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Serie

Made in Oberberg
Bei Caspari in Waldbröl folgt in sieben Sekunden eine Palette der nächsten

Lesezeit 4 Minuten
Ein Roboter wendet auf der Fertigungsstraße des Unternehmens Caspari in Waldbröl eine Holzpalette für die letzten Produktionsschritte. In sieben Sekunden ist eine solche Transporthilfe fertig.

Ein Roboter wendet auf der Fertigungsstraße des Unternehmens Caspari in Waldbröl eine Holzpalette für die letzten Produktionsschritte. In sieben Sekunden ist eine solche Transporthilfe fertig.

Das Familienunternehmen fertigt seit 60 Jahren Transporthilfen aus Holz für den Warenverkehr. Weitere Standorte sind in Herne und Grevenbroich.

Elf Bretter, neun Klötze, 78 Nägel: In nur sieben Sekunden zimmert der grüne Roboter daraus eine hölzerne Europalette, immer wieder dreht sich der Arm der Maschine, greift nach den nächsten Hölzern, bringt diese in die richtige Position und schickt den Boden auf die Fertigungsstraße. Da bekommt er dann Füße, fertig ist die Palette. In einer Schicht stellt Caspari rund 2500 solcher Transportmittel her. Seit 60 Jahren produziert das Waldbröler Familienunternehmen im Industriegebiet am Boxberg diese kantigen Frachtträger und ebenso Verpackungen aller Art aus Holz.

„1974 haben wir den heutigen Standort an der Industriestraße bezogen“, blickt Tim Caspari zurück. Gegründet haben die Firma sein Opa Horst (gestorben im Oktober 2020) und Großonkel Wilfried Caspari (86), seit einem Jahr arbeitet auch der 24 Jahre alte Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Maschinenbau in der Geschäftsführung und bereitet sich auf Leitungsaufgaben vor.

Die Produktion der Holzpaletten beginnt bei Caspari in Waldbröl damit, dass ein Mitarbeiter den Robotor mit frischen Brettern füttert.

Die Produktion der Holzpaletten beginnt bei Caspari in Waldbröl damit, dass ein Mitarbeiter den Robotor mit frischen Brettern füttert.

In den Waldbröler Hallen riecht es angenehm nach frischem Holz, bis zur Decke türmen sich da die Palettenstapel, ein Gabelstapler wuchtet frische Ware auf einen Lastzug. „Der geht morgen früh raus“, sagt Tim Caspari. 1,20 Meter in der Länge, 80 Zentimeter in der Breite und 14,40 Zentimeter in der Höhe, das sind die Standardmaße der klassischen Europalette, die seit 1961 mit diesen Normmaßen im Transportwesen unterwegs ist und mit einheitlichem Standard den Austausch von Waren erleichtern und beschleunigen soll.

In Waldbröl ist bei Caspari immer auch sehr viel Handarbeit gefragt

Caspari kann aber auch anders: Paletten mit Größen von 66 mal 66 Zentimetern bis 3,30 Meter mal 2,20 Meter werden in Waldbröl ebenfalls mit der Maschine hergestellt. Was kleiner oder größer ist, das wird dagegen von Hand gefertigt. „Mengen von weniger als 500 Stück werden bei uns ebenfalls von Hand zusammengesetzt“, ergänzt Tim Caspari. Die Anlage am Gründungsstandort sei aber einzigartig, diesen verlassen pro Jahr rund drei Millionen Paletten und Holzverpackungen.

14 Lastzüge gehören zum Fuhrpark des Waldbröler Familienunternehmens Caspari. Die inzwischen meist blauen Fahrzeuge sind vor allem auf den Straßen rund um Köln unterwegs.

14 Lastzüge gehören zum Fuhrpark des Waldbröler Familienunternehmens Caspari. Die inzwischen meist blauen Fahrzeuge sind vor allem auf den Straßen rund um Köln unterwegs.

Seit 2005 unterhält das Unternehmen zudem eine Produktionsstätte in Herne, zuletzt hinzugekommen ist vor bald acht Jahren die Fertigung in Grevenbroich-Neurath. Pläne von Caspari, sich im Industriegebiet am Boxberg zu vergrößern und dafür das benachbarte Gelände der früheren Projahn-Werke an der Wiehler Straße zu übernehmen, seien aber gescheitert, bedauert der 24-Jährige. Ende November 2022 hatten Arnd Caspari (51), Geschäftsführer und Sohn des Gründers Wilfried Caspari, und Architekt Ralf Rother dieses Vorhaben der Stadtpolitik vorgestellt.

„Der Wunsch, weiterzuwachsen, ist aber geblieben“, versichern die Casparis. „Und in der Nachbarschaft zu wachsen, das wäre für uns der Jackpot.“ 170 Mitarbeitende beschäftigt das Unternehmen insgesamt in allen drei Werken, allein in Waldbröl haben rund 85 Menschen ihren Arbeitsplatz. Etwas mehr als 40 sind es jeweils im Ruhrgebiet und am Niederrhein.

Das Holz, das in Waldbröl verarbeitet wird, kommt meist aus Nordrhein-Westfalen, immer aber aus Deutschland

Die verarbeiten das Holz von Nadel- und Laubbäumen gleichermaßen zu Paletten, Verschlägen, Lade- und Sicherungshilfen und Transportrahmen für die Industrie. Dieses kommt vornehmlich aus Nordrhein-Westfalen, immer aber aus Deutschland, darunter viel Fichte, Kiefer, bisweilen auch Buche. Und jede Ware kommt am Ende in die Trocknung: Diese macht sie langlebig und schützt vor Schimmel. „Jegliches Material wird in nachhaltig bewirtschafteten Wäldern geerntet und trägt die entsprechenden Siegel“, führt Tim Caspari aus. Oberbergisches Holz, an dem sich der Borkenkäfer zu schaffen gemacht, lasse sich indes nicht verwenden.

Tim Caspari (24) bereitet sich in Waldbröl auf den Einstieg in die Leitung des Unternehmens vor, das sein Opa Horst vor 60 Jahren gegründet hat.

Tim Caspari (24) bereitet sich in Waldbröl auf den Einstieg in die Leitung des Unternehmens vor, das sein Opa Horst vor 60 Jahren gegründet hat.

Weil aber immer mehr Unternehmen am CO2-Fußabdruck arbeiten und ihre Bilanz aufpolieren wollen, wächst Caspari zufolge seit etwa zehn Jahren die Nachfrage nach gebrauchten Paletten, die das Unternehmen abholt, sichtet und prüft, aufmöbelt und instandsetzt, damit sie erneut auf Reisen und in den Austausch gehen können. Etwa sieben Jahre ist eine übliche Euro-Platte im Umlauf, gebrauchte Paletten gibt Caspari ebenso in den Verkauf.

„Wir sind heute wesentlich regionaler und effizienter unterwegs als jemals zuvor“, versichert Tim Caspari, und Arnd Caspari schwärmt: „Da haben wir ein Super-Produkt: Die Holzpalette hat viele Vorzüge gegenüber der aus Kunststoff – und bis auf die Produktion und den Transport funktioniert die Gebrauchskette nahezu klimaneutral.“

So achte die Firma zudem darauf, dass bei der Produktion kein Abfall entstehe: Schadhaftes Holz, kaputte Paletten, die nicht mehr repariert und recycelt werden können, sowie andere Holzreste werden zerkleinert, in Festbrennstoffkessel geschaufelt und darin verbrannt: „Mit der Wärme trocknen wir nicht nur unsere Produkte, sondern beheizen auch die Werkhallen und unsere Büros in Waldbröl und neuerdings auch in Herne.“ Das Sägemehl, das bei der Produktion entsteht, werde an Hersteller von Spanplattenindustrie oder an die Landwirtschaft verkauft. Und Nägel, die nicht mehr verwendet werden können, landen bei einem Stahlvermarkter.

Hinzukomme, so Geschäftsführer Arnd Caspari, die stark lokale Ausrichtung. Die 14 Lastzüge des eigenen Fuhrparks verkehrten in einem Dreieck mit Köln in der Mitte. „Damit wollen wir die Frachtkosten immer so gering wie möglich halten.“