Das Hausmeisterehepaar hat Angst vor dem Lärm des Freizeitparks. Bergisch Gladbach hat jetzt als Investor und Vermieter ein Problem.
NeubauprojektSkate-Park in Bergisch Gladbach wird für ein Ehepaar zum Alptraum
Nur drei Leute sitzen im Publikum, als die Stadt das aktuelle Konzept für den neuen Skate-Park in der Naherholungsanlage Saaler Mühle vorstellt. So rückt die Angst des direkt nebenan wohnenden Hausmeister-Ehepaars des Otto-Hahn-Schulzentrums vor der künftigen Geräuschkulisse in den Mittelpunkt der Veranstaltung. Die Stadt gerät in ihrer Rolle als Investor, Arbeitgeber und Vermieter in die Zwickmühle. Zu der 1,2 Millionen Euro teuren Freizeitanlage mit überregionalem Charakter gehört noch ein Bolzplatz.
Die Eheleute – ihr Wohnhaus steht nur 80 Meter entfernt – befürchten, dass sich der Krach noch steigert, wenn künftig von überallher Leute aus der Skater-Szene anreisen: vor allem nachts, weil das Flutlicht nachts bis 22 Uhr eingeschaltet sein soll. Aber auch tagsüber an den Sonn- und Feiertagen rechnet das Ehepaar mit einer Dauerbeschallung.
Hausmeister betont Fürsorgepflicht der Stadt für ihre Angestellten
„Die Stadt muss ihre Fürsorgepflicht für ihre Angestellten wahrnehmen“, betont der Hausmeister. Zu den Fahrgeräuschen der Skateboards beim Abspringen und Landen kämen dann noch die Rufe, Schreie und das Jubeln vom neuen Bolzplatz als Lärmbelastung hinzu. „Wir wissen, wie sich das anhört“, sagt seine Ehefrau. Bis in ihr Haus hallten die Stimmen von den Sportplätzen, die viel weiter entfernt als der Skate-Park gegenüber vom Thermalbad Mediterana liegen.
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Umziehen, wie Sebastian Rolko, Geschäftsführer der mit der Umsetzung des Skate-Parks beauftragten Schulbau GmbH vorschlägt, geht nicht. „Das Haus hat die Stadt doch vor einigen Jahren eigens für Hausmeister gebaut. Wir müssen da wohnen“, sagt der Hausmeister. „Wir leiden schon seit Jahren unter dem Krach, der von dem alten Skate-Platz zu uns dringt“, erläutert die Hausmeisterin.
Die bestehende heruntergekommene Anlage diene vor allem abends und nachts als Treffpunkt feiernder Jugendlicher. „Oft müssen wir die Polizei zu Hilfe rufen, weil wir nicht schlafen können“, berichtet ihr Mann. Die jungen Leute kämen mit ihren Musikgeräten. Flaschen würden auf den Boden geworfen. Christian Nollen, Abteilungsleiter der städtischen Abteilung Stadt-Grün, bestätigt den Schutzanspruch des Hausmeister-Ehepaars als Anwohner. Dieser gelte auch für Anlieger im benachbarten Villenviertel, etwa in der Buchenallee. „Zum Bauverfahren gehört ein Lärmschutzgutachten“, sagt Nollen, das müsse abgewartet werden.
Stephan Hinzen, zuständiger Projektleiter bei der Schulbau GmbH, geht davon aus, dass sich die Topografie günstig auswirke: „Der Skate-Park wird in eine Senke gebaut, das kommt uns lärmtechnisch entgegen.“ Hinzen, mit seinen 59 Jahren immer noch begeisterter Skateboard-Fahrer, hält die Sorge, Party-Gäste könnten aufkreuzen, für unbegründet.
Er setzt auf die soziale Kontrolle, wenn die Sportler erst ihre Sportanlage in Besitz genommen haben: „Das wird sich beruhigen." In Bezug auf den Bolzplatz macht der dritte Zuhörer, ein Anwohner aus Frankenforst, einen Vorschlag: Es gebe doch einen Bolzplatz in der Nähe, nicht weit von der Haltestelle Kippekausen. „Da braucht man den Platz an der Saaler Mühle nicht unbedingt“, stellt er fest. Nollen macht ihm keine großen Hoffnungen: „Es gibt aber eine große Nachfrage“, betont er.
Moderne Elemente für viele Fahrzeuge
Trotz Bauchschmerzen wegen hoher Kosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro fasste die Politik im Mai einen Grundsatzbeschluss, den Skate-Park im Freizeitgelände der Saaler Mühle zu realisieren. Das beauftragte Planungsbüro, es besteht aus Architekten, die alle Skateboard fahren, hat eine Konzeptstudie vorgelegt.
Von Anfang an wurde das Skate-Park-Projekt in Kooperation mit Vertretern der Szene geplant. Zwölf künftige Nutzer, junge Leute aus Bergisch Gladbach, zeigten sich mit dem Ergebnis bei einem Workshop am Donnerstag zufrieden, berichtet Projektleiter Stephan Hinzen. Darunter waren auch Schüler, eine Triathlon-Sportlerin und ein Rollstuhlfahrer.
Statt einen Park mit vielen einzelnen Fertigbau-Elementen zu bauen, soll die zusammenhängende Anlage aus Beton, vor Ort gegossen und installiert werden.
Kombiniert werden verschiedene Skate-Elemente, sodass ein abwechslungsreiches Erlebnis entsteht für Sportler, die mit unterschiedlichen Fahrzeugen unterwegs sind: Skateboard, BMX-Rad, Inliner, Scooter oder Rollstuhl. Installiert werden soll die Anlage, zu der noch ein Bolzplatz gehört, im Jahr 2024. (ub)