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Tradition mit CharmeBeim Pfingstsingen zieht der MGV durch die Straßen

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Pfingstsingen mit dem MGV Rommerscheid.

Pfingstsingen mit dem MGV Rommerscheid.

Für Neubürger etwas überraschend, aber viele finden es dann doch eine schöne Tradition, der ein oder andere Mann schließt sich an.

Das traditionelle Pfingstsingen des Männergesangsvereins Rommerscheid (MGV) startet alljährlich am Pfingstwochenende im CBT-Wohnheim Margarethenhöhe.

„Auf dieses große Ereignis wartet das ganze Haus. Die alt überlieferten Texte singen alle Bewohnerinnen und Bewohner mit leuchtenden Augen auswendig mit“, freut sich Adrian Nothum, Mitarbeiter des CBT im sozialen Dienst. Er hat für die „Pingsjonge“ Kaffee, Kuchen und Kaltgetränke bereitgestellt. „Eine gute Grundlage“, schmunzelt er, „die Herren haben ja schließlich noch ein anständiges Stück Weg vor sich.“

So versorgt, zieht der MGV in original Bergischer Tracht im Ortsteil, „einschließlich der Straße Großer Busch“, von Haustüre zu Haustüre, um dort den Pfingstgruß zu überbringen. Mit dabei ist ein Bollerwagen, der mit seinen eisenummantelten Holzspeichenrädern genauso alt scheint, wie es die fast 100-jährige Vereinstradition der Pfingstsänger ist.

Bis in die späten Abendstunden füllt sich das Gefährt mit Eiern und Speck, von den Bewohnern zum Dank für den Pfingstgruß überreicht. So will es der, auf diese spezielle Art nur im Bergischen seit Mitte des 16. Jahrhunderts gepflegte Heischebrauch zum Erbitten von Gaben.

Es ist eine schöne Gelegenheit mit Freunden zu singen und gemeinsam einen Tag zu verbringen.
Klaus Rüsing, Vorsitzender MGV Rommerscheid

„In der heutigen Zeit bekommen wir natürlich auch Kölner Gerstensaft, Spirituosen oder auch Bares, das wir zum Aufbessern der Vereinskasse gut gebrauchen können, denn auch eine Mütze oder ein Halstuch müssen mal ersetzt werden“, erzählt der Vereinsvorsitzende Klaus Rüsing. „Es macht jedes Jahr wieder Spaß, wenn unser Gesang durch Rommerscheid schallt, man sich über unseren Pfingstgruß und unsere Ständchen freut.“ Es seit eine schöne Gelegenheit, mit Freunden zu singen und gemeinsam einen Tag zu verbringen. Mit einer Art Vatertagstour habe das Pfingstsingen jedoch nichts zu tun.

Chor wächst von Haus zu Haus

Neubürger sind zwar oft überrascht, wenn Ihnen unverhofft gut 25 Männer gegenüberstehen, ein Vorsänger „He kumme och de Pingsjonge“ anschlägt und der Chor mit „Feine Rose Blümelein“ antwortet. Fast immer freut man sich dann aber über diesen Brauch. Mit den genau festgelegten Liedtexten, bietet er doch eine gute Gelegenheit, in die Dorfgemeinschaft aufgenommen zu werden.

Alle Männer eines jeden Haushaltes sind nämlich nach Beendigung des Besuchs herzlich eingeladen, mitzuziehen. Bei Alteingesessenen werden die „Pingsjonge“ schon erwartet und gerne zu „flüssigen und selten ganz alkoholfreien“ Gaben in die Gärten eingeladen.

Gut, dass sich die „singende Männerhorde“ auf die alljährliche Stärkung im CBT zu Beginn ihres rund siebenstündigen Fußmarsches „durchs Dorf“ verlassen kann. Braucht es doch ein Menge Kondition, nicht nur für Waden und Stimmbänder, bis zum Ende des Marsches gegen 22.30 Uhr auf einem alteingesessenen Bauernhof im schönen Rommerscheid durchzuhalten. Dort verarbeiten viele fleißige Helferinnen und Helfer Eier und Speck aus dem Bollerwagen zu einem leckeren Rührei. Man(n) lässt den Abend dann traditionell bei Kölsch und netten Gesprächen gemütlich ausklingen.


Der Brauch

Das Pfingsteiersingen ist laut Naturpark Bergisches Land bereits in Vinzenz Jakob von Zuccalmaglios „Die deutschen Volksfeste, Volksbräuche und deutscher Volksglaube in Sagen, Märlein und Volksliedern“ aus dem Jahr 1854 beschrieben: „Die Jünglinge [ziehen] die ganze Frühlingsnacht hindurch singend von Weiler zu Weiler, von Haus zu Haus, und sammeln die von den Mädchen zum Frühlingsopfer bereit gehaltenen Pfingsteier. Am anderen Tage wird geruht. Pfingstmontags aber werden die Pfingstkuchen gebacken und in gemeinsamem Mahle verzehrt.“

Zuccalmaglio dokumentierte als passionierter Liedersammler auch den Text des „altbekannten Pfingstliedes“, bemerkte allerdings vorweg: „Fast in jeder Gemeinde lauten die Strophen anders.“ Der von ihm zitierte Kehrvers „Fei! Rosenblümelein: / Hei! Du wackres Mädchen!“ oder „Rosen und drei Blümelein“ ist in zahlreichen Varianten belegt. Vielerorts im Bergischen wird das Pfingsteiersingen bis heute vor allem von Chören und Vereinen gepflegt. (wg)