Gummersbach – Viel hat sich in den vergangenen Jahren im Profi-Handball geändert. Erfolgreiche Torhüter sind jünger geworden und das Spiel schneller. Geblieben ist, dass jede Parade wichtig und entscheidend sein kann. Wer im Tor steht, darf das Spiel keine Sekunde aus den Augen lassen, muss fokussiert bleiben. „Der Torwart muss mehr mit dem Kopf als mit dem Körper spielen“, sagt Mario Kelentric. „Das ist meine Philosophie.“ Seit Saisonbeginn ist der 48-jährige Kroate Torwarttrainer der Handballer des VfL Gummersbach.
Einheiten mit anderen Torhütern
Einheiten hat er nicht nur mit Tibor Ivanisevic, Diogo Valerio und Martin Nagy aus dem Bundesligakader, sondern auch mit den Torhütern aus der U17 und U19 des VfL. „Wenn ich mit ihnen arbeite, müssen sie mir vertrauen“, nennt Kelentric die wichtigste Voraussetzung für die Zusammenarbeit. Mit den beiden Nachwuchstorhütern arbeitet er viel an der Technik sowie an den Bewegungen, um sie auf ihre Zukunft, die vielleicht in die erste Mannschaft führt, vorzubereiten. Ein typisches Torwarttraining gebe es nicht, sagt Kelentric, sondern die Bedürfnisse des einzelnen stünden im Mittelpunkt. Akribisch bereitet er seine Einheiten vor.
Mit 17 Jahren unterschrieb Mario Kelentric bei RK Zagreb seinen ersten Profivertrag, das war 1991. 22 Jahre später beendete er dort seine aktive Laufbahn und wurde Torwarttrainer. Parallel dazu war er drei Jahre lang aktiv bei der kroatischen Nationalmannschaft im Profi- und Jugendbereich.
Mit der kroatischen Nationalmannschaft wurde er 2003 Weltmeister. „Ich war über 20 Jahre Profi und weiß, wie wichtig das separate Training für die Torhüter ist“, so der 48-Jährige. Neben dem VfL ist er noch Co- und Torwarttrainer der bosnischen Nationalmannschaft.
Bei TuSEM Essen spielte Kelentric in einer Mannschaft mit dem heutigen VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson. Gemeinsam gewannen sie mit Essen 2005 den EHF-Pokal. Als TuSEM anschließend in die Regionalliga zwangsabsteigen musste, ging Kelentric nach Zagreb und Sigurdsson als Spieler zum VfL Gummersbach. 16 Jahre später sind sie als Trainer wieder in einem Team zusammen.
Wunsch, nach Deutschland zu kommen
„Goggi hat mich angerufen und gefragt, ob ich nicht kommen möchte“, erzählt Kelentric. Sein Wunsch sei es immer gewesen, nach Deutschland zurückzukommen. Dort habe er bei MT Melsungen seine beste Zeit als Torhüter gehabt, blickt er zurück. Das Land, die Menschen und die Bundesliga hätten ihn schon immer angezogen. Dass es nun die Zweite Liga geworden ist, sei kein Problem. „Der VfL Gummersbach ist immer noch der VfL Gummersbach und es ist für mich eine große Ehre hier zu sein.“
Den Torhütern scheint seine Verpflichtung gut zu tun. Ihr Auftreten wirkt gelöst und die Leistung stimmt. „Ich bin mit allen dreien sehr zufrieden“, sagt Kelentric. Vom Typ her seien die drei aus dem Bundesligakader ganz unterschiedlich. Da ist Tibor Ivanisevic, mit 31 Jahren der älteste, der erfahrenste und erfolgreichste Torhüter des Trios. Martin Nagy (22) agiere mit einer Körpergröße von 2,05 Meter langsamer als der gleichaltrige Diogo Valerio, der mehr Temperament habe und schneller im Tor reagieren müsse. Für die beiden jungen Männer sei es wichtig, dass sie in der zweiten Mannschaft in der Dritten Liga Spielpraxis sammeln, um in der Zweiten Liga direkt bereit zu sein. Etwas, was Diogo Valerio in seinem ersten Jahr in Gummersbach fehlte und er hinter Matthias Puhle immer nur kurze Einsätze bekam. „Ein Spieler hat viel mehr Chancen, sich auszuzeichnen, als ein Torhüter“, so der Trainer. Dafür habe der Torwart aus seiner Warte immer das komplette Spiel im Blick.
In Gummersbach hat sich Kelentric schon eingelebt und hebt die gute Atmosphäre im Verein hervor. Viel Freizeit bleibt dem Vater zweier Töchter, 17 und 22 Jahre, neben der Vorbereitung der Torhüter nicht. „Aber das ist auch nicht so wichtig“, sagt Kelentric.