Die Stadt Bergisch Gladbach soll bis 2038 bei der Einwohnerzahl um 7,7 Prozent wachsen. Diesen Wert schlägt die Stadt vor
BevölkerungBergisch Gladbach soll weiter wachsen
Wieviel neue Bergisch Gladbacher und Bergisch Gladbacherinnen dürfen es denn sein in den nächsten anderthalb Jahrzehnten? Die Stadt denkt da an exakt 8766 Neubürger. Das entspricht einem Zugewinn von 7,7 Prozent. Im Jahr 2038 hätte die Große Kreisstadt dann 123 098 Einwohner. Aus den Kinderschuhen der vor vielen Jahren kleinsten Großstadt Deutschlands wäre Bergisch Gladbach dann herausgewachsen.
Mit über 120.000 Einwohnern ist man auf Augenhöhe mit Göttingen, Wolfsburg oder Würzburg. Im deutschlandweiten Ranking würde Gladbach um Platz 65 liegen. Die Politiker der Stadt werfen Anfang November ein aufmerksames Auge auf die Daten. Zu erwarten ist eine große Zustimmung, seit dem Spätsommer laufen die Beratungen durch die Ausschüsse, die Politiker sind beim Thema im Bilde.
Prognose für die Politik
Jetzt, im Planungsausschuss, wird endgültig abgestimmt. Es geht dabei insbesondere um die Folgen für die Stadt: Die 7,7 Prozent sollen die Leitlinien künftiger Planungen der vielfältigen Infrastruktur bilden. Weniger sollen es nicht sein, mehr auch nicht. Im Vorfeld hatte ein Büro vier Varianten berechnet, vom Stillstand bis zu einem noch größeren Anstieg.
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Die Verwaltung entschied sich für die zweithöchste Anstiegsvariante, die Politik wird aller Voraussicht mitziehen. In die Zahl 7,7 läuft Demografisches mit, die Lust am Kinderkriegen, eine stärkere Zuwanderung aus Köln, Gladbacher Wohnbauprojekte und die (schwer bis kaum) abschätzbare Zahl der Migranten. Es ist eine Prognose, mehr nicht.
Die Stadt wird sie alle fünf Jahre überprüfen. Was die Planer in der Abteilung um den Ersten Beigeordneten Ragnar Migenda dann daraus machen, wird sich in Zukunft zeigen. In Ausführungen der Stadt wird zu allererste auf Kindergärten und Schulen verwiesen. Wenn es bei dieser Infrastruktur nicht passt, hat die Stadt große Probleme.
Auf Vorrat bauen
Offenbar will man das Ruder herumreißen und den seit Jahren bestehenden Mangel an Kitaplätzen beheben. Bislang sei bei den Kitaplanungen „konservativ“ gedacht worden. Nun soll es sogar einen Platzpuffer geben, um auf eine steigende Nachfrage zu reagieren. Der Rechtsanspruch auf einen frühen Kitaplatz spielt da hinein, vielleicht auch ein stärker Zuzug von Familien. Die Stadt will „vor die Krise“ kommen, könnte man sagen.
Wie das gelingen könnte, wird eine Kernaufgabe der kommenden 15 Jahre sein. Gleiches gilt dann auch für die Schulen, die nahezu alle vollständig durchsaniert werden müssen. Plus einem Ausbau, der erforderlich werden würde. Mehr Einwohner: Das bedeutet auch mehr Kinder und Jugendliche. Die kommunale Schulbau GmbH müsste ihren Personalstand ausbauen. Politisch kontrovers könnte es beim Thema Wohnen werden.
Kritik der Freien Wähler
Hier hatte bereits die Freie Wählergemeinschaft kritisch auf die Ausführungen geblickt. Leitlinie der Stadt: Rund die Hälfte aller Baupotenziale sollten genutzt werden, auch die aus dem Flächennutzungsplan. Folgen für den Verkehr in der Stadt seien absehbar, meinten dazu die Freie Wählergemeinschaft, ein Wachstum von 3,5 Prozent passe besser.
Die Stadt kalkuliert auch bei den Wohnungen sehr genau: 1980 zusätzliche „Wohneinheiten“ könnten bis 2038 entstehen, darin schon einberechnet die Flächen Zanders und Wachendorf. Ob die Kalkulation gelingt, ist offen. Auf das Zandersgelände sollen in den kommenden Jahrzehnten 2900 Menschen ziehen, der Investor von Wachendorff kalkuliert mit 450 Wohnungen nach Umbau.
Beide Flächen sind die entscheidenden Mosaiksteine für die städtischen Planungen. Wer auf die Zahlen schaut, kann schnell ermitteln: Jeder zweite Neubürger, der bis 2038 nach Bergisch Gladbach kommt, wird in der Stadtmitte auf dem Zandersareal oder in Gronau (Wachendorff) eine Wohnung finden.
Falls es bei einem der beiden Projekte hakt, könnte die Bevölkerungsprognose ins Schwanken geraten.