Ründeroth – Prinz Kuddel I. ist kein Fan von einem frühzeitigen Blick auf den Wetterbericht. „Ganz ehrlich: Am Samstag ist mir zum ersten Mal in den Sinn gekommen, dass es vielleicht regnen könnte“, schwor die Ründerother Tollität vor Beginn des Zuges. Da versteckte er sich noch mit seiner Prinzessin Conny unter einem der vielen Regenschirme, die am Sonntag das Ortsbild im Aggertal prägten.
Regenschutz aller Art war angesagt, so wie auch bei den Kindern, Eltern und Lehrern von der Grundschule Ründeroth, die mit 96 Leuten zum ersten Mal im Zug dabei waren. Gut verpackt und geschützt blitzten trotzdem ihre bunten Clown-Kostüme durch, die sie alle selbst gebastelt hatten. Die Idee zur Premiere hatte die Schulpflegschaftsvorsitzende Kerstin Nievelstein – selbst aufgewachsen als Kind einer Karnevalsdynastie im fernen Saarland. „Und auch die Lehrer ließen sich begeistern“, sagt sie lachend.
Weniger Sorgen ums Wetter als ganz grundsätzlich ums Klima machte sich Nachbarschaftstruppe „De Maukatzenklemm“ aus dem Dörrenberger Weg. „Ist das Klima in Not, sitzen alle in einem Boot“ war vor ihrer Fußgruppe zu lesen. Klimaschutz im Karneval – das wollten Andrea Gast und ihre 40 Mitstreiter ernstnehmen. „Bei uns gibt es dieses Jahr weniger Wurfmaterial, dafür aber wesentlich Höherwertiges.“ Fairgehandelte Schokolade zum Beispiel, Fisch oder ein Holzlineal. Dass Klimaschutz gar nicht so einfach ist, musste die Truppe aber nicht nur an den Preisen beim Einkauf für das Wurfmaterial feststellen. Am Ende musste auch sie sich gegen den Regen mit Plastikumhängen wappnen. „Zumindest haben wir es versucht – das ist auch ein erster Schritt“, sagte Gast leise lächelnd.
Erstmals mit einem eigenen Wagen in Ründeroth war die Truppe „Bob, der Baumeister“. Benjamin Döhl kann sich noch erinnern, wie die Gruppe vor fünf Jahren zu Fuß gestartet ist: „Dann wurden die Bollerwagen jedes Jahr ein bisschen größer – und jetzt ist es ein richtiger Wagen“, freute sich Döhl – vor allem über den Zapfhahn, der direkt am Wagen angebracht war.Für besonders rockige Zwischentöne in den auch zu Zeiten von Brings und Kasalla sorgten derweil „Die Chaoten“ aus Dieringhausen, Brunohl und Ründeroth. „Wir setzen auf AC/DC – weil mein Schwager Ron Dienes das am besten auf der Gitarre spielen kann“, erzählte Max Zielenbach.
Prinz Kuddel mit Lampenfieber
Gesagt, getan: Dienes griff zur Gitarre und beschallte den Zugweg mit den harten Klängen. Derweil hatten sich die Tollitäten so auf ihrem Wagen eingerichtet, um dem im Tal selbst kaum vernehmbaren Sturm, vor allem aber dem immer stärker werdenden Regen zu trotzen. An ihrer Seite hatten sie dabei auch Landrat Jochen Hagt.
Bevor es auch für ihn losging, war Prinz Kuddel dann aber doch aufgeregt – aber nicht wegen des Wetters, sondern aus Lampenfieber. „Mein Herz rast“, gestand er, der als DJ eigentlich karnevalistischer Bühnenprofi sein sollte. Und startete dann in den ganz besonderen Zug – mit 1400 Jecken in 38 Gruppen, denen das Wetter genauso wenig ausmachte wie ihm.