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Benefizfestival für „Hits fürs Hospiz“Große Show nach der Wasserschlacht

Lesezeit 4 Minuten

Mit Swing, Rock, Pop und Jazz gestaltete die Big Band der Bundeswehr eine große Show zugunsten von „Hits fürs Hospiz“.

Bergisch Gladbach – Am Anfang war alles spiegelblank auf der großen Asphaltfläche auf dem Gelände der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in Frankenforst.

Am Nachmittag hatte ein kräftiger Regenguss alles unter Wasser gesetzt, bevor die Big Band der Bundeswehr zum Sound Check auf der 200 Quadratmeter großen Bühne antrat. War die dicke Regenfront, die sich jedoch schnell verzog, der Grund, weshalb sich nicht mehr Menschen zum Benefizkonzert für den Verein „Hits fürs Hospiz“ aufmachten?

Hauptorganisator Paul Falk (links) freute sich, dass „Hits fürs Hospiz“ die Eine-Million-Euro-Marke knackte.

Gegen 21 Uhr jedenfalls waren nur 4000 Fans der Big Band und der Initiative von Paul Falk auf dem weitläufigen Gelände angekommen. Als die Profimusiker der Bundeswehr 2015 auf dem Konrad-Adenauer-Platz auftraten, waren immerhin 7000 Besucher gekommen. „Die Unwetterwarnung hat viele abgehalten zu kommen“, vermutete Falk.

Alles zum Thema Paveier

Doch wer kam, wollte spenden, die Paveier und vor allem den legendären Big Band-Sound hören – und wurde nicht enttäuscht. Bei „Schön ist das Leben“ von den Paveiern flogen gleich die Hände gen Himmel, Mitsingen und Schwofen war angesagt. Später stimmten die Jazzer von der Bundeswehr mit John Miles „Music Was My First love“ ein auf ihren satten Sound mit Soloeinlagen von Saxofon und anderen Blasinstrumenten.

Die Stimmung war ausgelassen.

Sie begleiteten auch die Songschreiberin und -sängerin Pe Werner, die mit großer Stimme Oldies wie „So oder so ist das Leben“ oder „Der Onkel Doktor hat gesagt, ich darf nicht küssen“ sang und säuselte. Das war schon große Show auf dem Gelände – ohne Eintritt, Spenden sehr erwünscht.

Wetter hin, Pfützen her – der Stimmung tat die Wasserschlacht auf dem topfebenen Testgelände der BASt, von dem das Wasser kaum von alleine abfloss, keinen Abbruch. Elke Müller aus Bensberg war die erste, die den Gummischieber in die Hand nahm und die tiefen Wasserlachen in den Gulli beförderte, andere folgten umgehend ihrem Beispiel, doch Daniela Schütz, die die Oberaufsicht über die vielen Dixie-Klos hatte, saß noch lange auf ihrem Campingtisch mitten im Wasser. Sie war eine der 300 Helfer, die Paul Falk für diese Benefizaktion gewinnen konnte.

„Es wird für das Projekt »Herzenswünsche erfüllen« gesammelt“, verkündete Paul Falk, Gründer von „Hits fürs Hospiz“, auf der Bühne. „Mit dem Erlös wollen wir lebensverkürzend erkrankte Kinder und Jugendliche unterstützen. Die betroffenen Familien fallen in ein Riesenloch, wenn ein Kind so schwer erkrankt – Ehen zerbrechen, sie geraten in wirtschaftliche Notlagen, wenn sie den Beruf aufgeben müssen.“

Vor dem Konzert hatten Helfer beherzt zum Wasserabzieher gegriffen, um das Festival-Gelände trockenzulegen.

Konkret wolle man dem kleinen Kilian aus Overath-Marialinden und seiner Familie helfen. Das Kind liege im Wachkoma, nachdem vor einem Jahr ein Virus alle Organe befallen habe. Vor kurzem wurde es in ein Siegener Krankenhaus gebracht.

Hilfe von Prominenten

„Wir bemühen uns, die technischen Voraussetzungen zu schaffen, dass Kilian zu Hause sein kann“, so Paul Falk. Insgesamt gebe es 200 bis 300 Betroffene, die Hilfe brauchten. Mit viel Engagement warb er dafür, dass an diesem Freitag die Geldbörsen so locker sitzen sollten, dass „man das Milliönchen „knacken“ könnte. Bisher hatte der Verein nämlich insgesamt 900 000 Euro eingefahren, allein 300 000 Euro mit den Konzerten der Bundeswehr-Big-Band. Dazu beigetragen hat auch die stattliche Spende über 48 000 Euro für das Projekt „Herzenswünsche“ von Hedwig Neven Du Mont, Erste Vorsitzende und Schirmherrin des Vereins „wir helfen“. Und das Ziel, die Millionen-Euro-Grenze zu knacken, hat er auch erreicht. „22 000 Euro von den Besuchern, rund 20 000 Euro vom Catering“, gab Falk am Samstag bekannt. „Und dann sind da noch die 100 000 Euro von Wolfgang Bosbach aus dem Gewinn von »Wer wird Millionär?«.“

Großen Beistand erhielt Paul Falk auf der Bühne von Schirmherrin Hedwig Neven Du Mont und Ulrike Nasse-Meyfarth, seit einem Jahr Botschafterin für „Hits fürs Hospiz“. Und von vielen anderen Prominenten, die mit Sammelbüchsen um Spenden warben und in der Menschenmenge Scheine zwischen fünf und 20 Euro kassierten, begleitet jeweils von Steinenbrücker Schiffermädchen. Jörg Weigt, Bürgermeister aus Overath, hatte gleich zum Start 50 Euro in die Sammelbüchse gesteckt: „Als Anreiz zum Nachmachen.“ Man sah viele bekannte Gesichter, darunter den „Weltenbummler“ Gerd Rück, Landrat Dr. Hermann-Josef Tebroke, Annegret Fleck, ehemalige Regionaldirektorin der AOK, Kabarettist Nikolaus Kleine, die scheidende Landtagsabgeordnete Helene Hammelrath sowie Heimatforscher Herbert Stahl und Rainer Brandenburg in der typischer bergischer Tracht – Bauer und Bergmann.

Unter den vielen Helfern hob Paul Falk die vom Technischen Hilfswerk hervor: „Die haben insgesamt drei Tage und Nächte lang die Bühne auf- und wieder abgebaut – eine tolle Leistung.“ In Bergisch Gladbach und Umgebung gehört es offenbar zum guten Ton, die „Hits fürs Hospiz“-Initiative zu unterstützen. Auch für die Forsbacher Feuerwehr.