Im Verkehrsausschuss stellten Stadt und Kreis die jüngste Planung der umstrittenen Ortsumgehung vor. Mehrere kritische Stimmen wurden laut.
Kreisstraße 28nErneut heftige Kritik an geplanter Ortsumgehung für Waldbröl
Vor den Toren Bohlenhagens verschwindet der Verkehr in einer Tiefe von gut 4,50 Metern und macht so weniger Krach – das ist die Krux in der jüngsten Planung des Oberbergischen Kreis für eine Umgehungsstraße im Waldbröler Westen, der seit Jahren bereits umstrittenen Kreisstraße 28n. Diese haben der Kreis, die Stadt Waldbröl und der Planungsstab am Dienstagabend im Ausschuss für Bauen und Verkehr des Stadtrats vorgestellt. Und mehr als 50 Waldbrölerinnen und Waldbröler waren ins Bürgerdorf gekommen, um sich diese Ausführungen anzuhören und auch, um erneut ihrem Unmut darüber Luft zu machen. Zuletzt war die K 28n im Jahr 2017 Thema in der Politik, die Planung läuft aber bereits seit 2010.
Jetzt greift der Kreis diese wieder auf. So soll etwa am Donnerstag an 18 Knotenpunkten im Stadtgebiet eine Verkehrszählung stattfinden. Denn die K 28n soll vor allem eines: Der Stadtmitte Entlastung schaffen vom vielen Verkehr, sie ist Teil des Einbahnstraßenrings in der Marktstadt, zu dem auch die im Mai vergangenen Jahres fertiggestellte Kaiserstraße gehört.
Verwunderung über geplanten Termin für Verkehrszählung an einem Markt-Donnerstag
Doch mussten sich Maik Simon, städtischer Tiefbau-Techniker, und Wolfgang Krämer, zuständiger Abteilungsleiter beim Kreis, sowie Andreas Donner (Büro Donner und Marenbach, Wiehl) und Alexander Sillus (Büro Brilon – Bondzio – Weiser, Bochum) von SPD-Mann Wastl Roth-Seefrid prompt sagen lassen, dass eine solche Zählung an einem Markt-Donnerstag aufgrund des großen Andrangs auch von auswärts wohl kaum belastbares Zahlenmaterial für die Stadtmitte liefere. „Der Markttermin ist uns durchgegangen“, entschuldigte sich Simon.
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Die neugeplante K 28n führt von der Homburger Straße (Landesstraße 38) und einen dann neugebauten Kreisverkehr in Höhe der Einmündung zum Happacher Weg, also in Sichtweite der Ortseingänge von Happach und Romberg, auf gerader Strecke hinunter ins Grüne und bis ans Schulzentrum. Dort soll ein Bring- und Abhol-Parkplatz mit Wendeschleife für Eltern-Autos angelegt werden.
In Waldbröl sollen für die neue Umgehung zwei Kreisverkehre gebaut werden
Schließlich verläuft die geplante K 28n im Rücken der Realschule und an der Ortschaft Bohlenhagen vorbei in Richtung des städtischen Bauhofs und schafft zuletzt eine Anbindung an die Brölstraße (Bundesstraße 478), die dann in den Rhein-Sieg-Kreis führt.
Da werde ein neuer, damit ein zweiter Kreisverkehr mit einem Durchmesser von 35 Metern gebaut, führte Planer Andreas Donner aus. Im Ganzen misst die K 28n keine drei Kilometer. Nicht mehr berührt werden sollen von dieser Strecke die Talstraße und eben Bohlenhagen: Da sei eine Brücke vorgesehen, darunter fließe der Verkehr dann in einer Tiefe von rund 4,50 Metern: „Das schluckt viel Lärm.“ Mit der Umsetzung sei aber nicht vor 2029 zu rechnen, betonte der Ingenieur.
Der Oberbergische Kreis rechnet mit Kosten in Höhe von 14,5 Millionen Euro
Kreis-Vertreter Wolfgang Krämer ergänzte: Sei man 2017 von Kosten in Höhe von 8,5 Millionen Euro ausgegangen, so müsse man heute wohl mit 14,5 Millionen rechnen. „Allerdings gibt es viele Förderungen – in Höhe von 90 Prozent für den kombinierten Geh- und Radweg sowie 70 Prozent für den Straßenbau.“ Krämer betonte zudem, dass eine Verwirklichung dieses Vorhabens nur mit Fördermitteln verfolgt werde.
Bis 2029 sei diese Berechnung kaum zu halten, mutmaßte derweil Frank Marmor (SPD), „am Ende werden es eher 25,5 Millionen“. Ob dieser Summe, dem Widerspruch aus Waldbröl und angesichts neuer, versiegelter Flächen in der Stadt forderte er Stadt und Kreis auf, das Projekt zu beerdigen.
Das alles sei ein Hohn, pflichtete ihm Parteifreund Roth-Seefrid bei. Für Waldbröls Landwirtschaft meldeten sich Ernst Jung und Helmut Dresbach zu Wort: „Die Halter von Milchvieh und Pferdewirte sollen dafür als Landgeber herhalten – das wird nicht passieren.“ Im Namen der Ortsbauernschaft hatte sich deren Vorsitzender Jürgen Weber bereits an Bürgermeisterin Larissa Weber gewandt (das Schreiben liegt der Redaktion vor). Auch er kritisiert den unwiederbringlichen Verlust weiteren Grünlands. Und müsste dafür ein Ausgleich geschaffen werden, erneut auf Kosten der landwirtschaftlichen Produktion. Weber: „Die angedachte Trasse mit ihren großen Geländeunebenheiten – Böschungen und Anschüttungen – verschärfen diese Situation erheblich.“