Erkelenz – Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Nachdem RWE am Montag mit der Einzäunung einer Häuserzeile am südlichen Ortseingang von Lützerath begonnen hatte, um den behördlich genehmigten Abbruch vorzubereiten, rückten am frühen Dienstagmorgen die Klimaschutzaktivistinnen und -aktivisten an. Fünf von ihnen besetzten das Dach eines zum Abbruch freigegebenen Einfamilienhauses nahe der Landesstraße 277.
Polizeikletterer konnten die Demonstranten, die keinen Widerstand leisteten, aber recht zügig vom Dach herunterholen. Am Mittag war die Besetzung beendet. Die Proteste gegen die Fortführung des Tagebaus Garzweiler, dem neben Lützerath fünf weitere Erkelenzer Orte weichen sollen, werden aber schon am Mittwoch weitergehen.
Lützerath: Aktivisten protestieren gegen Räumungsaktion
Flankiert wurde die Aktion der Aktivisten mit einer kurzen Sitzblockade der Landesstraße, an der sich nach Angaben der Polizei etwa 20 Menschen beteiligten. Diese Gruppe und rund zwei Dutzend weitere Demonstranten begaben sich anschließend bis an die von Polizeikräften gesicherten Zäune vor dem besetzten Haus und begleiteten die Räumungsaktion mit lautstarken Protestrufen. Es blieb aber alles friedlich.
Drei der Hausbesetzer erhielten Platzverweise und verließen den Ort des Geschehens nach Feststellung ihrer Personalien. Zwei weitere hatten sich auf dem Dach angekettet und machten den Polizeibeamten dadurch etwas mehr Mühe. RWE erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.
„Kirche(n) im Dorf lassen“ kündigt weitere Protestaktion an
Schon für Mittwoch hat die Initiative „Kirche(n) im Dorf lassen“ eine weitere Protestaktion angekündigt. Um 13 Uhr soll in Lützerath eine kurze Andacht mit anschließendem Sternsingen in der Tradition des Dreikönigstages beginnen.
Lützerath, Keyenberg und die anderen Dörfer im Erkelenzer Osten, an die die Tagebaubagger teils schon bis auf wenige Hundert Meter herangerückt sind, gelten vielen Klimaschützerinnen und -schützern als Symbol-Orte ihres Widerstandes gegen Garzweiler II.
„Auch im neuen Jahr hat sich bei RWE nichts geändert. Entgegen der eigenen Image-Kampagne bleibt Klimazerstörung das Kerngeschäft des Kohlekonzerns“, sagt David Dresen vom Bündnis „Alle Dörfer bleiben“, der im ebenfalls bedrohten Dorf Kuckum wohnt. „Wenn Lützerath fällt, dann fällt auch die 1,5-Grad-Grenze. Die Kohle unter unseren Dörfern muss im Boden bleiben, damit Deutschland die Pariser Klimaziele einhalten kann.“