AboAbonnieren

Über 400 FeuerwehreinsätzeDramatischer Winter vor 20 Jahren im Oberbergischen Kreis

Lesezeit 3 Minuten

Hunderte Bäume musste die Feuerwehr von den Straßen holen.

Oberberg – Strenger Frost und Schnee in schieren Massen: Viele Oberberger, die Anfang Dezember 2001 von weißen Weihnachten geträumt hatten, sollten ihren Wunsch schon bald bereuen. Der Jahreswechsel vor 20 Jahren war derart schneereich, dass Stromleitungen umknickten, Dächer einstürzten und Streusalz knapp wurde. Der Blick ins Zeitungsarchiv zeigt einen Winter, der in diesen feucht-trüben Tagen wie aus einer noch viel weiter entfernten Zeit scheint.

Mitte Dezember 2001 gab es in Oberberg die ersten reichhaltigen Schneefälle des Winters, am vierten Adventswochenende dann lag der ganze Kreis unter einer dicken weißen Decke. „38 Zentimeter Schnee und sechs Grad minus: Herrlich!“, berichtete unsere Zeitung vom Wintersportgebiet am Eckenhagener Blockhaus. Den beschriebenen Sonntag vor Heiligabend nutzten so viele Touristen für einen Ausflug an den da noch stillstehenden Schlepplift und die Rodelhänge, dass die Zufahrten zum Blockhaus ab der Mittagszeit gesperrt wurden – alle Parkplätze waren belegt.

Über 400 Feuerwehreinsätze

Die Kehrseite des Wintereinbruchs war aber schon an diesem Wochenende deutlich zu spüren: Allein die Feuerwehren mussten zu mehr als 400 Einsätzen ausrücken. Überwiegend, um unter der Schneelast umgestürzte Bäume von den Straßen zu holen. „Besonders betroffen waren Marienheide, Waldbröl, Nümbrecht“, schrieb unser Zeitungskollege damals: „In Wirtenbach (Gemeinde Nümbrecht) konnte größerer Schaden abgewandt werden, als Feuerwehr, THW und RWE Hand in Hand das Umkippen eines Hochspannungsmasten verhinderten.“

Alles zum Thema RWE

In Marienhagen brach ein Stalldach ein.

Stromausfälle gab es an dem Winterwochenende trotzdem im ganzen Kreisgebiet. Die Notzentrale des Versorgers Aggerenergie zählte alleine am besagten Samstag 180 Anrufe. Die Rettungsleitstelle erreichte so viele Notrufe, dass dort das Personal aufgestockt werden musste.

Das könnte Sie auch interessieren:

Über die Weihnachtstage nahm das Winterchaos weiter an Fahrt auf. Neuschnee und Regen sorgten dafür, dass Bäume wie Streichhölzer knickten. Weitere 600 Anrufe gingen während der Feiertage in der Rettungsleitstelle ein. Viele Oberberger verbrachten durch Stromausfall den Heiligabend gezwungenermaßen bei Kerzenschein. „Sogar die Rettungsleitstelle saß plötzlich im Dunkeln“, berichtete unsere Zeitung: Nachdem zunächst per Handy der Ausfall überbrückt worden war, sorgten Notstromaggregate des Technischen Hilfswerks für Elektrizität. Im Einsatz, um Straßen zu befreien, wurde ein Rüstwagen der Gummersbacher Feuerwehr von einem umstürzenden Baum getroffen und das Führerhaus zertrümmert.

Auch Feuerwehrwagen blieben im Schnee stecken.

In der Gummersbacher Ortschaft Deitenbach stürzte am Morgen des ersten Weihnachtstags das Dach eines Pferdestalls unter den Schneemassen ein. Zwölf Tiere wurden eingeschlossen. Eine Stute, die die Feuerwehr aus den Trümmern holte, musste später eingeschläfert werden – ihre Verletzungen waren zu schwer.

Nachdem sich die Lage am zweiten Feiertag beruhigt hatte, schneite es am 27. Dezember wieder heftig. Auf zahlreichen Straßen blieben Lastwagen liegen.

Jahreswechsel im Schnee

Am Abend dann gingen die Schneefälle in Regen über – was zusätzliche Probleme mit sich brachte. „Unter der Last des Nassschnees brach in Marienhagen das Dach eines Stalls ein, in dem 75 Mastbullen standen“, berichtete unsere Zeitung: „Einige erlitten schwere Blessuren, die meisten kamen mit dem Schrecken davon.“ In Wendershagen drohte ein Stalldach auf 40 Kühe und Kälber zu stürzen. In Waldbröl hielt ein Fabrikdach der tonnenschweren Schneelast nicht stand. Währenddessen meldeten Baumärkte: Streusalz ist ausverkauft. Auch in den Straßenmeistereien leerten sich die Bunker zusehends.

Der strenge Winter setzte sich auch im neuen Jahr fort. Den Jahreswechsel 2001/2002 verbrachten tausende Besucher auf den Ski- und Rodelhängen der Gemeinde Reichshof. Und in Blockhaus bei Eckenhagen lief dann auch bald der bis dahin defekte Ankerschlepplift wieder.