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PlatzproblemeBergisch Gladbach sucht dringend neuen Standort für 240 Geflüchtete

Lesezeit 3 Minuten
Der Aschenplatz ist zu sehen. Ein Auto parkt dort.

Auf dem brachliegenden Aschenplatz neben der Belkaw-Arena will die Stadtverwaltung eine große Unterkunft zur Unterbringung von Geflüchteten bauen.

Aktuell kommt für eine große Unterkunft nur der alte Sportplatz am Stadion infrage. Zwei Ersatzgrundstücke sind laut Verwaltung vom Tisch.

Die Stadtverwaltung will auf dem brachliegenden Aschenplatz an der Paffrather Straße, direkt neben der Belkaw-Arena, eine dringend benötigte neue große Unterkunft zur Unterbringung von 240 Geflüchteten bauen. Der Plan ist umstritten, weil dem Sport dauerhaft eine Fläche als Parkplatz entzogen wird. Trotzdem scheint daran, kein Weg vorbeizuführen.

Denn zwei Ersatzgrundstücke an der Overather Straße und auf dem Gelände der Bundesanstalt für Straßenwesen sind laut Verwaltung vom Tisch. Die CDU sieht das anders und will in Kürze einen neuen Vorschlag für einen Alternativstandort machen.

Der Druck ist groß. In den kommenden Monaten rechnet die Stadt mit 579 Neuankömmlingen. Die ersten sind schon da: Im Januar gab es 54 Zuweisungen, für Februar werden 31 erwartet, berichtet Claudia Werker, Fachbereichsleiterin Jugend und Soziales, in der Sitzung des Sozialausschusses.

Der Stadtrat soll in der nächsten Sitzung entscheiden

Die Kapazitäten der städtischen Unterkünfte sind aber, wie berichtet, bereits jetzt schon so gut wie ausgeschöpft. Wie es weiter geht, ist offen. Der Grundsatzbeschluss für den Standort an der Paffrather Straße soll in die nächste Sitzung des Stadtrates eingebracht werden. „So ist zumindest der Plan“, sagt Stadtsprecher Patrick Ortmanns.

Als Entscheidungsgrundlage für den Bau einer neuen Asylunterkunft beantwortet die Verwaltung in einer Mitteilungsvorlage offene Fragen. Demnach scheidet das Gelände an der Overather Straße in Bensberg, bekannt als Musculus-Grundstück, aus Kostengründen aus. Eine langfristige Nutzung sei aufgrund baurechtlicher Vorgaben, die für ein Grundstück im Außenbereich gelten, nicht möglich.

Von der Bundesanstalt kommt ein klares Nein

Auch das Nachbargelände stünde nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Der Eigentümer sei zwar bereit, sein Grundstück an die Stadt zu vermieten, aber nur für maximal sechs Jahre. Deshalb rät die Verwaltung davon ab, die Planungen an dieser Stelle weiterzuverfolgen. Die Kosten seien unverhältnismäßig hoch in Bezug zur Nutzungsdauer.

Von der Bundesanstalt für Straßenwesen, kurz Bast, kommt das endgültige Nein. Aus sicherheitstechnischen Gründen sei es ausgeschlossen, dort dienstfremde Personen unterzubringen, heißt es in der Absage der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten als Eigentümerin. Das Bundes-Verkehrsministerium schließt sich dieser Argumentation in seiner Antwort an Bürgermeister Frank Stein an.

CDU will neuen Vorschlag für Standort machen

Aus den Reihen der Politik gibt es am Donnerstagabend keine Reaktionen. Ist der Aschenplatz am Stadion der richtige Platz für Geflüchtete? Und andererseits: wo, wenn nicht hier? Die Verwaltung betont, ihre Suche nach Alternativen sei ohne Ergebnis verlaufen.

Die CDU will sich auf telefonische Nachfrage dieser Zeitung nicht dazu äußern, ob sie ihren Vorstoß, das Bast-Gelände zu nutzen, jetzt ad acta legt. „Wir arbeiten intensiv an einem Konzept und werden Ende der kommenden Woche einen neuen Vorschlag machen“, kündigt CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Metten stattdessen an.

Anlage an der Paffrather Straße soll 14 Millionen Euro kosten

In den bisherigen Debatten bereitete das Projekt einer neuen Unterkunft auf dem alten Aschenplatz allen Fraktionen große Bauchschmerzen, weil dies eine große Einschränkung für den Sport bedeuten würde. Bisher konnten bei Veranstaltungen in der Arena dort 250 Autos parken, nur 40 sollen künftig bleiben.

Die CDU lehnt den Standort noch aus einem zweiten Grund ab: „Die Kosten sind nicht verantwortbar“, sagt Metten. Eine erste Kalkulation der Stadtverwaltung beläuft sich auf insgesamt 14 Millionen Euro. „Das sind bei 240 Bewohnern knapp 60.000 Euro pro Person“, sagt Metten.

Die hohen Kosten begründen sich vor allem in der notwendigen Errichtung der Infrastruktur mit Versorgungsleitungen in Höhe von sieben Millionen Euro sowie für die Schadstoffsanierung für 1,5 Millionen Euro.

Sechs Millionen Euro berechnet die Verwaltung für die Modulbauten, aufgebaut in fünf Häusern. Sie sollen „wohnungsähnlich“ aufgebaut werden – also ohne gemeinschaftlich genutzte Sanitär- und Küchenräume. Somit sei laut Verwaltung eine spätere Vermietung als Sozialwohnungen möglich. Auch die Nutzung im Bereich der Jugendhilfe als stationäre Einrichtung käme infrage.