischen den Parteien zeigten sich vor allem in der Abschlussrunde, als es um mögliche Ergebnisse der Wahl ging. Brodesser will Rot-Rot-Grün verhindern, Grützmacher und Agu können sich das vorstellen. Brodesser wünscht sich die FDP an die Seite der Union. Von Polheim würde mitmachen, hält aber ein Dreier-Bündnis mit CDU und SPD gerade für realistischer. Und Jamaika? Auch wenn ihre Kleidung schwarz, die Schuhe gelb und die Tasche grün war, ist die CDU für Grützmacher keinesfalls der Wunschpartner. Abstoß, der die Diskussion früher verlassen musste, bot sich im Falle eines Einzuges ins Parlament für eine bürgerliche Regierung mit CDU und FDP an. Ein buntes Bild . . .

Dass der Weg an die Spitze der Regierung vor allem für die CDU nicht einfach wird, räumte auch Brodesser ein. „Damit haben wir so nicht gerechnet“, bekannte er mit Blick auf die aktuellen Umfrageergebnisse. Angesichts der bevorstehen zwei Wochen bis zur Wahl gab er sich kämpferisch, räumte aber auf Nachfrage ein, dass der Frust in den eigenen Reihen deutlich spürbar sei.

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Wenn es angesichts des drohenden Schwalls von Überhangmandaten künftig bis zu vier oder mehr Oberberger im Parlament geben würde, fände Brodesser das gut für die Interessen des Kreises, aber nicht für das Parlament. Grützmacher gab sogar zu, selbst nur „mit Bauchschmerzen“ in einen noch größeren und teureren Bundestag einzuziehen.

So viel ist sicher: Auf die Prognosen, wer am 29. September über die Listen nach Berlin ziehen könnte, schauen derzeit alle Direktkandidaten. Und auf den Mandatsrechner: „Jeden Morgen“, gab zu Grützmacher – und fügte, als sie das zustimmende Nicken von Jörg von Polheim saht, lachend hinzu: „So entdeckt man Gemeinsamkeiten.“