Gummersbach – Die Situation sei schon ein bisschen skurril gewesen, erinnert sich Christoph Schindler, Geschäftsführer des VfL Gummersbach. Während die Mannschaft des Handball-Zweitligisten beim Abendessen saß, stieg sie in die Bundesliga auf. Das 27:27 des TV Großwallstadt beim ASV Hamm räumte am Dienstag die letzten Zweifel aus. Fünf Spieltage vor Saisonschluss ist dem VfL die Rückkehr in die Bundesliga nach drei Jahren Zweitklassigkeit nicht mehr zu nehmen.
Besonderer VfL-Aufstieg vor dem Bildschirm
Für die Gänsehautmomente in Sachen Aufstieg hatte aber bereits das 34:26 des VfL gegen Bietigheim gesorgt. Nach dem Sieg war der VfL aufgrund des Torverhältnisses uneinholbar. Ausgerechnet in der Halle, in der Gummersbach vor drei Jahren den ersten Abstieg seiner Vereinsgeschichte hinnehmen musste. „Der VfL kann eben nicht einfach, es muss immer besonders sein. So passt es zu uns“, beschrieb Schindler den Aufstieg vor dem Bildschirm.
„Jetzt wurde es aber auch Zeit“, freute sich VfL-Ikone Heiner Brand „unheimlich“ über die Rückkehr ins Oberhaus. Er hatte die Spiele der direkten Konkurrenten per Live-Ticker im Stammlokal des VfL verfolgt, in das am späteren Abend auch die frisch gebackenen Erstligisten kamen. Mitgefeiert habe er aber nicht mehr. „Das ist nicht mehr meine Kragenweite“, so Brand lachend. „Der VfL war in dieser Saison die klar beste Mannschaft in der Zweiten Liga“, erklärte er.
Früher Aufstieg überraschte Geschäftsführer Schindler
Der Ex-Bundestrainer hob die beiden jungen Spieler Julian Köster und Ole Pregler hervor. Vor allem Jung-Nationalspieler Köster habe die besten Voraussetzungen zu einer Persönlichkeit im Handball zu reifen, müsse aber auch noch an sich arbeiten. Dafür sei der VfL der beste Ort. Gummersbach räumt Brand gute Chancen ein, die Bundesliga zu halten und nannte den letztjährigen Aufsteiger HSV Hamburg als Beispiel.
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Dass die Mannschaft schon fünf Spieltage vor Saisonende aufgestiegen ist, hätte er vor der Saison nicht geglaubt, räumte VfL-Geschäftsführer Schindler. Mit den vier Absteigern aus der Bundesliga war die Rede von der stärksten Zweiten Liga, die es jemals gegeben habe. Anders als in den beiden Jahren zuvor habe der VfL aber kaum noch bei Auswärtsspielen gepatzt und sich in den direkten Duellen gegen die Top Sieben der Liga meist durchgesetzt, benannte Schindler die Gründe für die Entwicklung der Mannschaft.
Die Planung für die neue Saison habe nicht erst mit dem Aufstieg begonnen, sagte der VfL-Geschäftsführer. Schon zuvor sei man bei allen Neu-Verpflichtungen zweigleisig gefahren: „Alle Spieler des aktuellen Kaders haben Verträge für die Erste und Zweite Liga.“ Es werde zudem weitere Verpflichtungen geben. „Sie müssen aber ins wirtschaftliche Konzept passen.“
„Der Club hat viele Sympathien zurückgewonnen“
Nach wie vor müsse der VfL den Weg der Konsolidierung gehen. „Wir werden nicht mehr Geld als in der Zweiten Liga haben“, erklärte der Geschäftsführer. Insgesamt stehe der Verein aber besser da als vor der Corona-Pandemie. Dies auch dank des Gehaltsverzichts der Spieler und Mitarbeiter sowie der Fans, die auf die Rückerstattung ihrer Dauerkarten verzichtet hätten. Bei dem enormen Zuspruch, den es seit Dienstagabend gegeben habe, hofft Schindler, dass weitere Sponsoren hinzukommen.
Dass der VfL in jeder Hinsicht ein besonderer Verein sei, hätten die vergangenen drei Jahre gezeigt. „Der Club hat viele Sympathien zurückgewonnen“, glaubt Schindler. Viele, die vor drei Jahren geunkt und sich sogar über den Abstieg ein bisschen gefreut hätten, senden nun wieder Glückwünsche. Am Samstag, 18 Uhr, tritt der VfL in der Schwalbe-Arena in der 2. Liga gegen die Eulen Ludwigshafen an und will anschließend ausgiebig feiern. Dazu soll es auch nächste Saison Anlass geben, wenn der angestrebte Klassenerhalt perfekt ist. „Es geht für uns um nichts anderes“, erklärte der VfL-Geschäftsführer.