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Groß-Immobilie verkauftZwei Institutionen müssen ihre Standorte in Waldbröl räumen

Lesezeit 5 Minuten
Das Ende einer Nachbarschaft: Das „Kaufhaus für Alle“ und die Süd-Tafel müssen ihre Standorte in Waldbröl räumen. Kaufhaus-Geschäftsführer Frank-Peter Twilling (von links), Tafel-Chefin Liane Althoff und ihr Mann Uwe (Verein „Unter dem Regenbogen“) freuen sich, dass beide Institutionen neue Räume gefunden haben.

Das Ende einer Nachbarschaft: Das „Kaufhaus für Alle“ und die Süd-Tafel müssen ihre Standorte in Waldbröl räumen. Kaufhaus-Geschäftsführer Frank-Peter Twilling (von links), Tafel-Chefin Liane Althoff und ihr Mann Uwe (Verein „Unter dem Regenbogen“) freuen sich, dass beide Institutionen neue Räume gefunden haben.

Bis 31. März müssen das Kaufhaus für Alle und die Tafel Oberberg-Süd umziehen. An der Brölbahnstraße 1 eröffnet dafür ein neuer „Mix-Markt“.

Die Tage des „Kaufhauses für Alle“ im unteren Geschoss des Gebäudes an der Brölbahnstraße sind ebenso gezählt wie die der Tafel Oberberg-Süd nebenan. Die enge Nachbarschaft dieser beiden Waldbröler Institutionen endet in diesem Monat: Sowohl das Sozialkaufhaus als auch die Sammelstelle für Lebensmittel müssen umziehen, weil das rund 5000 Quadratmeter große Grundstück mitten in der Marktstadt und der Immobilienkomplex darauf den Besitzer wechseln.

Der Verkauf ist besiegelt, Eigentümer ist – voraussichtlich ab Dezember 2027 – der Waldbröler Unternehmer Viktor Koslowski, der in den bisherigen Räumen des Kaufhauses und der Tafel einen „Mix-Markt“, ein Geschäft für Lebensmittel, eröffnet. Das bestätigen Koslowski und Bernd Roth, Roths Unternehmen gehört der 1983 errichtete Komplex.

Im September lagen die Kündigungen für die beiden Waldbröler Einrichtungen in den Briefkästen

Im September haben die Tafel und das Kaufhaus die Kündigungen erhalten, bis zum 31. März müssen sie ihre Standorte verlassen – beide Einrichtungen haben bereits neue Adressen: Das Kaufhaus zieht ab dem 15. Februar in den ehemaligen Getränkemarkt Hergt an der Industriestraße 1 in Hermesdorf. Die Tafel übernimmt derweil das bald leerstehende Gerätehaus des Feuerlöschzugs Thierseifen und plant die Eröffnung für die erste April-Woche.

„Wir sind sehr froh, dass wir es geschafft haben, in sehr kurzer Zeit neue Standorte an sehr gut erreichbaren Orten in Waldbröl gefunden zu haben“, betont Uwe Althoff. Seit August ist der 62-Jährige neuer Vorsitzender des Vereins „Unter dem Regenbogen“, der von der Evangelischen Kirchengemeinde am Wiedenhof mit der Trägerschaft des Kaufhauses beauftragt ist. Dieses ist nach einem Feuer im früheren Möbellager an der Kaiserstraße im September 2002 an der Brölbahnstraße zu finden, vor 15 Jahren wurde dort dann auch die Tafel ansässig.

„Seither haben wir hier gut miteinander gelebt“, blickt Kaufhaus-Geschäftsführer Frank-Peter Twilling zurück. Der bald 70-Jährige freut sich, dass sein Sozialbetrieb in Hermesdorf mehr Fläche und vor allem mehr Parkplätze erhält: Nach Angaben von Oberbergs einstigem Kreisbrandmeister kommen pro Woche rund 4000 Kundinnen und Kunden zum Einkauf, „vor allem an den Markt-Donnerstagen brennt bei uns der Baum“. 75 Beschäftigte zählt die Kaufhaus-Mannschaft zurzeit. Und Twilling ergänzt: „Unsere Gesamtfläche wächst von heute fast 1200 Quadratmetern auf dann nahezu 5200 Quadratmeter.“

In der Waldbröler Ortschaft Thierseifen hat die Tafel Oberberg-Süd mehr Platz als heute

Aber auch die Tafel, heute auf etwa 350 Quadratmetern beheimatet, hat in der Ortschaft Thierseifen mehr Platz – nämlich rund 530 Quadratmeter an Nutzfläche, wie die Stadt Waldbröl mitteilt. Ihr gehört das Bauwerk am Dreieck. „Das Rathaus hat uns stark unterstützt und uns sehr schnell das Gerätehaus angeboten“, schildert Tafel-Chefin Liane Althoff (60).

Eigentümer Bernd Roth (links) und sein Sohn Markus haben die Groß-Immobilie an der Brölbahnstraße mitten in Waldbröl verkauft, unter dem Dach sind auch ein Restaurant und acht Bowlingbahnen, die zuvor zum griechischen Restaurant „Athos“ gehörten. Auf dem Foto stehen die beiden Männer im Bowlingsaal.

Eigentümer Bernd Roth (links) und sein Sohn Markus haben die Groß-Immobilie an der Brölbahnstraße mitten in Waldbröl verkauft, unter dem Dach sind auch ein Restaurant und acht Bowlingbahnen, die zuvor zum griechischen Restaurant „Athos“ gehörten.

Ende dieses Monats, Anfang des kommenden möchte die Feuerwehreinheit Thierseifen nach Angaben von Zugführer Sebastian Pack ihr neues Gerätehaus im Nachbarort Hermesdorf und da im Gewerbegebiet „Im Langenbacher Siefen“ beziehen. „Als feststand, dass die Tafel die bisherigen Räume für ihre unschätzbar wertvolle Arbeit nicht länger nutzen kann, war sofort klar: Wir helfen“, sagt Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber. „Im alten Gerätehaus hat die Tafel gute Bedingungen, um diese fortzusetzen.“

Nach Angaben Althoffs sind derzeit mehr als 1000 Haushalte auf die Lebensmittel der Tafel Oberberg-Süd angewiesen, rund 130 Beschäftigte hat sie. Geschlossen werden soll die Einrichtung voraussichtlich am 17. März.

Eigentümer sucht neuen Pächter für das frühere Restaurant „Athos“ in Waldbröl

Grund für den Verkauf der Großimmobilie an der Brölbahnstraße ist, dass sich Eigentümer Bernd Roth mit zunehmendem Alter von einigen Gebäuden in der Marktstadt trennen möchte. Gerade suchen der 70-Jährige und sein Sohn Markus (42) nach einem Pächter für die Gastronomie im Geschoss über dem Kaufhaus für Alle und der Tafel: Für beide ebenso überraschend wie für die Stammgäste hat dort Ende Juni nach sieben Jahren das griechische Restaurant „Athos“ geschlossen – „aus persönlichen Gründen“, wie die Betreiberfamilie in einem Aushang an der Tür knapp mitteilt.

Inzwischen hat diese in Wissen-Nisterbrück eine neue Gaststätte mit demselben Namen eröffnet – eine Anfrage dieser Zeitung zum Anlass für den Weggang aus Waldbröl lässt die Familie um Pächterin Eleni Efthymiou allerdings unbeantwortet.

Es gebe einige Interessenten für die Gaststätte mit mehr als 150 Plätzen, einer Terrasse am Brölbahnkreisel, großen Kühl- und Lagerräumen sowie einem Saal und Bowlingbahnen, sagt Bernd Roth und führt aus: „Der gut 600 Quadratmeter große Raum mit den acht Bowlingbahnen kann aber herausgenommen und allein vermietet werden.“ Rund 800.000 Euro hat die Anlage einst gekostet.

Verlängert hat Roth derweil den Vertrag mit der Diakonie Michaelshoven für die Nutzung des ehemaligen „Kontaktpunkts“ für Hilfsbedürftige, den die Evangelische Kirchengemeinde unterhalten und im Dezember dichtgemacht hat. Noch in diesem Frühjahr, so kündigt Udo Schmidt von der Diakonie an, werde dort ein neues Beratungsangebot mit ehrenamtlich Tätigen geschaffen.


Waldbröl bekommt einen neuen „Mix-Markt“

„So schnell wie möglich“ möchte Viktor Koslowski, Betreiber des „Mix-Marktes“, mit der Kernsanierung der Immobilie an der Brölbahnstraße 1 beginnen. „Im September möchte ich den Laden dann eröffnen“, kündigt der 40-Jährige an. Voraussichtlich ab Dezember 2027 ist er dann auch Eigentümer des Komplexes.

Viktor Koslowski führt in Waldbröl den „Mix-Markt“ und übernimmt Ende des Jahres 2027 den Gebäudekomplex an der Brölbahnstraße 1. Noch in diesem Jahr eröffnet der 40-Jährige dort aber seinen neuen Markt.

Viktor Koslowski führt in Waldbröl den „Mix-Markt“ und übernimmt Ende des Jahres 2027 den Gebäudekomplex an der Brölbahnstraße 1. Noch in diesem Jahr eröffnet der 40-Jährige dort aber seinen neuen Markt.

Seit September 2020 betreibt Koslowski den Waldbröler „Mix-Markt“ an der Brandenburger Straße in der Maibuche. „Seither haben wir unseren Kundenstamm mehr als verdoppelt“, schildert der Unternehmer. „Und auch das Sortiment ist deutlich erweitert worden – an der Brölbahnstraße werden noch einmal viele neue Sachen hinzukommen.“ Auch werde dort die Kühltheke für Frischfleisch von derzeit zehn auf dann 20 Meter wachsen.

Die „Mix-Märkte“ sind eine Kette von Supermärkten, die sich in Deutschland auf den Handel mit ost- und mitteleuropäischen Lebensmitteln spezialisiert hat. Koslowski: „In Waldbröl bieten wir aber neuerdings auch die Waren deutscher Discount-Marken an.“