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Vor GerichtAffäre mit Prostituierter endet mit Schlägerei in Bergisch Gladbach

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Eine Liebschaft im Rotlicht-Milieu endete für einen Freier aus Bergisch Gladbach im Krankenhaus. (Symbolfoto)

Bergisch Gladbach – Die Anklage gegen drei junge Männer und eine junge Frau aus Hamburg klingt, als habe eine Rotlicht-Gang aus Sankt Pauli ihre kriminellen Geschäfte mal eben nach Bergisch Gladbach verlegt.

Doch am Ende steht für das Schöffengericht fest: So war es doch nicht. Keine brutale Zuhälter-Bande war hier am Werk, sondern eine Konflikt-Situation lief aus dem Ruder. Entsprechend setzt es statt hoher Haftstrafen für die 26 bis 29 Jahre alten Angeklagten nur Geldauflagen, eine Bewährungsstrafe und einen Freispruch.

Am 12. September 2018 ging der Gladbacher Familienvater Ahmed G. (alle Namen geändert) mit seiner Ehefrau und dem zwei Monate alten Baby in Paffrath spazieren. Drei Männer stellten sich ihm in den Weg. Der junge Vater ging zu Boden, er wurde geschlagen und getreten, telefonische Drohungen folgten: Er solle 5000 Euro zahlen, sonst werde er sterben.

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Gladbacher Familienvater hatte Affäre mit Prosituierten in Köln

Doch was ist die Vorgeschichte? In einem Sauna-Club in Köln hatte der Herr Papa in spe die 25-jährige Prostituierte Maria F. kennen gelernt. Zunächst verkehrten sie rein geschäftlich, dann entwickelte sich ein echtes Fisternöll – eins ohne Geldtransfer von Freier zu Hure. Die kölsche Liebschaft führte allerdings zu Verwicklungen: Ahmed war verheiratet und seine schwangere Ehefrau nicht eben begeistert über die Entwicklung.

Noch komplizierter wurde die Lage durch Marias Hamburger Bekannten Mehmed K. Er verdächtigte Ahmed, Maria Geld gestohlen zu haben. Mehmed fuhr mit zwei Freunden von der Elbe an die Strunde, um den vermeintlichen Gauner zur Rede zu stellen. Ergebnis war der Showdown auf offener Straße, der für Ahmed im Krankenhaus endete.

„Das SEK klingelt nicht“

Die Polizei nahm die Ermittlungen auf. Im weiteren Verlauf gab es Hausdurchsuchungen in Hamburg. Diese waren für die eigentlich in bürgerlichen Verhältnissen lebenden und als Lkw-Beifahrer, Schulbegleiter oder Unternehmensberater arbeitenden Angeklagten insofern besonders erschreckend, als wegen vermuteten Waffenbesitzes ein Spezialeinsatzkommando den Job übernahm. „Das SEK klingelt nicht“, kommentiert einer der vier Verteidiger im Gerichtssaal die brachial geöffneten Türen.

Bei der wegen der Corona-Pandemie erst jetzt stattfindenden Verhandlung im größten Gerichtssaal, den Bensberg zu bieten hat, macht übrigens ausgerechnet das Gladbacher Gewaltopfer Ahmet G. eine schlechte Figur. Mehr als einmal antwortet der seinerseits bei Polizei und Justiz als gewalttätig bekannte Zeuge schnippisch und aggressiv, und seine Angaben weichen von dem ab, was er bei der Polizei zu Protokoll gegeben hat. So sagt er erst jetzt vor Gericht, er sei angegriffen worden, als er sein Baby noch auf dem Arm gehabt habe: „Das macht man nicht. Das ist anstandslos!“

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Am Ende der zweistündigen Verhandlung einigen sich Prozessbeteiligten darauf, das Verfahren gegen die beiden mitgereisten Helfer von Mehmet wegen gegen Buße einzustellen. Einer der beiden hat angegeben, er sei überhaupt nur mitgereist, um sich ein schönes Wochenende zu machen. Der Vermutung „im Pascha“ widerspricht er nicht.

Zwei karitative Organisationen aus dem Bergischen können sich jetzt über je 2500 Euro Zuwendung freuen. Der Hauptangeklagte Mehmet K. wird zu neun Monaten mit Bewährung wegen gefährlicher Körperverletzung und versuchter räuberischer Erpressung verurteilt. Er zahlt zudem tausend Euro, auf eigenen Wunsch zugunsten einer humanitär ausgerichteten Ukraine-Hilfe.

Bleibt Maria, die im Prozess konsequent schweigende Liebschaft aus dem Kölner Sauna-Club: Sie wird freigesprochen, weil ihr gar nichts strafrechtlich Relevantes nachgewiesen werden konnte.