Wiehl – Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker hat die Feierstunde zum 50. Jahrestag der Verleihung der Stadtrechte zu einem Appell an den Rat genutzt: „Es ist gut, dass wir eine offene Diskussionskultur haben. Vergessen wir aber nicht die wechselseitige Wertschätzung beim Ringen um die beste Lösung.“
Wie angespannt das Klima in der Politik derzeit ist, lässt sich daran ablesen, dass die kleine Feierstunde zur Eröffnung der Ratssitzung mit dem Antrag eröffnet wurde, sie gleich wieder abzublasen. Matthias Lammerich (Linke) kritisierte, dass der knappe Akt zu Beginn der langen Tagesordnung „kein würdiger Rahmen“ für das Stadtjubiläum sei.
Bei der Planung der Feier hätte man Rat und Institutionen der Bürgerschaft einbinden sollen. Jürgen Körber (Grüne) stimmte zu. Mit der von einem kleinen Kreis unter Zeitdruck geplanten Feier sei eine Chance vertan worden.
Pandemiebedingt nur ein kleiner Festakt
Bürgermeister Stücker bat um Verständnis dafür, dass die Stadtverwaltung den Jahrestag zwar begehen, in der Pandemie aber keinen größeren Festakt organisieren wollte. Außer den beiden Linken und Körber wollte denn auch kein weiteres Ratsmitglied das Datum sang- und klanglos verstreichen lassen.
Dem Stadtrat wurden zunächst Filmaufnahmen vom Verleihungsakt gezeigt, der vor 50 Jahren in der nahen Turnhalle an der Ennenfeldstraße stattfand. Danach gab es eine Reihe von aufgezeichneten Videogrußbotschaften unter dem Motto „50 Jahre, 51 Dörfer, eine Stadt“. Ministerpräsident Armin Laschet lobte den „starken Gemeinschaftsgeist“ in der Stadt. Diese sei in den vergangenen 50 Jahren eine neue Heimat für viele Flüchtlinge, Vertriebene und Spätaussiedler geworden. „Heimat ist wichtig“, sagte Laschet, „das gilt vor allem in einer Zeit vieler Veränderungen.“
Politiker gratulierten per Video
NRW-Innenminister Herbert Reul erinnert daran, dass Wiehl damals gerade erst mit der Gemeinde Bielstein vereinigt worden war – der Anfang einer Erfolgsgeschichte: „Vernunftehen halten am längsten.“ Aus Düsseldorf grüßten zudem CDU-Fraktionschef Bodo Löttgen, der damals zu den ersten Schülern des neuen Wiehler Gymnasiums gehörte, und Heimatministerin Ina Scharrenbach, die Wiehl als „große Stadt im Kleinen“ würdigte. Regierungspräsidentin Gisela Walsken hob die Integration der Siebenbürger Sachsen hervor. Landrat Jochen Hagt betonte die wirtschaftliche Kraft einer der wichtigsten Kommunen des Kreises.
Als Zeitzeuge erinnerte im Video der frühere Stadtdirektor Dr. Dieter Fuchs daran, dass Wiehl damals die ärmste Stadt in NRW war und von der Unterstützung der Landesregierung abhing. Im Rückblick sagte Fuchs über die Stadtwerdung: „Du, liebe Stadt Wiehl, hast dich dieser Heraufstufung würdig erwiesen.“
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Der langjährige Bürgermeister Werner Becker-Blonigen sprach von einer Entwicklung „vom Aschenputtel zur Vorzeigestadt“. Nachfolger Ulrich Stücker skizzierte in seiner Rede die aktuellen Herausforderungen, namentlich den Klimaschutz, und lud die Bürger ein, sich konstruktiv in die Entwicklung der Stadt einzubringen.