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Stillgelegte TrasseIn Bergisch Gladbach herrscht Uneinigkeit über die Nutzung

Lesezeit 3 Minuten

Der legendäre Rheingold-Zug fuhr 2019 auch ein kurzes Stück über die stillgelegte Trasse.

Bergisch Gladbach – Ragnar Migenda, der für Verkehr zuständige Beigeordnete in der Kreisstadt, ist in Simmern geboren. Ein interessanter Hinweis: Früher war dieser abgelegene Hunsrück-Ort tatsächlich ein Eisenbahn-Knotenpunkt. Seit 1984 ist in Simmern aber der Personenbetrieb eingestellt. Stattdessen lockt ein Angebot für Radler: Auf 37 Kilometern gibt es zwischen Simmern und Emmelshausen den Schinderhannes-Radweg, ein touristischer Werbepfeiler der Region. Gewandert werden darf auf dem Radweg auch.

In Bergisch Gladbach gibt es auch eine stillgelegte Trasse. Das ist der alte Eisenbahndamm der Sülztalbahn, von der Stadtmitte bis Bensberg. Im Regionalplan ist dieser Damm als Schienenweg eingezeichnet. Parallel wird seit Jahrzehnten ein Autobahnzubringer über den Bahndamm geplant, ein langwieriges Thema.

Ende vor Bensberg

Diesen rund zwei Kilometer langen Bahndamm zu einem komfortablen Radweg umzubauen, hat zuletzt die Freie Wählergemeinschaft (FWG) gefordert. Bislang gibt es nur einen Rad- und Fußweg am Böschungsfuß, kurz vor Bensberg hört er unvermittelt auf. Die Güteklasse eines modernen Radschnellwegs hat dieses Angebot nicht. Zwischen Otto-Hahn-Schulzentrum an der Saaler Mühle vor Bensberg und Finanzamt Refrather Weg sollten nach Ansicht der Wählergemeinschaft Radler künftig oben auf dem Bahndamm fahren können.

Damit würde ein komfortabler Radschnellweg ohne Straßenkreuzungen zwischen dem Randbezirk von Bensberg und der Innenstadt entstehen. Buschwerk und rostige Gleise müssten dafür weichen, für die Anlage wäre wohl auch einiges an Geld investiert werden. In Höhe Brücke Refrather Weg könnte ein Übergang zu der in Planung befindlichen Radpendlerroute Köln kommen. Sofern die Strecke fortgeführt würde, wären die Radler an der Tannenbergstraße fast in der Innenstadt.

Radschnellweg im Wahlkampf favorisiert

Eigentlich müssten die FWG mit ihrem Antrag bei dem Mehrheitsbündnis aus Grüne, SPD und FDP offene Türen einrennen. „Kurzfristig soll ein Radschnellweg auf der Trasse von der Radstation bis zur Kölner Straße realisiert werden“, heißt es im Programm des Bündnisses. Und Bürgermeister Frank Stein, selbst aktiver Radfahrer, hatte im Wahlkampf auch diesen Radschnellweg favorisiert. Im Grunde entspricht der FWG-Antrag exakt den Forderungen der politischen Mehrheit.

Dennoch hat die Politik den Antrag vertagt. Warum? Das geschah mit Blick auf eine ergänzende Verkehrsstudie, die voraussichtlich in diesem Sommer in der Verwaltung erwartet wird. Die Hamburger Agentur „Orange Edge“ („Orangefarbene Ecke“) soll Vorschläge zum Verkehr in der City machen. Dabei geht es um den stockenden Verkehrsfluss auf der Stationsstraße am Bahnhof, um die Rampe von der Stationsstraße rauf zur Paffrather Straße, um die dort querenden Fußgänger, um die „Umfahrung“ zur Johann-Wilhelm-Lindlar-Straße und den Dauerstau vor dem Kreisverkehr am Driescher Kreuz.

Erste Studie schlug Umgehungsstraße vor

Als Lösung der Gladbacher Verkehrsprobleme hatte 2019 eine erste Studie neue Umgehungsstraßen vorgeschlagen: übers „Gleisdreieck“ des historischen Bahndamms. Ab Gleisanschluss Tannenbergstraße könnte eine Spange zum Refrather Weg entstehen, eine zweite von der Buchholzstraße über Kuhlerbusch ebenfalls zum Refrather Weg. Die Radwünsche der Freien Wähler wären damit zunächst nicht tangiert – ihre Radidee beginnt ja erst am Refrather Weg.

Offen ist allerdings, ob nicht sogar eine Bahnnutzung weiter Vorrang hat. 2019 hatte es, nach Jahren, vier touristische Sonderfahrten gegeben, dreimal mit einem Schienenbus, einmal mit dem historischen Luxuszug Rheingold. Für den neuen Regionalplan liegt der Bezirksregierung seit 2020 ein fraktionsübergreifender Antrag von CDU, SPD, Grünen, FDP und Linken auf dem Tisch.

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Inhalt des Beschlusses: Zahlreiche alte Bahntrassen der Region künftig zu sichern. Genannt wird (als eine von mehreren Strecken im Land) auch der alte Bahndamm von Bergisch Gladbach bis Lückerath. Dabei gehe es um die gleichberechtigte Teilhabe der Menschen am öffentlichen Personennahverkehr. Als „Options-Trasse für die Zukunft“ sollte diese Strecke grundsätzlich für die Schiene freigehalten werden.

Kurzfristig, so stellt die Verwaltung fest, sei der Antrag der Freien Wählergemeinschaft deshalb nicht umsetzbar, vor allem aufgrund der planungsrechtlichen Ausgangslage. Aus Gründen der Mobilität und des Klimaschutzes sollte der Radweg weiter „vertieft diskutiert werden“.