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Nach der FlutkatastropheNach drei Jahren Zwangspause ist Bergisch Gladbachs Attraktion zurück

Lesezeit 4 Minuten
Die Museumsmacherinnen Sonja Nanko, Sophie Schmidt und Annette Schrick stehen an der Papiermaschine 4, die ab sofort wieder im Papiermuseum Alte Dombach zu sehen ist.

Freuen sich: die Museumsmacherinnen (v.r.) Sonja Nanko, Sophie Schmidt und Annette Schrick.

Das LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach kämpft auch drei Jahre nach der Starkregenflut von 2021 noch immer mit den Folgen.

Der Zwangsdornröschenschlaf hat ein Ende: Mehr als drei Jahre nach der verheerenden Starkregenflut vom 14. Juli 2021 kann Deutschlands größte Museumspapiermaschine wieder besichtigt werden.

„Wir sind froh, dass wir die Halle mit der Papiermaschine 4 jetzt wieder öffnen dürfen“, sagt Annette Schrick vom Museumsteam. Das LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach ist das einzige Papiermuseum in Deutschland, das mit solchen Großobjekten die industrielle Papierproduktion dokumentiert.

Wir sind froh, dass wir auch in der historischen Papiermühle Alte Dombach viele Exponate retten konnten.
Annette Schrick, wissenschaftliche Referentin des LVR-Industriemuseums Papiermühle Alte Dombach

Nach dem verheerenden Starkregen vom Juli 2021 hatten Wände der Maschinenhalle saniert, eine große Wandvitrine ausgeräumt und demontiert werden müssen. „Einen Teil haben wir reparieren können und nun hier auf der anderen Seite wieder aufgestellt“, sagt die wissenschaftliche Referentin des Museums und deutet auf die gegenüberliegende Wand.

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39 Meter lang ist die 1889 gebaute und 1991 außer Dienst gestellte Papiermaschine 4

39 Meter lang ist die 1889 gebaute und 1991 außer Dienst gestellte Papiermaschine 4, die nach drei Jahren Zwangspause nun wieder zu sehen ist.

Werkzeuge, Musterpapier, Produktionsbücher und sogar die letzten Papierrollenreste, die auf der Papiermaschine am 20. Dezember 1991 produziert wurden, sind in den Vitrinen zu sehen – und lassen mit Bildern der früheren Maschinenführer die Zeit der Produktion wieder lebendig werden. Vom Briefpapier über Wertpapier bis hin zu Spielkarten konnte die 1889 von der Firma Voith in Heidenheim gebaute Feinpapiermaschine produzieren.

Zahlreiche Holz- und Papierinstallationen im Museum wurden ein Opfer der Fluten

„Wir sind froh, dass wir auch in der historischen Papiermühle Alte Dombach viele Exponate retten konnten“, sagt Annette Schrick und geht von der Maschinenhalle an der Neuen Dombach, in der die PM 4 ausgestellt ist, hinunter zur historischen Papiermühle der Alten Dombach. Deren Untergeschoss war komplett überflutet, das Erdgeschoss zu großen Teilen zerstört. Vor allem die großen Installationen mit Papier, beispielsweise zum jährlichen Papierverbrauch jedes Deutschen, wurden ein Opfer der Fluten.

Ein Transparent zeigt Schäden von der Überflutung des Bergisch Gladbacher Papiermuseums im Juli 2021.

LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach, nach Starkregenflut vom Juli 2021 erstmals wieder eröffnete Maschinenhalle der Papiermaschine PM4, Annette Schrick (wissenschaftliche Referentin), Sonja Nako (Museumsleiterin) und Sopie Schmidt (Volontärin), Museum, Freizeit, Papier, Mühle, Strundetal

„Eine historische Litfaßsäule haben wir glücklicherweise größtenteils retten können, nur den unteren Teil abschneiden müssen“, erinnert sie sich. Regalinstallationen und Podeste aus Holz mussten allerdings ebenso komplett entsorgt werden wie der durchweichte Estrich. „Jetzt haben wir hier Gussasphalt als Boden – der weicht nicht mehr durch“, sagt Museumsleiterin Sonja Nanko.

Museumsmacherinnen müssen mit weiteren Überflutungen im Strundetal rechnen

Denn mit weiteren Überflutungen müssen die Museumsmacherinnen rechnen – nicht nur wegen des Klimawandels. „Auch der Druck des Grundwassers hat deutlich zugenommen, seitdem die Papierfabrik Zanders in der Stadtmitte geschlossen ist und hier oben im Strundetal nicht mehr das Wasser für die Papierproduktion abgepumpt wird“, sagt Annette Schrick.

Aus einem Wasserhahn in einer Wand des Papiermuseums Alte Dombach in Bergisch Gladbach fließt Wasser.

Grundwasser drückt aus dem Erdreich, der Hahn zeigte wie viel das ist.

Blick in die Lumpenkammer, in der mit Hilfe von Wasserkraft (rechts) Lumpen für die Papierproduktion zerstampft wurden.

Die Lumpenkammer, in der mit Hilfe von Wasserkraft (rechts) Lumpen für die Papierproduktion zerstampft wurden, stand beim Juli-Hochwasser 2021 komplett unter Wasser.

Eine Frau blättert in Infotafeln in einem Museumsraum der Papiermühle alte Dombach.

Nachdem viele Wandverkleidungen und der Boden zerstört wurden, sollen die Ausstellungsräume nun heller bleiben.

In der Wand des Untergeschossraums, in dem mit der Kraft des Wasserrads die Lumpen für die Papierproduktion gestampft wurden, sorgte bis vor kurzem ein Wasserhahn in der Wand für staunende Blicke: Ununterbrochen schoss Wasser aus ihm heraus. Das war allein das Grundwasser, das von außen auf die nun mit mehreren Schichten einer wasserundurchlässigen Beschichtung abgedichteten Kellermauer drückt. Das Wasser wird in einem erweiteren Netz von Rinnen in dem Raum, der bei der Starkregenflut bis unter die Decke überflutetet wurde, gesammelt und dann abgepumpt.

Neue Hilfsmittel sollen gegen Überflutungsschäden im Museum schützen

Wenn das Wasser im Mühlgraben nun bei Starkregen steigt, gibt's eine neue Manschette, die das Museumsteam auf die Welle des Mühlrads montieren kann, um die Öffnung zwischen Wand und Welle abzudichten und das Eindringen von Wasser zumindest zu verlangsamen. Am Strundebachlauf auf der anderen Seite des Gebäudes hat Haustechniker Mike Gürgens Markierungen angebracht. „Wenn das Wasser die untere erreicht, müssen wir die Spuntwände einsetzen“, erklärt er.

Am Ufer der Strunde sind Hochwassermarken angebracht.

Steigt die Strunde zur ersten Markierung, muss gehandelt werden.

Museumsleiterin Sonja Nanko steht am Trog, in dem Lumpen zerstampft wurden.

Der Trog, in dem die Lumpen gestampft wurden, ist noch zerstört.

Die Überflutungen, wie eine auch schon am 21. Juni 2013 die Alte Dombach heimsuchte, sollen in der Stück für Stück neugestalteten Dauerausstellung künftig auch thematisiert werden. Vitrinen werden zudem nicht mehr bis zum Boden befüllt, und auf Holzpodeste wird verzichtet. Außerdem werden Installationen, die vorher Fenster verdeckten, nicht erneuert, die Ausstellung stattdessen heller und offener gestaltet. „So wirken die Exponate ganz anders“, freut sich Museumsleiterin Sonja Nanko, „und auch die Architektur des Gebäudes kommt nun zum Tragen.“

Geöffnet hat das LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 11 bis 18 Uhr. Eintritt: 4 Euro, ermäßigt 2 Euro. Am Sonntag, 1. September, findet ab 11 Uhr ein Papierfest im Rahmen des Strundetal-Festes statt.