Oberberg – In Wiehl gehört das ergänzende Nahverkehrsangebot Monti seit fast einem Jahr zum Stadtbild. Die Idee, vor allem Wohngebiete mit schlechter Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) – in diesem Fall das westliche Wiehler Stadtgebiet – anzuschließen, hat viele Freunde gefunden, nicht nur in Wiehl.
Das On-Demand-Angebot, angesiedelt irgendwo zwischen Linienbus und Taxi, ist ein gemeinsames Projekt der Oberbergischen Verkehrsgesellschaft Ovag, der Stadt Wiehl und des Oberbergischen Kreises.
Nicht ohne erhebliche Zuschüsse zu betreiben
Doch trotz der Beliebtheit ist eine deutliche Ausweitung der von Monti bedienten Region nicht in Sicht. Den Projektpartnern war von Anfang an bewusst, dass dieses Angebot nicht ohne erhebliche Zuschüsse zu betreibe ist. „Das Angebot beschränkt sich daher bewusst auf zwei Fahrzeuge und ein begrenztes Bediengebiet“, heißt es in einer Mitteilung der Ovag.
„Wir freuen uns sehr, dass Monti als innovatives Pilotprojekt auch außerhalb Wiehls wahrgenommen wird und viele oberbergische Bürgerinnen und Bürger sich ein solches Angebot auch in ihrer Region wünschen“, wird Landrat Jochen Hagt darin zitiert. „Das zeigt uns, dass die Bereitschaft zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel vorhanden ist, wenn das Angebot stimmt.“
Aktuelle Kostensteigerungen sind herausfordernd
Doch der Finanzierungsbedarf sei erheblich, eine Ausweitung im großen Stil könne nicht allein durch den Landkreis und seine Kommunen gestemmt werden. „Bereits die Finanzierung der aktuellen Kostensteigerungen im regulären Linienverkehr stellt derzeit alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Wir sind angesichts der massiven Kostensteigerungen froh, wenn das aktuelle Niveau im ÖPNV überhaupt gehalten werden kann. Und da reden wir noch nicht von dem eigentlich erforderlichen Ausbau des ÖPNV-Angebots, zu dem auch flexible Angebote wie Monti zählen“, wird der Landrat zitiert.
Flexibel ist Monti, weil es kein festes Streckennetz gibt und Fahrgästen mehr als 100 echte und virtuelle Bushaltestellen zur Verfügung stehen. Der Fahrpreis basiert dabei auf dem VRS-Tarif plus Aufpreis: zwei Euro Erwachsene, ein Euro Kinder.
Mehr Kunden dank des Neun-Euro-Tickets
Die Bilanz der Projektpartner fällt nach einem knappen Jahr Monti-Betrieb positiv aus: „Nach einem anfänglich schwachen Start in einer Zeit, in der es noch viele pandemiebedingte Einschränkungen gab, haben sich Monat für Monat die Fahrgastzahlen nach oben entwickelt“, teilt die Ovag mit.
„Einen guten Sprung hat die Nachfrage nochmal Mitte Juni gemacht, nachdem das Bediengebiet um weitere Ortsteile erweitert wurde. Eine besonders hohe Nachfrage war in den Sommermonaten durch das Neun-Euro-Ticket zu verzeichnen.“ Die Bewertungen durch die Nutzerinnen und Nutzer seien top: im Schnitt 4,96 von 5 Sternen.
Linienbus soll "Leistungsträger" bleiben
„Hier stimmt das Gesamtpaket“, wird Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker in der Ovag-Mitteilung zitiert: „Menschen aus Orten, die bisher mit dem ÖPNV gar nicht erreichbar waren, können jetzt unabhängig von festen Routen und Fahrzeiten zu einem Fahrpreis deutlich unterhalb des Preises einer Taxifahrt mit einem öffentlichen Verkehrsmittel mobil sein. Damit gibt es für viele Menschen erstmals eine ernstzunehmende Alternative zum eigenen Auto.“
Bei der Ovag ist man sich sicher, dass der klassische Linienbus das Rückgrat der öffentlichen Mobilität bleibe. „Monti ist ein tolles Angebot, um auch Menschen für den ÖPNV zu gewinnen, die abseits der Hauptverkehrsachsen leben“, sagte Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner laut Mitteilung. „Gerade in diesen Regionen ist aufgrund der Bevölkerungsdichte das Nachfragepotenzial überschaubar und der Einsatz kleiner Fahrzeuge wie die Monti-Fahrzeuge, die Platz für sechs Fahrgäste bieten, ausreichend.“
Leistungsträger des öffentlichen Nahverkehrs im ländlichen Raum bleibe aber der Linienbus mit Platz für bis zu 70 Fahrgäste. Die 195 Linienbusse im Oberbergischen beförderten täglich bis zu 50000 Fahrgäste.
Das Pilotprojekt Monti war vor einem Jahr für die Dauer von drei Jahren gestartet worden.